Blutwerte

Retikulozyten

Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Die Bildung und Entwicklung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) aus Vorläuferzellen (Stammzellen, Progenitorzellen) findet von Geburt an ausschließlich im Knochenmark statt.

Bildnachweis: 123rf.com – Aliaksei Marozau

Bei diesem, mit dem Begriff Erythropoese gekennzeichneten Prozess durchläuft ein Teil der Zellen mehrere Differenzierungsschritte, während der übrige Anteil undifferenziert bleibt. Je weiter die Bildung der roten Blutkörperchen voranschreitet, desto mehr steigt die Fähigkeit zur Bindung von Hämoglobin (eisenhaltiger Blutfarbstoff, der dem Sauerstoff-Transport dient). Die Erythropoese kann dem aktuellen Sauerstoffbedarf angepasst werden, eine Steigerung der Produktion bis zum zehnfachen Wert ist dabei durchaus möglich.

Retikulozyten sind eine Vorstufe der ausgebildeten Erythrozyten (auch jugendliche Erythrozyten genannt). Sie enthalten, im Unterschied zu reifen roten Blutkörperchen, noch RNA (Ribonukleinsäure) und Anteile von Zellorganellen. Mit Abgabe ins Blut aus dem Knochenmark reifen sie innerhalb weniger Tage zum Erythrozyten heran. Der Anteil an Retikulozyten im Blut kann Hinweise geben auf verschiedene Erkrankungen, die einhergehen mit einer gestörten Erythropoese.

Durch eine spezielle Färbemethode lassen sich die Retikulozyten von ihren reifen Geschwistern unterscheiden, die hierbei keine Farbe annehmen. Je nach Bestimmungsmethode zählt man die Retikulozyten im Verhältnis zu den Erythrozyten oder im Verhältnis zu einem Mikroliter bzw. Liter Blut. Hieraus ergibt sich ein (geschlechtsunspezifischer) Referenzbereich.

Die Untergrenze ist definiert mit ca. 5 Retikulozyten pro Mille (= pro 1000 Erythrozyten), die Obergrenze liegt bei 15 Retikulozyten pro Mille. Vereinfacht dargestellt bedeutet dies, dass ein Anteil von ca. einem Prozent Retikulozyten als physiologisch angesehen werden kann, während eine Erhöhung oder Verminderung dieser Zahl auf eine Störung im Organismus hindeutet. Nur Neugeborene und Säuglinge weisen etwas höhere Werte auf.

Eine Bestimmung der Retikulozyten im Blut erfolgt immer dann, wenn Störungen in der Blutbildung vermutet werden oder die Aktivität des Knochenmarks überprüft werden soll. So lassen sich u.a. mögliche Ursachen für eine Anämie (Blutarmut) diagnostizieren. Daneben gibt der Messwert Auskunft über den therapeutischen Nutzen von Folsäure oder Vitamin B12 zur Behandlung einer Mangelanämie. Er dient zusätzlich zur Erfolgskontrolle bei einer Stammzelltransplantation (werden Vorläuferzellen anschließend wieder zu Erythrozyten differenziert?) oder zur Kontrolle des Erythropoetinspiegels.

Erythropoetin ist ein körpereigenes Hormon, welches die Erythropoese steuert und hauptsächlich in der Niere gebildet wird. Die Überwachung des Spiegels ist u.a. notwendig bei Patienten, die auf eine Dialyse angewiesen sind. Daneben kann das Hormon auch über verschiedene Präparate verabreicht werden, wodurch die Zahl der roten Blutkörperchen sich erhöht und zu einer vermehrten Sauerstoffaufnahme führt. Die Auswirkung einer Chemotherapie auf die weitere Blutbildung lässt sich ebenfalls mittels Retikulozytenzahl überprüfen.

Ein Zuviel oder Zuwenig an Retikulozyten ist in den meisten Fällen ein Hinweis auf eine Erkrankung. Weicht der ermittelte Wert nach unten ab, kann dies auf eine verminderte Blutbildung (z.B. bei der aplastischen Anämie) oder einen Mangel an Erythropoetin hindeuten. Bei der Panmyelopathie ist die Blutbildung im Knochenmark gestört, was sich in einem zu niedrigen Retikulozyten-Wert äußert. Dieser ist auch vermindert nach Gabe eines Zytostatikums oder nach einer Strahlentherapie (Behandlungsmethoden bei Krebsleiden).

Prozesse, die zu einer vermehrten Bildung von Erythrozyten führen, können auch den Retikulozyten-Wert deutlich erhöhen. Hierzu zählen u.a. der akute Blutverlust (z.B. durch Verletzung) und chronischer Sauerstoffmangel. Die Hämolyse ist ein natürlicher Prozess im Körper, der dafür sorgt, dass alte Erythrozyten abgebaut werden. Durch verschiedene Störungen (u.a. Immunreaktionen, Intoxikationen, Parasitenbefall, Sichelzellanämie) kann dieser Prozess deutlich erhöht sein, wobei auch gesunde, junge Erythrozyten zugrunde gehen.

Die Anzahl an Retikulozyten ist hier dann im Verhältnis zu den Erythrozyten deutlich erhöht. Zur Behandlung von Mangelanämien werden dem Organismus verschiedene Präparate zugeführt, die die Retikulozytenzahl beeinflussen können. So kommt es u.a. durch die Gabe von Folsäure oder auch Vitamin B12 zu einem Anstieg des Wertes.

Als nicht pathologisch einzustufen ist ein erhöhter Retikulozyten-Wert bei Menschen, die sich über einen längeren Zeitraum in großen Höhen (im Gebirge) aufhalten. Der Organismus versucht hier, sich den vorliegenden Gegebenheiten („dünne“ Luft) anzupassen. Der Wert normalisiert sich relativ zügig, nachdem man in sein gewohntes Lebensumfeld zurückgekehrt ist.

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