Eines vorweg - Pollmer ist hochintelligent, mit enormem Wissen, hat zu Hause eine Bibliothek mit Hunderten Büchern über Toxikologie und Esskultur. Das war´s aber auch schon. Ansonsten ist er lediglich schräg, laut (im Sinne von "Hört her, was ich Euch zu sagen habe") und provokant.
Allerdings ist er damit vor langer Zeit gut in den Medien angekommen. Insbesondere durch sein literarisches Erstwerk "Iß und stirb" aus dem Jahr 1982. Und seit dem müssen wir ihn ertragen, er klebt wie Gülle am Stiefel.
Einer seiner kruden Thesen ist, ... dass wir - da wir ja Säugetiere sind - in anderen Säugetieren eher das finden, was unser Körper braucht, als in einer Staude am Wegesrand. Wenn Mütter sagen: Mein Kind bekommt weder Milch noch Fleisch, sondern Rohkost und Smoothies, dann frage ich mich, ob das Kind wohl von einer Gurke abstammt. Dann sind Gurken sicher ein vollwertiges Lebensmittel."
Und genau das macht ihn leider so erfolgreich - seine "unwissenschaftliche" Ironie.
Er steht auf dem Standpunkt, dass gegen die damaligen Probleme mit Agrargiften, die heutigen eine Lappalie seien, hohe Hormonrückstände im Fleisch etwa, oder auch Glyphosat und Bisphenol A. Seiner Meinung nach alles relativ harmlos. Was er aber nicht für harmlos hält, sei die ziemliche Zunahme an Darmentzündungen durch Rohkost-betonte Ernährung.
Für Pollmer ist Wurstsalat als logische Konsequenz auch vitaminreicher als Kopfsalat, da die Wurst durch die industrielle Zugabe von Ascorbinsäure eben mehr Vitamin C enthalte als ein Salatblatt. Womit er natürlich recht hat - sofern man den Wurstsalat mit einem drei Wochen alten Salatblatt vergleicht.
Auch hält er Pommes für KInder für sinnvoller als Pellkartoffeln, da Kartoffeln giftige Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde enthalten, die das Frittieren dann aber unschädlich macht. Seiner Meinung nach fördert Nitrit aus Pflanzendüngern auch keinen Krebs, sondern wirke ganz im Gegenteil im Magen desinfizierend, schütze daher vor allen möglichen Lebensmittelinfektionen.
Pollmer ist ein Aufklärer, sagt er über sich selbst, alle anderen nichts als Angstmacher. Greenpeace etwa. Oder auch der BUND und foodwatch. Für ihn lediglich Spendensammelorganisationen.
Aber Pollmer muss es wissen, immerhin ist er Gründer und Rektor des Europäischen Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften. Und steht auf dem Standpunkt, dass es mittlerweile wissenschaftlicher Konsens sei, dass alle Diäten Unsinn seien, vor allem dieses "low carb sei besser als low fett." (auf deutsch, wegen der englischen Zensur)
Das Gute - er beweist seine These direkt an eigener Person: Schütteres Haar, fahle Haut, schlechte Augen, massives Übergewicht.
Udo Pollmer - ein Supersonderexperte, der ständig seine akademische Autorität mißbraucht und uns das Fürchten lehren will.
Für Pollmer habe ich daher nur eines übrig - einen freundlichen Gruß mit beiden Händen, bei denen jeweils ein Finger eine besondere Rolle spielt.