Auch psychisch Kranke, oder gespaltene Persönlichkeiten, die sich als Napoleon oder einen Gott fühlten und daran glaubten gab es. Auch Geh-, Sehbehinderte, Gehörlose, Frauen mit Fischschwanz wie die Meerjungfrau, Wesen, die halb Mensch und halb Tier waren, wie die Götter der Ägypter oder die Centauren im antiken Griechenland, die halb Mensch und halb Pferd waren u.s.w. u.s.f. Man kann noch viieel mehr aufzählen. Ja, jaah. Alles Menschheitsgeschichte. Und was heißt das nun?
Dass wir Napoleons und mehrköpfige Hydras sind oder was? Hmm. Wo ist hier die Logik? Ich suche sie noch, aber finde noch nichts. 




1. Falls Du nicht in der Lage bist, das Kamasutra (2-5. Jahrhundert n. Chr.) mit den damals üblichen hetero-, homo- und bisexuellen Sexpraktiken als Zeitzeugen anzuerkennen,
und auch nicht in der Lage bist, medizinische Texte aus Indien wie die Carakasamhita und Sushrutasamhita (1. Jahrhundert n. Chr.) in der das „dritte Geschlecht“ (na-pumsaka) beschreiben ist, das entsteht, wenn sich männlicher und weiblicher Samen bei der Zeugung die Waage halten, anzuerkennen;
und auch nicht anerkennen willst, dass die ältesten Erwähnungen in indischen Ritualtexten sich in Texten um 1000 v. Chr., darunter in einem Ritualtext namens Śatapathabrāhmaņa finden , in dem es heißt: „Nicht männlich und nicht weiblich ist dieser Mensch.“
Beschrieben werden die Angehörigen des dritten Geschlechts auch als „Langhaarige“, die weibliche Frisuren und Schmuckstücke tragen und tanzen.
Wenn Du nicht in der Lage bist, die Gemeinschaft der Hijras als offenbar mehrere tausend Jahre alte Gemeinschaft aus Intersexuellen, Transsexuellen und homosexuellen Kastraten anzuerkennen, deren Erscheinungsbild weiblich ist und deren Hintergrund stark vom hinduistischen Glauben geprägt ist,
so könnte man doch gemäß einem russischen Reiseführer Respekt für lokale Traditionen und Normen zeigen. : https://dellitur.ru/hidzhry/
2. Dann kommen wir doch einfach zum Kirchenrecht und dem Geschlechtseid.
Vor diesem scheint es keine Beachtung der Geschlechter bei uns gegeben zu haben.
Spezifische Rechtsnormen zu Hermaphroditen finden sich im mittelalterlichen Kirchenrecht nicht vor dem ca. 1140 kompilierten Decretum Gratiani.
Dort heißt es im Zusammenhang mit dem kirchlichen Testierrecht ziemlich lapidar:
Zitat
Ob ein Hermaphrodit ein Testament bezeugen kann, hängt davon ab, welches Geschlecht in ihm überwiegt.
Decretum Gratiani, C. 4, q. 2 et 3, c. 3 § 22; eigene Übersetzung.
Schon aufrgund der enorm weiten Verbreitung des Decretum Gratiani (die am weitesten verbreitete Rechtssammlung des Mittelalters, und formell bis 1917 in Geltung) sorgte dafür, dass (auch) dieser Kanon in den folgenden Jahrhunderten gut bekannt war und immer wieder neu kommentiert wurde – und sei es nur im Rahmen des Rechtsunterrichts, für die das Decretum den Basistext bildette.
Die auch hierˍ aus den Digesten (siehe meine Übersetzung hierˍ) übernommene Lehre, das Hermaphroditen je nach “überwiegendem” Geschlecht rechtlich entweder als Männer oder Frauen zu gelten hatten, wurde rasch auf alle möglichen Rechtsmaterien angewandt, insbesondere auch auf die Frage nach der Weihe.
