Fruktoseintoleranz
Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Fruchtzucker (Fructose, Fruktose) kommt in einer Vielzahl unserer täglichen Lebensmittel vor. Es ist nahezu
unmöglich, gänzlich auf die Zufuhr dieses Zuckers zu verzichten. Dies ist vor allem für die Menschen von Bedeutung,
die unter einer Fruktoseintoleranz leiden.
Fruktoseintoleranz beschreibt die Unverträglichkeit des Organismus Fruchtzucker zu verwerten. Die genaue
Entstehung dieser Störung ist noch nicht vollständig geklärt. Zu unterscheiden von der hereditären
Fruktoseintoleranz ist die weltweit häufig in Erscheinung tretende Fruktose-Malabsorption (auch intestinale
Fruktoseintoleranz genannt), bei der die Resorption gestört ist. Betroffene können die aufgenommene Fruktose nur zu
einem gewissen Prozentsatz verdauen. Bei der intestinalen Form liegt ein Defekt des Transportmoleküls GLUT5 vor.
Hierdurch ist die Fruktoseaufnahme vermindert, was im Verlauf zu Blähungen und Durchfällen führt.
Neuere Studien gehen davon aus, dass ca. 30 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland unter einer der beiden
Formen von Fruktoseintoleranz leiden, wobei die Malabsorption wesentlich häufiger in Erscheinung tritt. Weltweit
gilt diese Stoffwechselstörung jedoch
weiterhin als eher selten. Bei der hereditären Form ist durch Mutation ein spezifisches Gen so verändert, dass die
Produktion des wichtigen Enzyms Aldolase B (Fruktose-1-Phosphat-Aldolase) nicht erfolgen kann. Im gesunden
Organismus sorgt Aldolase B dafür, dass Fruktose in Blutzucker umgewandelt wird und so der Energiegewinnung dient.
Die Genmutation verhindert diesen Prozess, wodurch aufgenommene Fruktose im Organismus gespeichert (abgelagert)
wird. Es kommt zu einer Anreicherung vor allem im Bereich von Leber, Nieren und Darm und kann im schlimmsten Fall
zu einer Schädigung bzw. Zerstörung dieser Organe führen.
Auch die Herstellung von Phosphat, welches zur Freisetzung von in der Leber gespeichertem Zucker benötigt wird,
ist gestört. Es droht eine Unterzuckerung mit
weitreichenden Folgen für den gesamten Organismus.
Bereits im Säuglingsalter kann es zu ersten Symptomen kommen, die auf eine Fruktoseintoleranz hindeuten. Bedingt
durch die noch sehr geringe Ausprägung des Immunsystems sowie den allgemein noch sehr schwach entwickelten
Organismus kann der Kontakt mit Fruktose bei den Neugeborenen akut ernsthafte und zum Teil lebensbedrohliche
Auswirkungen haben. Aus diesem Grund ist die Ernährung mit Muttermilch in den ersten Lebensmonaten besonders
wichtig. Muttermilch enthält keine Fruktose. Je älter das Kind ist, desto „besser“ kann es eine Aufnahme von
Fruktose kompensieren.
Die unmittelbaren Anzeichen einer Fruktoseintoleranz zeigen sich in der Regel direkt nach der Aufnahme von
Fruktose (= Akutphase). Hierzu zählen Übelkeit,
Erbrechen, Bauchkrämpfe, Blähungen, Völlegefühl, vermehrtes Aufstoßen,
Durchfall, Schweißausbruch, blasse oder fahle Gesichtsfarbe, Unruhe,
zittrige Glieder sowie die mögliche Unterzuckerung (Hypoglykämie).
In sehr ausgeprägten Fällen kann es zu einer Bewusstseinseintrübung, Krampfanfällen oder auch zum Koma
kommen.
Werden keine geeigneten Maßnahmen ergriffen können sich die Beschwerden chronisch ausbilden. Die möglichen
Folgen können von dramatischem Ausmaß sein. So kann eine Fruktoseintoleranz bereits im Kindesalter zu einem
verminderten Wachstum oder deutlichem Untergewicht führen. Bei Erwachsenen drohen u.a. die Vergrößerung der Leber
(Hepatomegalie) sowie die Übersäuerung des Organismus (Azidose). Spätfolge kann eine Zerstörung von Leber- oder
Nierengewebe mit daraus resultierender Leberzirrhose, einem Nierenverlust
bzw. auch totalem Organversagen sein.
