Symptome

Herzklopfen oder Herzrasen – Symptome, Ursachen und Behandlung

Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Herzrasen (medizinisch Tachykardie) ist definiert durch eine Herzfrequenz von über 90 Schlägen pro Minute (manche Autoren sprechen auch erst ab 100 Schlägen pro Minuten von einer manifesten Tachykardie), ab 150 Schlägen pro Minuten spricht man von einer ausgeprägten Tachykardie, welche in der Regel überwachungs- und behandlungsbedürftig ist.

Herzrasen kann eine eigenständige Krankheit darstellen, aber meist ist sie ein Symptom von Gemütszuständen oder anderen Krankheiten. Je nach Ursache tritt das Herzrasen phasenweise (paroxysmal) oder durchgehen auf, fließende Übergänge sind ebenfalls möglich.

Symptome

Typischerweise klagen die Betroffenen über ein starkes Herzklopfen (medizinisch als Palpitation bezeichnet), der gefühlte Herzschlag kann bis in die Halsschlagader oder sogar bis in den Kopf zu spüren sein. Ist der Puls dabei unregelmäßig (arrhythmisch) oder liegen vereinzelt Extraschläge vor, so kommt es zu einem spürbaren Herzstolpern, so als ob das Herz kurz aussetzt. Häufig kommt es zu vegetativen Begleiterscheinungen, unter anderem zu Schweiß-ausbrüchen, Schwindel, Benommenheit, Übelkeit und zu starker Unruhe.

Bei längerer Arrhythmie oder bei größeren Pausen zwischen zwei Herzaktionen kann es zu einer Bewusstlosigkeit oder zu neurologischen Ausfällen (hier vor allem Sehstörungen und Sprachstörungen) kommen, welche durch eine Minderdurchblutung des Gehirns auftreten. Prinzipiell sollte jede Tachykardie ärztlich gesehen werden, welche nicht unmittelbar zu erklären ist (z.B. ist ein schneller Puls beim Sport natürlich völlig normal).

Anamnese

In vielen Fällen kann schon eine ärztliche Befragung (die Anamnese) eine mögliche Ursache aufdecken. Zu Beginn wird der Arzt das Herz abhören (zu können z.B. Herzklappen-Erkrankungen (siehe auch: Herzkrankheiten) oder bestimmte Herzrhythmusstörungen durch spezielle Geräuschphänomene erkannt werden), Puls und Blutdruck messen. Ergänzend kann ein EKG, besser noch eine Langzeit-EKG über 24 Stunden, das Herzrasen dokumentieren und spezifische Herzrhythmusstörungen aufdecken. Aber auch Blutuntersuchungen gehören zu der diagnostischen Basis.

Im Verlauf ist ggf. eine Bildgebung sinnvoll, wegweisend sind vor allem ein Röntgenbild des Brustkorbs (z.B. mit der Frage nach Herzvergrößerungen oder Lungenveränderungen) und das Ultraschall vom Herzen (so genannte Echokardiographie mit Darstellung der Klappen, des Herzmuskels und der Auswurfleistung des Herzens).

Die Therapie ist grundsätzlich abhängig von der Ursache, allerdings können kleine Manöver durch eine Aktivierung des hemmenden Parasympathikus die Herzfrequenz senken. Klassische Beispiele sind das Trinken eines sehr kalten Wassers, der Druck auf den Karotissinus (durch Kompression auf die Halsschlagader wird dem Körper ein plötzlicher Blutdruckanstieg vorgetäuscht und so eine Vagusreizung ausgelöst), das Legen eines kalten Waschlappens in den Nacken oder das Valsalva-Manöver, welches auch zum Druckausgleich des Ohres bei Erkältung oder im Flugzeug durchgeführt wird (dabei wird die Nase zugehalten und gegen den Widerstand schnell ausgeatmet).

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Ursachen sowie Therapie und Behandlungsmöglichkeiten

Da das Herz durch viele Faktoren beeinflusst wird, sind auch die Ursachen für Herzrasen und Herzklopfen vielfältig. Die Steuerung der Herzfrequenz erfolgt über das vegetative Nervensystem (der Sympathikus erhöht die Frequenz, um unsere Muskeln vermehrt mit Sauerstoff zu versorgen und um uns so auf einen Kampf oder die Flucht (“fight or flight”) vorzubereiten, der Parasympathikus ist der entsprechende Gegenspieler), verschiedene Kreislaufparameter (so wird z.B. bei einem niedrigen Blutdruck durch eine Frequenzerhöhung das Herzminutenvolumen annähernd konstant gehalten), übergeordnete Gehirnfunktionen und durch verschiedene Hormone.

