Kortison – kaum ein Medikament hat eine so gespaltene Reputation. Auf der einen Seite wird es als mächtige Waffe gegen Entzündungen gefeiert, auf der anderen Seite für seine Nebenwirkungen gefürchtet. Besonders die hochdosierte Kortison-Stoßtherapie steht immer wieder in der Kritik. Sie kann akute Schübe von Autoimmunerkrankungen unterdrücken – doch zu welchem Preis?

Kaum jemand spricht darüber, was nach der Therapie passiert. Was, wenn die Symptome zurückkehren? Was, wenn die „Rettung“ zur tickenden Zeitbombe für den eigenen Körper wird?

Wer Kortison erhält, bekommt selten die volle Wahrheit zu hören: über die Risiken, über die möglichen Alternativen, über die langfristigen Folgen. Dabei gäbe es Wege, das Entzündungsgeschehen zu beruhigen, ohne den Körper mit brachialen Mitteln in die Knie zu zwingen.

Genau darum geht es in diesem Artikel. Was bewirkt eine Kortison-Stoßtherapie wirklich? Welche Risiken sollte man nicht unterschätzen? Und gibt es natürliche Möglichkeiten, um Entzündungen so zu regulieren, dass Kortison gar nicht erst nötig wird?

Was ist die Kortison-Stoßtherapie?

Die Kortison-Stoßtherapie ist eine kurzzeitige, systemische Behandlung mit hoch dosiertem Kortison (Glukokortikoiden).  [1] [2]

Ziel dieser Therapieform ist es, eine akute Entzündung oder eine Verschlechterung einer Autoimmunerkrankung zu bekämpfen. Daher wird diese Stoßtherapie bei diesen Indikationen eingesetzt.

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Verfahren und Nebenwirkungen

Die Kortison-Stoßtherapie wird üblicherweise als intravenöse Infusion über drei bis maximal fünf Tage durchgeführt. Als Dosis werden ca. 1000 mg täglich verabreicht. In extremen Fällen wird die Therapie um weitere fünf Tage verlängert.

Aber es treten häufig beträchtliche Nebenwirkungen unter der Therapie auf. Kortison schwächt das Immunsystem, was einen Einsatz bei einer gleichzeitig bestehenden Infektion ausschließt (siehe „Kontraindikationen“). Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Magen-Darm-Geschwüre
  • Hypertonie
  • Diabetes
  • Osteoporose
  • Hautveränderungen
  • Wundheilungsstörungen
  • Übelkeit
  • Kopfschmerzen

Darum setzen die Therapeuten, die eine Kortison-Stoßtherapie bei ihren Patienten durchführen wollen, Schmerzmittel und andere NSAR (nicht-steroidale Anti-Rheumatika) ab, um die Gefahr von Magen-Darm-Problemen zu minimieren. Eine gleichzeitige Gabe von hoch dosiertem Kortison und NSAR erhöht zudem die Gefahr von Blutungen, die tödlich enden könnten.

Wegen der Gefahr ernsthafter Nebenwirkungen sollten während und nach der Kortison-Stoßtherapie regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Dazu gesellt sich die Notwendigkeit, gegen Ende der Behandlung die Dosierung des Kortisons nur langsam zu reduzieren.

Kontraindikationen

Wie bereits erwähnt, ist eine bestehende Infektion eine Kontraindikation für die Stoßtherapie, da die mit der Therapie einhergehende Schwächung des Immunsystems einen idealen Nährboden für die Infektion bieten würde und der Organismus keinen Schutz vor der Ausbreitung der Infektion mehr haben würde. Aber es gibt noch weitere Kontraindikationen, wie:

  • Allergien gegen Kortison
  • Bestehende Magen-Darm-Geschwüre
  • Psychische Störungen
  • Reaktivierbare Tuberkulose

Es ist selbstverständlich, dass diese Therapie nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden darf. Vor der Therapie sollte der Patient gewissenhaft zu den möglichen Nebenwirkungen und Risiken aufgeklärt werden.

