Das erinnert ja schon wieder an die spanische Grippe.
Muss es nicht.
Und ich wiederhole mich da gerne - es gab zum damaligen Zeitpunkt keine Impfung gegen Grippe!
Ganz im Gegenteil war das Influenzavirus 1918 / 1920 überhaupt noch nicht bekannt, man sprach von einem Bakterium, vom sogenannten pfeifferschen Influenzabakterium. Benannt nach Richard Pfeiffer
Erst kurz zuvor, in den 1870er bis 1880er Jahren hatte Robert Koch ja Bakterien als Krankheitserreger identifiziert. 1892 entdeckte Richard Pfeiffer dann die kleinen Stäbchenbakterien und meinte, nun auch den Erreger der Influenza entdeckt zu haben. Eben das pfeiffersche Influenzabakterium. Na ja, eigentlich hieß es Bazillus influencae.
Aber auch das wurde nie bei allen Grippeerkrankten gefunden. Dennoch wurde auf der Sitzung des Reichsgesundheitsrates am 10. Juli 1918 in Berlin dieses Bakterium offiziell als Erreger der Spanischen Grippe anerkannt.
Im Vorwärts, dem Leitmedium der führenden politischen Kraft (SPD) der Weimarer Repuplik, kann man viel aus der damaligen Zeit dazu nachlesen. Zum Beispiel:
".... In letzter Linie wurde weiter gestritten, ob man alle Schulen schließen soll, zumal von den 300 Gemeindeschulen bereits 216 geschlossen sind. Von unserem Redner wurde die Seuche mit dem Kriege und der schlechten Ernährung in Verbindung gebracht, das man von anderer Seite nicht wahrhaben wollte ...."
Allerdings - selbst wenn man Influenzaviren damals schon gefunden hätte, genutzt hätte es wenig, es gab gegen die Grippe keine vernünftige Therapie. Neben der Unklarheit über das pfeiffersche Bakterium und einer fehlenden Therapie, verhinderte das fehlende Wissen über die Übertragungswege eine sinnvolle Bekämpfung der Spanischen Grippe. Im Vorwärts konnte man daher am 4.7.1918 lesen: "Bettruhe und vorsichtige Diät haben sich als das einzige und beste Bekämpfungsmittel erwiesen."
Apotheken boten dennoch Mittelchen an wie Grippin oder Succolan-Tabletten. Und die Menschen hatten nach Ende des 2. WK andere Probleme. Krankheiten wie Syphilis, Cholera und auch die Ruhr waren auf dem Vormarsch und verbreiteten Angst und Schrecken.
Das Penicillin als Antibiotikum gegen die Lungenentzündung wurde erst 1928 entdeckt, Versuche mit Impfstoffen aus Nasensekreten führten nicht weit. Chinin-Derivate brachten heftige Nebenwirkungen und Strychnin war giftig. Die Ärzte jedenfalls rätselten und Heilmittel schossen überall empor.
Okay, bevor ich hier noch ein Buch schreibe - Massenimpfungen gab es damals noch nicht, diese wurden viel später von den Amis eingeführt:
1942 wurde in Amerika ein bivalenter Impfstoff aus inaktivierten Viren vom Typ A und Typ B lizenziert, in größeren Studien überprüft und zum zivilen Einsatz freigegeben. Die Massenherstellung von Grippeimpfstoffen setzte in den Vereinigten Staaten erst um 1944 ein.