Liegen keine zusätzlichen oder ursächlichen organisch bedingten Herzrhythmusstörungen vor oder ist die schnelle Frequenz vom Körper sogar gewollt (so genannte Bedarfstachykardie), so handelt es sich in der Regel um eine reine Sinustachykardie. Dabei wird der schnelle Rhythmus direkt von den Schrittmacherzellen im Vorhof vorgegeben, die Frequenz ist ganz regelmäßig und das EKG von der Morphologie her unauffällig. Meistens sind Herzklopfen und Herzrasen völlig harmlos. Jeder erlebt dies im Laufe seines Lebens, z.B. im Rahmen von starken Gefühlsregungen. So lösen Angst, Aufregung (z.B. Lampenfieber oder Prüfungsangst) und Stress situative Tachykardien und Palpitationen aus.

Ebenso sind starke positive Gefühle (z.B. Euphorie, Vorfreude oder Verliebtsein) dazu in der Lage. Ebenfalls völlig physiologisch ist der erhöhte Herzschlag bei körperlicher Betätigung, aber auch bei Babys und Kleinkindern ist die Ruhefrequenz über 90-100 Schlägen pro Minute. In der Regel halten diese Tachykardieformen nur kurz an bzw. sind direkt an die Ursache zeitlich gekoppelt. Ist der Auslöser vorbei, normalisiert sich auch die Frequenz. Doch ebenfalls häufig ist das Herzrasen ein Ausdruck einer organischen Erkrankung am Herzen. Der schnelle Puls wird dabei klinisch in eine harmlosere supraventrikuläre (also aus dem Vorhof entspringende) und eine potenziell gefährliche ventrikuläre (also von den Herzkammern ausgehende) Tachykardie unterteilt.

Die supraventrikulären Tachykardien werden meist im Übergang von dem Vorhof zu der Kammer (in dem so genannten AV-Knoten) gebremst, da dort nicht jede Erregung weitergeleitet wird. Die häufigste Herzrhythmusstörung aus dem Vorhof ist das Vorhofflimmern. Dabei kontrahiert sich dort der Herzmuskel völlig unkoordiniert. Da die Erregungen nur sporadisch vom Vorhof in die Kammer übertreten können, resultiert eine absolute Arrhythmie mit meist schneller Überleitung.

Zum Vorhofflimmern kommt es zum Beispiel bei der koronaren Herzkrankheit, bei Herzklappenerkrankungen (z.B. Verengungen oder Insuffizienzen) oder bei Herzmuskelerkrankungen (z.B. Entzündungen oder Kardiomyopathien).

Meist reicht therapeutisch eine Frequenzkontrolle (durch einen Betablocker oder Digitalis) aus, ggf. muss elektrisch kardiovertiert werden (Neupolung durch einen Elektroschock mit dem Defibrillator) oder eine intensivierte antiarrhythmische Therapie ergänzt werden.

Da sich durch den gestörten Blutfluss im Vorhof Thromben bilden können, welche auf Wanderschaft gehen und dann einen Schlaganfall auslösen können, sollte der Betroffene mit ASS oder bei hohem Risikoprofil mit Marcumar blutverdünnend behandelt werden. Deutlich seltener sind Vorhofflattern (oft im Wechsel mit Vorhofflimmern) und die paroxysmalen (also anfallsartig mit plötzlichem Beginn und Ende auftretenden) Tachykardien ursächlich. Letztere werden in der Regel durch eine zusätzliche (akzessorische) Leitungsbahn zwischen Vorhof und Kammer verursacht, über die es zu einer kreisenden Erregung kommt.

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Typische Beispiele sind das Wolff-Parkinson-White-Syndrom mit Präexzitation und die AV-nodale-Reentry-Tachykardie.

Die ventrikulären Tachykardien gehen meist mit einer gestörten Auswurfleistung des Blutes einher, was sie letztendlich auch so gefährlich macht. Die Maximalvariante ist das Kammerflimmern, bei dem die Herzkammern nur noch asynchron zucken. Es entspricht klinisch einem funktionellen Herzstillstand und erfordert eine sofortige Therapie. Wenn möglich sollte direkt defibrilliert werden, um das Herz umzupolen (mit der Hoffnung, dass das Herz mit einem Sinusrhythmus wieder einsteigt). Sonst muss eine manuelle (durch Beatmung und Thoraxkompressionen im 2:30-Wechsel) und medikamentöse Reanimation erfolgen.

Seltenere ventrikuläre Rhythmusstörungen sind die Torsades de pointes-Tachykardie und das Kammerflattern. Davon abzugrenzen sind einzelne Extraschläge (Extrasystolen), welche völlig harmlos sind und bei jedem Menschen in unterschiedlicher Anzahl auftreten. Oft geben diese jedoch Anlass zu einem Arztbesuch, da sie als beängstigendes Herzstolpern empfunden werden können. Treten allerdings zwei (Couplet) oder drei (Triplet) Extrasystolen in Folge auf, sollte dies als Warnarrhythmie beurteilt werden, da sie schließlich in Salven (mehr als vier Extrasystolen in Folge) und letztendlich ins Kammerflimmern übergehen können.

Anhaltende ventrikuläre Tachykardien sollten mit einem AICD (automatic implantable cardioverter defibrillator, also einem Herzschrittmacher mit eingebautem Defibrillator) oder medikamentös mit z.B. Amiodaron therapiert werden, um einem potenziell tödlichen Kammerflimmern vorzubeugen.