Bei der Fruktoseintoleranz reicht nicht allein der Verzicht auf fruktosehaltige Lebensmittel. Auch Saccharose
(Haushaltszucker) ist zu meiden, da dieser aus Glukose und Fruktose besteht. Sorbitol (ein Zuckeraustauschstoff)
wird in der Leber zu Fruktose umgewandelt und darf daher ebenfalls nicht verwendet werden.
Da die Symptome der Fruktoseintoleranz eher unspezifisch sind, dauert es vielfach sehr lange, bevor eine
eindeutige Diagnose gestellt werden kann. Das hervorgerufene Beschwerdebild ähnelt dem vieler Erkrankungen, die
z.B. mit einer Störung im Magen-Darm-Bereich einhergehen. Auszuschließen sind u.a. das Reizdarmsyndrom,
entzündliche Darmerkrankungen oder auch verschiedene Leberleiden.
Bei der Diagnostik ist die Ernährungsweise von Belang. Kohlsorten, Hülsenfrüchte oder auch Vollkornprodukte z.B.
können akut identische Beschwerden (vor allem im Bereich des Darms) verursachen.
Das Blutbild liefert keine eindeutigen Angaben in Richtung
Fruktose. Bei einem ersten Verdacht muss der behandelnde Arzt unterscheiden zwischen einer Malabsorption und der
hereditären Fruktoseintoleranz. Die Malabsorption kann mittels Atemtest nachgewiesen werden. Hierzu trinkt die
betroffene Person (in nüchternem Zustand) eine Fruktoselösung. Anschließend wird in ein spezielles Messgerät
geblasen, welches den Wasserstoffgehalt der Atemluft misst. Hieraus lässt sich (vereinfacht dargestellt) ableiten,
in wie weit Fruktose vom Organismus aufgenommen und regelhaft verwertet wird.
Bei einer hereditären Intoleranz ist dieses Testverfahren kontraindiziert, da die Zufuhr hoher Dosen an Fruktose
schwerwiegende Folgen für die betroffene Person haben kann. Hier wird zunächst das Blutbild analysiert. In einem
weiteren Schritt erstellt der Arzt eine fruktosefreie Diät. Nach einem festgelegten Zeitraum wird das Blut erneut
ausgewertet. Hierbei lässt sich in der Regel eine deutliche Besserung bestimmter Laborparameter feststellen. Zudem
mildern sich häufig auch die Beschwerden. Im fortgeschrittenen Stadium kann das Blutbild zudem Aufschluss geben
über mögliche Organstörungen, zum Beispiel der Leber (unter anderem erhöhter Bilirubinwert). Die Kontrolle des Urins liefert unter
Umständen. einen erhöhten Zuckergehalt oder den Nachweis von Albumin (Eiweißstoff). Durch eine Leberbiopsie unter
örtlicher Betäubung kann die Aktivität des Enzyms Aldolase B nachgewiesen werden.
Menschen mit der Diagnose Fruktoseintoleranz haben keine andere Wahl, als einer auf sie abgestimmten Diät zu
folgen. Dies bedeutet den Verzicht auf alle Lebensmittel, die Fruktose, Saccharose und auch Sorbitol beinhalten.
Während die Auswirkungen auf den Organismus bei Menschen mit einer Fruktose-Malabsorption eher gering sind (diese
Form ist nicht lebensbedrohend), ist es bei der hereditären Form äußerst wichtig, die Diät so gut wie möglich
einzuhalten.
Die Umsetzung erscheint schwierig angesichts der Tatsache, dass Fruktose und Saccharose aus dem täglichen Leben
kaum wegzudenken sind. Und auch viele Getränke beinhalten diese Zucker oder Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit
oder Mannit.
Eine Diät beinhaltet u.a. den Verzicht auf Süßigkeiten, Honig, Invertzucker, Inulin (ist z.B. in Artischocken zu
finden), Alkohol, Light-Getränke, Säfte, Limonaden, Eis, Marmelade, Obst, Sirup, die meisten Wurstsorten, einige
Käsesorten, Saucen, Gewürzmischungen, Knoblauch, Senf und Essig.
Zu beachten ist daneben auch, dass viele Medikamente Fruktose, Saccharose oder Sorbitol beinhalten und somit
ebenfalls zu meiden sind.
Eine gesicherte Diagnose ist von großem Vorteil. Je eher diese gestellt ist, desto besser ist das für den
Organismus. Lernt man, mit den aufgestellten Verhaltensregeln zu leben, gehen in den meisten Fällen die Beschwerden
nach und nach verloren, bessert sich die Lebensqualität deutlich. Eine bereits erfolgte Zerstörung von Organgewebe
kann hierdurch jedoch nicht rückgängig gemacht werden.
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 12.11.2015 aktualisiert
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