Blutdruckwerte im Wandel der Zeit
Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Ein konstanter Blutdruck ist für die reibungslose Funktion aller Organe und Gewebe notwendig,
er dient der Zirkulation des Blutes und letztendlich auch der Versorgung des gesamten Organismus mit
Sauerstoff.
Bis Mitte des 19. Jahrhundert ermittelte man den Blutdruck direkt durch Einführen von Messsonden in die
Blutbahnen.
Diese Methode wurde durch spezielle Pulsmesser abgelöst, die eine wage Angabe der Druckverhältnisse zuließen.
Zum Ende des Jahrhunderts entwickelte der italienische Arzt Riva-Rocci ein Gerät, welches detaillierte Angaben zum
Druck in den Gefäßen ermitteln konnte und dabei unblutig angewendet wurde.
Dies war der Prototyp des heute gebräuchlichen Blutdruck-Messgerätes. Dieser staute auf einfache Weise die
Armarterie (Arteria brachialis) und verfügte über ein Quecksilberbarometer. Aus dieser Zeit stammt die heute
weiterhin gebräuchliche Schreibweise RR für Blutdruck (in Anlehnung an Riva-Rocci).
Mit zunehmender Technisierung wurden die Messgeräte in ihrer Bauweise immer feiner, die Angaben immer präziser.
Die heute zum Einsatz kommenden Blutdruckmessgeräte verfügen meist über eine Digitalanzeige und können neben dem
Blutdruck auch den Puls bestimmen.
Die früher von Hand aufgepumpte Blutdruckmanschette wird heute automatisch gespannt. Ein Stethoskop wird dabei
nicht mehr verwendet. Diese Geräte finden auch immer mehr Einsatz im Hausgebrauch und können so Menschen mit
Herzproblemen bei der Ermittlung einer genauen,
tagesaktuellen Medikation dienlich sein.
Zur Ermittlung des Blutdrucks wird das Blut in der Arteria brachialis (durch eine aufgepumpte Staumanschette) am
Weiterfluss gehindert. Durch langsames Ablassen der Luft aus der Manschette wird der Blutweg Schritt für Schritt
wieder freigegeben. Hierdurch entstehen Klopfgeräusche (= Verwirbelungen des Blutes, Korotkow-Geräusche), die sich
mit einem Stethoskop hören lassen. Vereinfacht beschreibt das erste Klopfen den langsam freiwerdenden Weg, das
letzte Klopfen den wieder ausgeglichenen Blutstrom im Gefäß.
Der normale Blutstrom ist vor allem abhängig von der Schlagkraft des Herzens. Dieses kontrahiert (Systole) und
erschlafft (Diastole). Hierbei wird gleichzeitig Blut in den Körperkreislauf ausgestoßen, welches wellenförmig
weitergeleitet wird. Herznah ist der Druck dabei am höchsten, herzfern am niedrigsten. Durch die Blutdruckmessung
ist medizinisch geschultes Personal in der Lage, diese beiden Werte durch Hören der Klopfgeräusche zu bestimmen.
Dabei entspricht das erste Klopfgeräusch der Systole (und somit der Kraft des Herzens), das letzte Klopfgeräusch
der Diastole (= Druck im Kreislauf zwischen zwei Herzschlägen).
So wie sich auch die Messmethoden entwickelt und verändert haben, wurden auch die Normwerte des Blutdrucks den
jeweiligen Epochen und Jahrzehnten angepasst. Dabei fanden neben dem Alter (Kinder haben einen wesentlich
niedrigeren Blutdruck, mit zunehmendem Alter steigt dieser) und dem Geschlecht die
jeweiligen Lebensstandards und Ernährungsgewohnheiten im Mittel sowie die Kultur und das Land
Berücksichtigung.
Das Maß des Blutdrucks ist mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). In vielen europäischen Ländern gelten Werte um
120/80 mmHg als optimal, sie liegen im leicht höhere und niedrigere Werte umfassenden Normbereich.
Werte unterhalb des Normbereichs werden als Hypotonie (niedriger Blutdruck), darüber als Hypertonie (Bluthochdruck) bezeichnet.
In den 70er Jahren sah man vor allem in der Amplitude (Wert von der Systole bis zur Diastole) eine hohe
Wertigkeit in Bezug auf den Kreislauf und drohenden Erkrankungen. Je geringer die Amplitude, desto größer die
Gefahr von Gefäßerkrankungen, Klappeninsuffizienzen, einem Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Die Normwerte lagen etwas höher als heute, ein Wert um 140/80 mmHg war als gut anzusehen. In den 80er Jahren
ließ man von dieser Theorie ab, widmete sich der Systole und der Diastole, um sich in den frühen 90er Jahren erneut
mit der Amplitude zu beschäftigen.
Seit Ende des letzten Jahrtausends betrachtet man wieder hauptsächlich beide Werte. In Europa wurde der Normbereich
des Blutdrucks zwischen 120/80 mmHg und 140/90 mmHg festgesetzt. In Amerika z.B. galten Werte um 140/90 mmHg
bereits als Prähypertonie.
Neueste Erkenntnisse haben dazu geführt, diese Werte noch einmal zu überarbeiten. Besonders eine zunehmende
Fehlernährung in Verbindung mit Übergewicht hat hierzu beigetragen. Man definiert den Bluthochdruck als
Wohlstandskrankheit. Zusätzlich haben auch viele Organerkrankungen und Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen) sowie Medikamente, Nikotinkonsum, Alkohol,
Temperatur- und Klimaschwankungen Einfluss auf den Blutdruck.
Heute rät man bereits ab Werten um 130/85 mmHg zu einer medizinischen Abklärung (in Anlehnung an die
amerikanischen JNC-VII-Richtlinien) und unterteilt die Hypertonie in mehrere Kategorien, die mit einer zunehmenden
Lebensgefährdung einhergehen.
Werte oberhalb 130/85 mmHg und unterhalb 140/90 mmHg kennzeichnen die leichte Hypertonie, die
durch Änderung der Lebensgewohnheiten behandelt werden kann.
Als Hypertonie I gelten Werte bis 160/100 mmHg (zusätzliche medikamentöse Therapie). Die
Hypertonie II umfasst Werte bis 180/110 mmHg (es drohen lebenseinschränkende Folgeerkrankungen).
Werte oberhalb 180/110 mmHg sind hochgradig lebensgefährdend.
Im Vergleich mit anderen Ländern (ermittelt durch das Robert Koch Institut, RKI, 2005) zeigt sich, dass der
durchschnittliche Blutdruck bei Probanden um das 35. Lebensjahr in Deutschland, England, Finnland, Italien,
Schweden und Spanien bei 136/83 mmHg und in den USA sowie Kanada bei 127/77 mmHg liegt. Gleichzeitig steigt der
Blutdruck mit dem Alter in europäischen Ländern höher an als in Nordamerika. Dort finden sich die höchsten
Blutdruckwerte bei Menschen mit schwarzer Hautfarbe.
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 31.07.2012 aktualisiert
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