Ist die Kortison-Stoßtherapie „alternativlos“?

Wie bereits ausgeführt, geht es bei dieser Therapie um die Bekämpfung von starken Entzündungen und Autoimmunerkrankungen. Das macht vielleicht in etlichen Fällen eine derartige Therapie unumgänglich, um akute Zustände zu behandeln und weitere Schäden zu vermeiden.

Aber was ist nach der Stoßtherapie? Was ist, wenn das Leiden nach einigen Wochen oder Monaten wieder erneut aufflammt? Kann man unendlich oft die Kortison-Stoßtherapie zum Einsatz bringen, ohne durch diese selbst einiges an Schäden zu verursachen? Wenn nein, was kann man tun, um ein erneutes Aufflammen zu verhindern?

Wie Entzündungen natürlich therapiert und prophylaktisch behandelt werden können, um das Risiko für die Notwendigkeit einer Kortison-Stoßtherapie deutlich zu senken, habe ich in diesem Beitrag diskutiert: [5]

In diesem Beitrag erwähne ich eine interessante Substanz, die unter anderem in der Muttermilch enthalten ist: Lactoferrin. Wegen genau dieser Substanz empfehle ich allen Müttern, ihre Säuglinge mindestens ein Jahr zu stillen, um die vorteilhaften Eigenschaften dieser Substanz bei der Verhinderung von Infektionen und Entzündungen für die Kleinen in Anspruch zu nehmen.

Aber was hat diese Substanz mit Entzündungen und Infektionen zu tun? Einiges, würde die saloppe Antwort lauten.

Lactoferrin

Lactoferrin, auch bekannt als Lactotransferrin, ist ein multifunktionelles Protein, das im menschlichen Körper vorkommt. Es ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Eisenspiegels im Körper. Die Substanz hat eine Reihe von interessanten Aufgaben im Organismus, die es unersätzlich machen, als da sind:

  • Lactoferrin ist ein glykolyiertes Protein mit einer Molekülmasse von etwa 80 kDa.
  • Es besteht aus einer Polypeptidkette mit etwa 700 Aminosäuren und bildet zwei gleichartige globuläre Domänen.
  • Lactoferrin hat enyzmatische Aktivität und kann als Serinprotease und Nuklease fungieren.
  • Es ist ein Eisenchelator und kann zwei Metallionen binden, insbesondere Eisen, Zink und Kupfer. Dieser Eigenschaft verdankt es auch seine antibakteriellen Eigenschaften, indem es den pathogenen Bakterien das für deren Überleben notwendige Eisen entzieht.
  • Lactoferrin unterstützt den Eisentransport und reguliert den Eisenspiegel im Körper.
  • Es hat antimikrobielle und antivirale Eigenschaften und kann die Aktivität von Bakterien und Viren hemmen.
  • Lactoferrin ist ein wichtiger Bestandteil der Immunantwort und kann die Entzündungsreaktionen
  • Es wird in verschiedenen Körperflüssigkeiten wie Muttermilch, Speichel, Tränenflüssigkeit und Schweiß gefunden und spielt auch in den Granula der neutrophilen Granulozyten eine Rolle.

Lactoferrin wird in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt, um Entzündungen und Infektionen zu behandeln – womit wir wieder beim „Thema“ wären…

Lactoferrin scheint so effektiv bei der Verhinderung von Entzündungen zu sein, dass es sogar in der Lage ist, das Auftreten von Sepsen (bei Neugeborenen) zu verhindern. Dies zeigte eine Studie aus dem Jahr 2009. [6]

Eine Arbeit von 1999 beschrieb bereits damals die antibakterielle und entzündungshemmende Kapazität von Lactoferrin folgendermaßen: [7]

Das vom Organismus produzierte Lactoferrin wirkt antimikrobiell, entweder durch Chelatbildung von Eisen oder durch Destabilisierung von Bakterienmembranen. Außerdem moduliert Lactoferrin den Entzündungsprozess, indem es vor allem die Freisetzung von Zytokinen aus Monozyten verhindert und die Proliferation und Differenzierung von Immunzellen reguliert.

