Kreuzallergie
Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Leiden Sie vielleicht an einer Kreuzallergie - und wissen es vielleicht gar nicht?
Viele Allergiker reagieren nicht nur auf eine Pollenart oder ein Nahrungsmittel (= Hauptallergen) allergisch,
sondern nach einiger Zeit auch auf andere Pollen, Nahrungsmittel und weitere Naturprodukte.
Diese „Folgeallergie” nennt die Medizin "Kreuzallergie", die auslösenden Fremdstoffe heißen daher
Kreuzallergene.
Bemerkenswert ist dabei, dass bereits beim ersten Kontakt mit dem Kreuzallergen eine Reaktion erfolgt. Wirksam
sind dabei Antikörper, die gegen das Hauptallergen gebildet wurden und daher schon im Organismus vorliegen. Diese,
hier sind es die IgE-Antikörper (Immunglobuline E), binden sich an die Kreuzallergene, die dem Hauptallergen
stofflich sehr ähnlich sind. Allergene sind, wie andere Antigene auch, Makromoleküle wie Proteine, Lipide und
Kohlehydrate.
Ausgelöst und bestimmt wird die Kreuzallergie stets durch das Immunogen, das Allergen der Hauptallergie. Auch
die spezifischen Moleküle des korrespondierenden Auslösers (Kreuzallergen) werden „Allergen“ genannt. Immunogene
sind diese Kreuzallergene allerdings nicht, weil sie die Immun-Antwort nicht ursprünglich verursacht haben. Die
Antikörper resultieren nur aus dem Kontakt mit dem Hauptallergen (Immunogen).
Ein Beispiel für solche Kreuzallergene ist das Profilin, ein in vielen Zellen vorkommendes Protein, das ähnliche
Abschnitte hat wie einige Hauptallergene. Da Profilin in vielen Pflanzen- und Tierprodukten vorkommt, ist es für
viele Kreuzallergien verantwortlich.
Kreuzallergien zeigen sich mit denselben Symptomen wie Allergien im Allgemeinen, oft aber in gesteigerter Form.
Entzündungszeichen treten auf wie Schleimhautschwellung und Rötung, Jucken, Schmerzen und dem typischen
Quinke-Ödem. Gefäßentzündungen und Ekzeme sind ebenfalls nicht selten. Im Extremfall kommt es zum anaphylaktischen
Schock.
Bei Kreuzallergien entstehen bisweilen recht ungewöhnliche, zum Beispiel eine Kreuzallergie gegen Birkenpollen
und Kirschen oder eine Kreuzallergie gegen Früchte wie Kiwi, Banane, Ananas und Maronen mit gleichzeitiger
Allergie gegen Latex (Gummi). Eine Allergie gegen Milbenkot („Hausstauballergie“) kann auch heftige Reaktionen beim
Verzehr von Krebsfleisch, Muscheln oder Schnecken auslösen. Die Überempfindlichkeit gegen Schimmelpilze hat einen
besonderen notfallmedizinischen Aspekt: Die Allergie gegen Aspergillus und Verwandte führt oft auch zu
immunologischen Überreaktionen bei der Behandlung mit Penicillin.
Hier besteht ein hohes Risiko des anaphylaktischen Schocks, der das Worst-Case-Szenario jeder Allergie
darstellt. Verwunderlich ist diese Kreuzallergie hingegen nicht, denn das Antibiotikum ist ein Stoffwechsel-Produkt
des Pinselschimmels (Penicillium).
Am häufigsten ist freilich die pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie, die von einer Pollenallergie ausgeht
und sich dann auf einzelne Lebensmittel ausweitet. Eine Hauptallergie gegen die Pollen des Wiesenlieschgrases führt
oft zur Kreuzallergie gegen Pfirsiche, Zwiebeln, Tomaten und Kiwis. Eine Roggenpollen-Allergie ist häufig
assoziiert mit entsprechenden Schwierigkeiten beim Verzehr anderer Getreide wie Weizen, Mais und Hafer aber auch
Kiwis.
