Irgendwie glaube ich manchmal, ich bin hier im Kino.
Muss ich Euch erklären, dass die Frauen in Europa im Mittelalter bis zu 12 Kinder hatten, als es noch kein Rentensystem gab, damit die Menschen im Alter jemanden hatten, der sie unterstützt?
Na klar, wegen der "Rentensicherheit" hatten die Menschen im Mittelalter viele Kinder. Nicht etwa wegen der hohen Kindersterblichkeit, wobei oftmals auch die Mütter direkt nach der Geburt im Kindbett starben. Nee, nee, wegen der Rente hatte man so viele Kinder. Und deswegen wurden KInder auch häufig klammheimlich in Kinderklappen (sogenannte Drehladen) der äußeren Klostermauern "entsorgt". Es ist auch oft vorgekommen, dass Kinder ertränkt oder einfach ausgesetzt wurden. Im Jahr 1445 wurde unter anderem das Innocenti-Hospital in Florenz gegründet, das eigens für Findelkinder errichtet wurde. Wahnsinn! Die Eltern hatten ihre Kinder wahrscheinlich aus einem einzigen Grund ausgesetzt - sie hatten einfach nur Angst vor einer zu hohen Rente durch ihre vielen Kinder.
Der Zistensiermönch Caesarius von Heisterbach (1180 - 1240) aus Köln beschreibt in einer seiner Predigten, dass Frauen, die ein oder sogar zwei Kinder geboren hatten, diese entweder töteten oder bereits vor der Geburt anhand abtreibungsfördernder Mittel beseitigten. Die Gefahr, ausgesetzt oder getötet zu werden, bestand jedoch nicht nur für uneheliche sowie unerwünschte Kinder, sondern auch für Kinder aus armen Familien. Arme Familien setzten ihre Kinder aus? Wie kann das sein, immerhin sorgen viele Kinder doch für eine gesicherte Rente der Eltern.
Zudem wurden damals die Babys direkt nach ihrem Plumps auf Gottes schöne Erde schnellstens getauft, nicht etwa, weil die Kindersterblichkeit so hoch war und man den Babys dadurch im Falle eines Falles den Weg ins paradiesische Himmelreich sichern wollte (daher wurden teilweise sogar Vaginaltaufen durchgeführt, da man in diesen Fällen ahnte, dass es wohl zu einer Totgeburt kommen würde). nee, auch diese Taufe war natürlich geschuldet der späteren Rente der Eltern. Deswegen, also wegen der Rente und nicht wegen einer möglichen Totgeburt, nahm auch das Anflehen von Heiligen bei der Entbindung eine große Rolle ein. Gleiches galt natürlich auch für das Einwickeln der Babys nach der Geburt in Speckhäute oder das Hineinlegen der Babys in warme Backöfen.
Es gab auch Zeiten, da gaben die Eltern ihren Frischlingen im ersten Lebensjahr zunächst keine Namen, da man nicht sicher sein konnte, ob das Kind überhaupt überleben würde. Nicht nur die Säuglingssterblichkeit war damals nämlich hoch, sondern auch die Sterblichkeit im ersten Lebensjahr. Gleichzeitig bedeuteten aber viele Kinder, dass gerade bei Mädchen eine Mitgift gezahlt werden musste, auch das musste finanziert werden, aber die Eltern dachten natürlich an ihre Rente und setzten deswegen viele Kinder in die Welt. Dass viele Kinder aber auch ernährt werden mussten, spielte dann keine Rolle, wo ein Kind satt wird, werden selbstverständlich auch zehn oder zwölf Kinder satt. Zwei sind geladen, zehn sind gekommen, tu Wasser zur Suppe und heiße alle willkommen. Hauptsache die Rente ist gesichert.
Nee, die vielen Kinder waren den oben genannten Gründen geschuldet und hatten zudem noch einen anderen, ganz profanen Hintergrund: Es gab Männlein und Weiblein und die wollten einfach immer wieder mal auf das Heftigste kuscheln und daher hatten die Frauen - schwupps - bald jedes Jahr einen kugelrunden Bauch.
Aber Du hast recht: Irgendwie glaube ich manchmal auch, ich sei hier im Kino. Zumal Du immer wieder pauschalierst und mit Halbwissen glänzt. Nämlich wie hier, wenn Du vom Mittelalter sprichst. Dabei existierte das Mittelalter rund 1.000 Jahre, von ca. 500 n. Chr. bis ca. 1.500 n. Chr. (Beginn der Renaissance) und genau für diese lange Zeitspanne habe ich mal meine wenigen Beispiele gesetzt. Von wegen viele Kinder im Mittelalter wegen der späteren Rente ...