Huguccio († 1210) zum Beispiel schreibt:
Zitat
Wenn [ein Hermaphrodit] einen Bart hat und immer männliche Tätigkeiten (und nicht weibliche) ausführen und mit Männern (und nicht Frauen) Umgang haben will, ist dies ein Zeichen, dass in ihm das männliche Geschlecht überwiegt und er daher Zeuge sein kann, wo die Frau nicht zugelassen wird, d.h. bei Testamenten und letztwilligen Verfügungen, und daher auch geweiht werden kann.
Wenn er aber keinen Bart hat und immer mit Frauen sein und weibliche Tätigkeiten ausüben will, ist dies ein Hinweis, dass das weibliche Geschlecht in ihm überwiegt, und er daher nicht als Zeuge zugelassen wird, wo die Frau nicht zugelassen wird, d.h. bei Testamenten, und daher kann er auch nicht geweiht werden, weil die Frau die Weihe nicht empfängt.
Huguccio, C. 4 q. 2 et 3 c. 3 § 22 ad v. sexus incalescentis nach München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 10247, fol. 127va; Text emendiert (Rolker 2014, 194-195), eigene Übersetzung.
Artikel mit weiteren detaillierten Bestimmung.
Quelle: Prof. Dr. Christof Rolker, Historiker an der Universität Bamberg. : https://intersex.hypotheses.org/997
3. Denn mir war eingefallen, dazu gibt es auch diverse ältere Artikel, wie "sag es keinem.anderen", der daran erinnert, dass es einen speziellen Paragraphen nach Preußischem Landrecht von 1794 gab. Nicht das erste Mal im deutschsprachigen Raum, aber doch an sehr prominenter Stelle tauchte ein „Zwitterparagraph“ auf.
Hermaphroditos ist angekommen im Preußischen Recht. Bis 1900 sollte er sich dort halten, dann verschwand er wieder spurlos aus den deutschen Gesetzbüchern. Dazu hatte ich bereits etwas gepostet: Die Hinterfragung des Geschlechts▪
Auch diesen Paragraphen im preußischen Recht und seine Auslegungen und Abwandlungen im Detail hier.
: https://intersex.hypotheses.org/1062
4. Zudem kann man sagen, im 17. und 18. Jahrhundert wurden auch Kinder mit sowohl männlichen als auch weiblichen Genitalen in Großbritannien als "Hermaphroditen" bezeichnet.
Der britische Jurist Edward Coke erfasste das im 17. Jahrhundert in seinem Buch in einem Kapitel zum Erbrecht.
Der betreffende Passus stammt aus dem Werk Institutes of the Lawes of England von Sir Edward Coke (1628).
Er lautet:
Zitat
„Jeder Erbe ist entweder männlich, weiblich oder ein Hermaphrodit, also sowohl männlich als auch weiblich. Und ein Hermaphrodit (auch Androgynus genannt) soll Erbe sein, entweder als Mann oder als Frau, je nach der Art des Geschlechts, das vorherrscht.“
Dies bedeutete, dass ein Erbe entweder männlich, weiblich oder ein Hermaphrodit war, der nach seinem vorherrschendem Geschlecht als männlich oder weiblich behandelt wurde
Ich bin nach wie vor überzeugt, dass intersexuelle Babys bei uns früher wo es ging nach dem 3. Reich vor der Öffentlichkeit verborgen wurden.
Denn im 3. Reich wurde eh alles, was irgendwie von der Norm abwich, als unwertes Leben betrachtet.
5. Dies ergibt sich auch aus dieser Studie, die zudem sehr deutlich macht, dass das Geschlecht früher völlig egal war und es vor 1876 gar keine Erfassung des Geschlechts gab, wie das heute der Fall ist.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sah man Hermaphroditen als Gefahr für den Volkskörper.
https://link.springer.com/arti…0.1007/s00120-021-01509-5▹
6. Was man auch sagen kann, ist, ab den 1950er Jahren etablierte der Psychologe John Money die Praxis, intersexuelle Säuglinge durch Genitaloperationen „geschlechtsnormal“ zu machen, oft ohne Zustimmung der Eltern.