Auch können Kreislaufregulationsstörungen zu Herzrasen und Herzklopfen führen. Nahezu Jedem ist das Herzrasen bei zu niedrigem Blutdruck bekannt. Um das effektive Blutvolumen konstant zu halten, resultiert eine kompensatorische Steigerung der Herzfrequenz.

Typische Beispiele für eine hypotone Tachykardie sind das Herzjagen bei zu schnellem Aufstehen (Orthostase), bei Blutver-lusten, Exsikkose (Austrocknung) oder bei Herzschwäche (z.B. durch eine koronare Herzkrankheit oder bei einer ausgeprägten Lungenembolie). Aber auch ein erhöhter Blutdruck kann mit einer Tachykardie einhergehen.

Bei einer Blutarmut (Anämie, z.B. bei einem Eisenmangel, Knochenmarks-Krankheiten oder chronischen Blutungen) fehlen die Sauerstoffträger im Blut, so dass durch eine gewollte Tachykardie die erhöhte Umverteilungsgeschwindigkeit den Sauerstoffmangel zu kompensieren versucht. Aber auch eine starke Hitzeeinwirkung geht mit Herzrasen und Herzklopfen einher, da sich die Gefäße weiten und das Blut in der Peripherie versackt (z.B. bei einem Sonnenstich oder Hitzschlag). Wieder versucht der Körper durch Sympathikus-aktivierung die Herzfrequenz zu steigern, um die Defizite auszugleichen.

Medikamente und Genussmittel sind ebenfalls häufig ursächlich oder können eine Tachykardieneigung verstärken. So sind Koffein bzw. Teein und Nikotin typische Stimulanzien des zentralen Nervensystems.

Klassische Beispiele für Medikamente, welche ein Herzrasen und Herzklopfen auslösen können, sind die Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin), blutdrucksenkende Medikamente (vor allem Calciumantargonisten und Diuretika), Asthma bzw. COPD herapeutika (diese stimulieren meist entweder den Sympathikus bzw. hemmen den Parasympathikus oder wirken zentral ähnlich dem Koffein) und abschwellende Nasentropfen (enthalten ebenfalls Sympathikusstimulanzien und wirken bei massiver Anwendung auch systemisch).

Auch im Rahmen von Entzündungen ist ein Herzrasen typisch. Allein das Fieber aktiviert den Stoffwechsel entsprechend. Zusätzlich sinkt durch eine Weitstellung der Gefäße der Blutdruck, was die Tachykardieneigung noch verstärkt. Bei der Maximalvariante einer Entzündung, der Blutvergiftung bzw. Sepsis, kann es durch die Kreislaufbelastung bis zu einem Schockzustand kommen. Ganz ähnlich ist der Pathomechanismus in puncto Herzrasen bei der systemischen Allergie. Herzrasen kann aber auch durch Hormon- und Stoffwechselstörungen entstehen. So wird z.B. bei einer Unterzuckerung der Sympathikus aktiviert, da dadurch auch blutzuckersteigernde Hormone ausgeschüttet werden.

Ebenfalls häufig ist eine Tachykardie im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion (z.B. bei einer disseminierten Autonomie, einem hormonproduzierenden Adenom und einer Autoimmunkrankheit mit Hormonproduktion, dem so genannten Morbus Basedow), da die Schilddrüsenhormone stoffwechselanregend wirken. Therapeutisch kann die Schilddrüse durch Medikamente, Bestrahlung oder operativ gebremst werden. Ebenfalls sind Herzstolpern und Herzrasen typische Begleiterscheinungen in den Wechseljahren und in der Schwangerschaft.

Nicht selten sind ebenfalls psychiatrische Krankheiten für eine Tachykardie verantwortlich und sollten immer differentialdiagnostisch berücksichtigt werden. Allerdings darf die Diagnose nur gestellt werden, wenn organische Ursache hinreichend ausgeschlossen worden sind. Klassische Beispiele sind die generalisierte Angststörung, die spezifische Phobie (z.B. eine Agora- oder Spinnenphobie) und das Burnout-Syndrom mit stressbedingter Sympathikusaktivierung. Therapeutisch kommen unter anderem Expositionstraining, Psychotherapie und Psychopharmaka zum Einsatz.

Seltener sind Tumore ursächlich für einen beschleunigten Herzschlag. Der Tumor (dies gilt vor allem für bösartige Neubildungen) aktiviert den Grundumsatz und allgemein den Stoffwechsel des Körpers. Selten kann die Geschwulst auch Hormone oder Neurotransmitter produzieren und ausschütten, welche dann direkt zu einer Tachykardie führen (z.B. Katecholamine bei dem Phäochromozytom oder Serotonin bei dem Karzinoid-Tumor).

Wird trotz ausführlicher Untersuchung keine Ursache gefunden, so spricht man von einer idiopathischen Tachykardie.

Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

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