Doch auch der umgekehrte Fall kommt vor, wenn eine Hauptallergie gegen Lebensmittel nach einiger Zeit
spezifische Pollenallergien nach sich zieht. Beispielsweise ist die Überempfindlichkeit gegen Aprikosen oder Ananas
teils verbunden mit Allergien gegen Birken- und einigen Gräserpollen.
Nicht selten ist es aber auch eine Lebensmittel-Hauptallergie, die dann auch andere Nahrungsmittel als
Kreuzallergie mit erfasst. Wer beispielsweise auf Kartoffeln allergisch reagiert, sollte auch mit Äpfeln vorsichtig
sein. Bemerkenswert ist hier die Kreuzallergie von Sojabohnen und Schweinefleisch. Dies soll nur dann zur Reaktion
führen, wenn die Tiere mit Sojabohnen gefüttert wurden. Kann eine Sojamast ausgeschlossen werden, darf das Fleisch
ohne Bedenken verzehrt werden.
Eine Kreuzallergie entwickelt sich nicht zwangsläufig. Nicht alle Menschen mit Birkenpollen-Allergie sind auch
empfindlich gegen Erdbeeren oder Kirschen. Nur 60 % der in Frage kommenden Patienten bilden diese Kreuzallergie
aus. Warum das so ist, ist im Einzelnen noch nicht geklärt. Bekannt ist jedoch, warum bei einer bestehenden
Kreuzallergie manchmal eine Reaktion erfolgt und ein anderes Mal nicht. So können die Kreuzallergene bei
unterschiedlichen Apfelsorten genetisch voneinander abweichen.
Hat sich im Laufe der Pflanzenzucht das allergene Protein strukturell verändert, kann es von den Antikörpern
nicht mehr erkannt werden und eine allergische Reaktion unterbleibt. Schützen kann man sich gegen Allergene dann,
wenn es sich um Eiweiße handelt. Proteine verlieren beim Kochen ihre Struktur und sind so nicht mehr als Antigene
aktiv. Früchte wie Steinobst oder Äpfel können dann als Kompott unbedenklich verzehrt werden.
Allergien und deren korrespondierenden Kreuzformen können mit verschiedenen Verfahren diagnostiziert werden.
Fast jeder hat wohl schon einen Prick-Test durchführen lassen. Dabei trägt der Arzt Lösungen mit den Allergenen
tröpfchenweise auf den Unterarm auf. An diesen Stellen sticht der Arzt nun die Haut mit einer kleinen Lanzette an
und beobachtet, ob sich hier punktuell Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung) zeigen. Eleganter sind
Blut-Analysen, die spezifische IgE-Globuline nachweisen. Dazu gehört der Radio-Immuno-Sorbens-Test (RIST) und
der Radio-Allergo-Sorbens-Test (RAST). Neuere Verfahren sind der Enzym-Immunoassay (EIA) und der
Fluoreszenz-Enzym-Immunoassay (FEIA).
Nicht alle Allergien und Kreuzallergien können mit diesen Methoden festgestellt werden. Denn für jede spezielle
Immun-Reaktion, also für jedes einzelne Allergen, muss ein spezifischer Test verfügbar sein. In Anbetracht der
immensen Vielzahl möglicher Allergene in unserer Umwelt ist dies schlicht nicht machbar (und wäre wohl auch nicht
wirtschaftlich realisierbar).
Bei Lebensmitteln und Kontaktallergien kann der Patient selber entscheidende Hinweise liefern. Hier können auch
eigene Provokations-Tests durchgeführt werden. Vor und nach dem Allergen-Kontakt wird der Puls gezählt und
verglichen. Ein Anstieg um 10 Herzschläge pro Minute deutet auf eine Allergie
hin.
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 02.03.2017 aktualisiert
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