Bauchspeicheldrüsen-erkrankungen Verständlich Erklärt
Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt retroperitoneal (hinter dem mit Fell ausgekleideten Bauchraum) vor der
Wirbelsäule und befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Magen und Darm. Das ca. 80 g schwere Organ wird dabei in
Kopf (Caput), Körper (Corpus) und Schwanz (Cauda) unterteilt.
Unter physiologischen Bedingungen produziert die Drüse Hormone für die Verdauung, die direkt ins Blut abgegeben
werden (= endokrine Funktion). Die hier gebildeten Enzyme (exokrine Funktion) werden (z.T. als inaktive Vorstufe)
nach Abgabe umgewandelt oder dienen direkt ihrer eigentlichen Bestimmung, z.B. eiweißspaltende Enzyme (Trypsin,
Chymotrypsin), Stärke-spaltende Enzyme (Amylase), Fett-spaltende Enzyme (Lipase) und Nukleinsäure-(NS)-spaltende
Enzyme (Ribonuklease).
Während der exokrine Bereich des Pankreas relativ groß entwickelt ist, ist der endokrine (hormonproduzierende)
sehr klein. Mit einem Anteil von ca. 80 Prozent wird hier das wichtige Hormon Insulin gebildet (in der Cauda,
Inselzellen), weitere Hormone dienen u.a. der Bauchspeicheldrüse selbst oder regulieren die Hormonausschüttung.
Bedingt durch seine vielfältigen endokrinen und exokrinen Funktionen, die v.a. der Verdauung sowie der
Aufrechterhaltung des Glucose-Haushaltes im Organismus (über Insulin) dienen, weist das Pankreas eine erhöhte
Entzündungsrate und Erkrankungsrate auf, während Infektionen eher selten sind. Besonders Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) als häufigste hormonelle
Störung und die akute Entzündung (Pankreatitis)
zählen zu den meist diagnostizierten Unstimmigkeiten, wobei die Inzidenz der akuten Pankreatitis bei ca. 40 pro
100.000 pro Jahr liegt. Auch genetisch bedingte Funktionsstörungen (z.B. cystische
Fibrose = Mukoviszidose) lassen sich in diesem Zusammenhang nennen. Die eher
seltenen Infektionen zeigen sich meist im Rahmen einer Schädigung durch Noxen, z.B. durch Alkoholabusus
(Alkoholmissbrauch), ebenso selten (aber extrem bösartig)sind Karzinome.
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Die Klinik der Bauchspeicheldrüsenerkrankungen weist eine Vielzahl an Symptomen auf, die nicht immer eindeutig zugeordnet werden können.
Die akute Pankreatitis
(Bauchspeicheldrüsenentzündung) ist
gekennzeichnet durch meist dumpfe, schlecht zu lokalisierende, lang anhaltende Schmerzen im Bauchbereich, die in den Rücken (siehe auch
Rückenschmerzen) ausstrahlen.
Betroffene klagen u.a. über Übelkeit und Erbrechen,
eine eingeschränkte Darmtätigkeit mit gleichzeitigem Meteorismus (Ansammlung von Gasen im Bauchraum), einen
eingeschränkten Urinablass, eine hochelastische Bauchdeckenspannung, Fieberschübe, Ikterus (Gelbfärbung) der Haut, Leistungsabfall,
Kreislaufinstabilität bis hin zum Schock. Differentialdiagnostisch müssen besonders Erkrankungen der Galle
(Cholezystitis), der Leber (Hepatitis), des Magens
(Reizmagen, Ulkus), des Darms (Reizdarm, Mesenterialinfarkt) aber auch
Vergiftungen (z.B. Blei), Verletzungen der Wirbelsäule und Erkrankungen der Nieren ausgeschlossen werden.
Hauptsymptome des Diabetes mellitus
(Zuckerkrankheit) sind vor allem das andauernd starke
Durstgefühl (auch nach der Aufnahme eines Getränks) in
Verbindung mit häufigem Wasserlassen sowie der körperliche Leistungsabfall (Müdigkeit, Abgeschlagenheit). Hinzu kommen Juckreiz (Pruritus), Infektanfälligkeit und Heißhunger.
Ohne Therapie drohen v.a. Sehstörungen mit
Schädigung des Sehnervens, Ablagerungen in Gefäßen (Plaques), Gefäßverschlüsse, Durchblutungsstörungen und
Parästhesien. Bedingt durch eine schlechte Mikrozirkulation heilen einmal entstandene Wunden schlecht ab, es drohen
Nekrosen mit Zelluntergang sowie der Gefahr eines Verlustes der betroffenen Region (z.B. eines Zehs). Der gesamte
Organismus wird in Mitleidenschaft gezogen, ein andauernd erhöhter oder gesenkter Blutzuckerspiegel kann zum Coma
diabeticum führen, einer lebensbedrohlichen Situation.
Mit einem Anteil von ca. 3 Prozent aller bösartigen Tumoren zeigt sich das Pankreaskarzinom
(Bauchspeicheldrüsenkrebs), meist
lokalisiert im Kopfbereich der Drüse. Bedingt durch die Symptomarmut wird dieser Tumor meist erst spät diagnostiziert und weist daher eine schlechte
Überlebensrate auf (5-Jahres-Rate < 2 Prozent). Wie bei der Pankreatitis kommt es zu einem Oberbauchschmerz, der in den Rücken ziehen kann. Zusätzlich zeigen
sich Völlegefühl, Verdauungsstörungen und Gewichtsverlust. Im Verlauf bilden sich Ikterus und
Aszites (Flüssigkeitsansammlung in der freien Bauchhöhle) aus, die Gallenblase ist tastbar vergrößert
(Courvoisier-Zeichen), der Zuckerhaushalt weist Symptome eines
Diabetes auf, der ausgeschiedene Stuhl ist stark
fetthaltig (Steatorrhoe).
Das Insulinom ist der häufigste endokrine Pankreastumor, der meist
gutartig und meist isoliert vorliegt. Durch Produktion von Insulin (sowie weiteren Hormonen) wird die normale
Insulinproduktion des Pankreas gehemmt, es kommt zu hypoglykämischen Symptomen (Unterzuckerung), v.a. nach
körperlicher Betätigung sowie direkt nach dem Aufstehen. Die Betroffenen klagen über ständigen Heißhunger bei
gleichzeitiger Gewichtsabnahme. Zusätzlich kommt
es zu Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Psyche und des Bewusstseins (Verwirrtheit, epileptische
Anfälle, Koma).
Die Mukoviszidose entsteht durch den Defekt eines Ionenkanals,
der sich in den wichtigsten Drüsen des Organismus (auch im Pankreas) befindet. Es bildet sich ein zäher,
eingedickter Schleim, der die Atmung stark behindert. Zusätzlich ist der gebildete Schweiß stark chloridhaltig. In
der Bauchspeicheldrüse wirkt der Schleim zellzerstörend, es drohen der Organuntergang sowie weiterführende
Erkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus.
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 06.06.2012 aktualisiert
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