Die Autoren der Arbeit schlussfolgern, dass diese Beobachtungen stark darauf hindeuten, dass Lactoferrin eines der Schlüsselmoleküle ist, die die Entzündungsreaktion modulieren.

Im Jahr 2019 wussten italienische Wissenschaftler dieses zu Lactoferrin zu berichten: [8]

Lactoferrin, ein kationisches Glykoprotein, das zwei Eisen pro Molekül chelatieren kann, wird von exokrinen Drüsen und Neutrophilen synthetisiert. Seit der ersten antimikrobiellen Funktion, die Lactoferrin zugeschrieben wurde, sind mehrere Aktivitäten entdeckt worden, darunter auch die relevante entzündungshemmende, die vor allem mit der Herunterregulierung von proinflammatorischen Zytokinen wie IL-6 verbunden ist.

Da hohe IL-6-Spiegel an Störungen der Eisenhomöostase beteiligt sind, wird Lactoferrin als wirksamer Regulator der Eisen- und Entzündungshomöostase angesehen. Hier wurde die Rolle von Lactoferrin bei aseptischen und septischen Entzündungen untersucht. Insbesondere im Zusammenhang mit aseptischen Entzündungen, wie Entzündungsanämie, Frühgeburt, Alzheimer und Typ-2-Diabetes, reduziert die Verabreichung von Lactoferrin die lokale und/oder systemische Entzündung.

Darüber hinaus führt die orale Verabreichung von Lactoferrin durch die Senkung von IL-6 im Serum zu einer Umkehrung von Störungen der Eisenhomöostase. In Bezug auf septische Entzündungen, die bei Chlamydia trachomatis-Infektionen, Mukoviszidose und entzündlichen Darmerkrankungen auftreten, übt Lactoferrin neben der entzündungshemmenden Wirkung auch eine signifikante Aktivität gegen bakterielle Adhäsion, Invasion und Kolonisierung aus.

Hier eine Studie aus Mexiko aus dem Jahr 2017: [9]

Bemerkenswert ist, dass Lactoferrin auch immunmodulatorische Aktivitäten aufweist, die eine Hoch- und Herunterregulierung von angeborenen und adaptiven Immunzellen bewirken und zur Homöostase von Schleimhautoberflächen beitragen, die einer Vielzahl von mikrobiellen Erregern ausgesetzt sind, wie z. B. der Magen-Darm-Trakt und die Atemwege.

Obwohl der Entzündungsprozess für die Bekämpfung invasiver Infektionserreger unerlässlich ist, führt die Entwicklung einer exazerbierten oder chronischen Entzündung zu Gewebeschäden mit lebensbedrohlichen Folgen.

In dieser Übersichtsarbeit werden neuere Erkenntnisse aus In-vitro- und In-vivo-Modellen für Infektionen des Darms, der Lunge, der Mundhöhle, der Brustdrüse und der Leber vorgestellt, die experimentelle Belege für die therapeutische Rolle von menschlichem und bovinem Lactoferrin bei der Förderung einiger Entzündungsparameter und beim Schutz vor den schädlichen Auswirkungen bakterieller, viraler, pilz- und protozoenassoziierter Entzündungen liefern.

Dieses neue Wissen über die Immunmodulation von Lactoferrin ebnet den Weg für eine wirksamere Gestaltung von Behandlungen mit nativen oder synthetischen Lactoferrin-Derivaten, die zur Verringerung immunvermittelter Gewebeschäden bei Infektionskrankheiten nützlich sein könnten.