Seine Rolle bestand darin, die geschlechtliche Zuweisung und die psychologische Begleitung von intersexuellen Kindern sowie Kindern mit Genitalverletzungen (wie David Reimer) zu leiten. Die chirurgischen Eingriffe wurden von anderen Ärzten an der Johns Hopkins University durchgeführt, basierend auf Moneys Empfehlungen.
Seine Theorie war, dass die Geschlechtsidentität durch Erziehung geprägt wird.
Dies wurde ab den 1950er Jahren weltweit zur medizinischen Standardpraxis und führte dazu, dass Tausende intersexuelle Kinder innerhalb der ersten zwei Lebensjahre geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen wurden, oft bevorzugt zu Mädchen.
Diese Eingriffe erfolgten, um soziale Normen zu wahren, nicht aus medizinischer Notwendigkeit.
Erst ab den 1990er Jahren begannen Aktivisten wie die Intersex Society of North America (ISNA), diese Praxis anzuprangern.
Der Protest am 26. Oktober 1996 gegen die American Academy of Pediatrics markierte den Beginn der modernen intersexuellen Rechtsbewegung.
David Reimer (* 22. August 1965 in Winnipeg als Bruce Reimer; † 4. Mai 2004) war übrigens ein Kanadier, der nach einer misslungenen Beschneidung als Baby auf Anraten des Psychologen John Money als Mädchen („Brenda“) erzogen wurde.
Dieser Fall, bekannt als der „John/Joan-Fall“, wurde jahrzehntelang als Beleg dafür verwendet, dass Geschlechtsidentität durch Erziehung geprägt werden könne.
Reimer lehnte die Zuweisung jedoch stets ab, lebte ab 1980 als Mann und wurde später Symbol für die Kritik an vorschnellen Geschlechtszuweisungen bei Kindern. Mit 38 Jahren beging er Suizid. Sein Schicksal führte bei vielen Ärzten zu einer Neubewertung der medizinischen Praxis bei intersexuellen und geschlechtsvarianten Kindern.
Wer nach so vielen Hinweisen, die er alle gründlich weiter recherchieren kann, immer noch behaupten will, dass es früher keine intersexuellen, früher auch als Hermaphroditen oder Zwitter bezeichneten Menschen bei uns gab, hat vermutlich Probleme mit der Akzeptanz.
Der Eine hatte sie bei den Genspritzen, der Nächste mit dem Klima, usw.
Ich werde bei meiner Meinung bleiben, dass Chemikalien sicher eine gewisse Rolle, aber nicht die Rolle spielen, die man ihnen geben will. Denn viele Entwicklungen im Mutterleib, die Teils auch zu Fehlgeburten führen, sind durch andere Prozesse bedingt, die offensichtlich schon seit Menschengedenken zu einer Diskrepanz zwischen chromosomalem, gonadalem und phänotypischem Geschlecht führen können.
Ich bin auch sicher, dass social media, Internet, Influencer, Wokismus, usw. beim Thema Trans* eine viel größere Rolle als Neigung spielen.
Wie man an meinem Beitrag zu Tätowierungen sieht, folgen Heerscharen an Menschen ständig irgendwelchen Trends, so dass sich auch viele junge Manschen, die noch nicht gefestigt sind, dort beeinflussen lassen. Und deshalb ist Transsexualität bei mehr als 60% auch nur Teil einer vorübergehenden Entwicklungsphase.
Die ganze Definition von Geschlecht ist doch eh vollkommen wandelbar und willkürlich.
Bis etwa zum 18. Jahrhundert war bei uns die Vorstellung vorherrschend, Frauen und Männer hätten ein Geschlecht, beim Mann sei dies nach außen und bei der Frau nach innen gestülpt.