1. Dies hier ist ein "medizinisches" Forum und kein religiöses.
2. Jeder soll dem Glauben nachgehen, mit welchem er sich identifiziert, worin er sein Heil findet.
Dennoch sehe ich Deine Aussage zum biblischen "Blut"-Verbot grundsätzlich anders und gebe mal meinen Senf dazu ab.
Ich weiß zwar nicht, ob Du der Lehre des "Wachtturm" angehörst oder nicht - in Deiner Aussage erkenne ich aber den so oft zitierten Vorwurf, dass sich die Zeugen Jehovas Bibeltexte so zurecht biegen, wie es ihnen in den "Kram" passt, sorry.
Dieses "Blutverbot" ist ein Beispiel unter vielen:
In 3. Mose 17:10-16 steht:
11 Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, ..... 12 Darum habe ich zu den Söhnen Israels gesagt: „Keine Seele von euch soll Blut essen, und kein ansässiger Fremdling, der als Fremdling in eurer Mitte weilt, soll Blut essen.“
Die Seele des Fleisches ist also Blut. Obwohl es merkwürdig klingt, sollte man beachten, dass das hebräische Wort für Seele (nephesch) auch mit "Leben" übersetzt werden kann. Wenn man nun Seele mit Leben übersetzt, heißt der Satz: Das Leben des Fleisches ist im Blut. Praktisch gesehen stimmt dies sogar, denn ein Lebewesen, welches zu viel Blut verliert, verliert auch sein Leben.
So weit, so gut also.
Gott hat nun für das Blut eine besondere Verwendung vorgesehen und hat daher die Verwendung von Blut als Nahrungsmittel ausgeschlossen. Der Zweck ist: „... damit Sühne geleistet wird für eure Seelen“ und zwar auf dem „Altar“.
Am Altar wurde das Schuldopfer vollzogen. Wer Sünden begangen hatte, musste zum Priester gehen, dort wurde stellvertretend für den Sünder ein Tier geschlachtet, etwas von dem Blut wurde auf den Altar gegeben. Damit wurde deutlich gemacht: der Sünder verdient für seine Sünde den Tod. Aber das Tieropfer macht ihn frei.
(Was das aus heutiger Sicht des Tierschutzes letztlich bedeutet, lasse ich jetzt mal außen vor)
Nun wenden wir uns mal Heb. 9:11-14 zu. Also dem Neuen Testament. Dort steht:
11 Als jedoch Christus ...... 12 begab er sich, nein, nicht mit dem Blut von Ziegenböcken und von jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal an die heilige Stätte und erlangte eine ewige Befreiung [für uns].
13 Denn wenn das Blut von Ziegenböcken und von Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf diejenigen gesprengt, die verunreinigt worden sind, in dem Maße heiligt, daß das Fleisch rein wird,
14 wieviel mehr wird das Blut des Christus, der durch ewigen Geist sich selbst ohne Makel Gott dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir [dem] lebendigen Gott heiligen Dienst darbringen können?
Blut ist deshalb kein normales Lebensmittel, weil Gott das Blut dafür bestimmt hat, Symbol für Jesus und seinen stellvertretenden Tod für uns zu sein.
Im Korinther 11:25 heißt es denn auch: "Dieser Becher bedeutet den neuen Bund kraft meines Blutes. Tut dieses immer wieder, so oft ihr ihn trinkt ..." (Die Rede ist hier natürlich vom Abendmahl)
Blut ist in der Bibel also deshalb kein normales Nahrungsmittel, weil es dafür da ist, Leben zu retten. Es gehört nicht in die Wurst, weil es da kein Leben rettet. Im Falle der Bluttransfusion ist das anders. In Notsituationen bei hohem Blutverlust kann ein Arzt damit tatsächlich Menschenleben retten. Damit wird Blut keineswegs als (verbotenes) Nahrungsmittel verwendet. Es ist vielmehr Rettungsmittel und wird für genau den Zweck eingesetzt, für den Gott es reserviert hat. Und deshalb ist es, religiös gesehen, eben biblisch, genau das zu tun.
Deshalb ist es mehr als angemessen, Bluttransfusionen dann einzusetzen, wenn dies medizinisch notwendig ist. Es ist, im Gegensatz zu den Lehren des Wachtturms, sogar geboten. Leben ist für Gott kostbar.
Um mich nicht misszuverstehen - ich gehöre keiner Glaubensrichtung an, Aussagen wie die der Zeugen Jehovas reizen mich aber immer wieder zu einem Contra.
Und unabhängig der religiösen Sichtweise bleibt natürlich die grundsätzliche Frage nach einer ethischen Sichtweise der Bluttransfusion, letztlich ist dies ja nichts anderes als eine "Organ"spende. Noch extremer ist die Knochenmarkspende, bei der ja sogar der Gencode es Spenders mit übertragen wird. Wie verändert dieser übertragene Gencode wohl die Erbsubstanz, den Organismus des Empfängers?