Eine chinesische Arbeit aus dem Jahr 2023 bestätigt diese Beobachtungen, allerdings „nur“ an Mäusen, die an der Vogelgrippe erkrankt sind. Hier wurden interessante Beobachtungen gemacht: [10]

Die H5N1-Infektion führte zu einer Schädigung der Lunge und des Darms der Tiere, sowie zu einem Ungleichgewicht der Darmmikrobiota, wodurch die Häufigkeit pathogener Bakterien wie Helicobacter pylori und Campylobacter deutlich anstieg.

Der Verzehr von Lactoferrin in der Ernährung linderte die Lungenschädigung und stellte die durch die H5N1-Infektion verursachte Herunterregulierung des INAVA-Gens (ein Gen in Verbindung mit entzündungsbasierten Erkrankungen, wie Morbus Crohn, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, MS, Colitis ulcerosa etc.) und die Darmdysfunktion wieder her.

Lactoferrin verringerte nicht nur die Lungen- und Darmverletzungen, sondern linderte auch Entzündungen und kehrte die Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmmikroflora um, während es die Fülle der nützlichen Bakterien erhöhte. Darüber hinaus brachte Lactoferrin die Darmmikrobiota wieder ins Gleichgewicht und stellte die intestinale Homöostase teilweise wieder her.

Diese Studie zeigte, dass Lactoferrin seine Wirkung auf den Darmtrakt ausübt, was zu einer Verbesserung der Darmmikrobiota und zur Wiederherstellung der Integrität der Darmwand und des Lungengewebes führt. Diese Ergebnisse unterstützen die Vorstellung, dass Lactoferrin ein vielversprechender Kandidat für die systemische Behandlung der Influenza sein könnte, indem es lokal auf den Darm und die Mikrobiota wirkt.

Eine 2021 veröffentlichte Studie zeigte die Wirksamkeit von Lactoferrin bei der Verhinderung von Anämien und Entzündungen bei schwangeren Frauen. [11]

Die Autoren betonen sogar noch einmal am Schluss ihrer Ausführungen, dass Lactoferrin als Nahrungsergänzungsmittel problemlos erhältlich ist und zudem im dem Ruf steht, sicher für den menschlichen Verzehr zu sein.

Fazit

Die Kortison-Stoßtherapie kann akute Entzündungen eindämmen, doch sie heilt nichts – sie unterdrückt nur Symptome. Die Nebenwirkungen sind oft gravierend, und wer einmal damit beginnt, steht schnell vor der Frage: Was kommt danach? Eine Entzündung, die immer wieder aufflammt, kann nicht allein mit immer neuen Dosen Kortison bekämpft werden, ohne den Körper dafür teuer bezahlen zu lassen.

Es gibt Alternativen. Nicht von heute auf morgen, nicht mit einer einzigen Pille – aber mit einem Ansatz, der den Körper stärkt, statt ihn auszubremsen. Wer Entzündungen versteht und sie an der Wurzel packt, kann langfristig gesünder leben, ohne sich in die Abhängigkeit von Medikamenten zu begeben, die mehr Schaden anrichten, als sie verhindern. Die Entscheidung liegt bei jedem selbst – doch sie sollte auf Wissen beruhen, nicht auf blindem Vertrauen.

Noch ein Fazit zum Lactoferrin:

Lactoferrin scheint bei schweren Entzündungen besonders wirksam zu sein, sowohl in der Therapie, als auch zur Prophylaxe. Es ist sogar anzunehmen, dass der Einsatz von Lactoferrin bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für Entzündungen und daraus folgend die Notwendigkeit für Kortison-Stoßtherapien zu einer Abnahme von Entzündungen und notwendigen Interventionen führen könnte.

Die Tatsache, dass die Einnahme von Lactoferrin als Nahrungsergänzungsmittel unproblematisch ist, empfiehlt diese Alternative bevor man zur Kortison-Keule greift.

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Quellen: 

Dieser Beitrag wurde am 07.03.2025 erstellt.