Da das Thema der Spanischen Grippe im Forum aufkam, hier mal zwei interessante Buchvorstellungen:
Die Geschichte der Seuchen

Ob Schwarzer Tod oder Spanische Grippe, Aids oder Milzbrand – immer wieder wird die Menschheit von furchtbaren Seuchen heimgesucht. Der Medizinhistoriker und Epidemiologe Stefan Winkle schildert in seinem umfassenden Standardwerk mit einzigartiger Sachkenntnis und höchster Informationsdichte die großen Epidemien von der Antike bis heute.
Hochinteressant und faszinierend sind dabei aber historische Fakten, auf die Winkle immer wieder eingeht: So führt er beispielsweise auf Seite 15
den römischen Dichter Lukrez an, der 56 vor Chr. starb. Lukrez nannte den Begriff "semina morbi", und damit erstmals die Idee, dass Mikroorganismen Infektionskrankheiten auslösen können.
Auch Marcus Terentius Varro, ein römischer Laie, der bis 27 v. Chr. lebte, wird erwähnt. Varro schrieb in seiner Abhandlung "Rerum rusticarum" ("Über die Landwirtschaft"):
"Überall dort, wo es Sümpfe gibt, entwickeln sich aus diesen kleinen Tierchen, die unsichtbar dem Auge, vermittels der Luft durch Nase und Mund in den Körper gelangen und schwere Krankheiten verursachen."
Stefan Winkle schreibt nicht nur über Hippokrates, Galen und Paracelsus oder auch Barbierchirurgen, sondern beispielsweise auch über den Einfluss der galenischen Säftelehre und den damaligen Glauben an die Quecksilberdampfinhalation zur Steigerung der Wirksamkeit einer Quecksilbersalbung. Dass es dadurch zu massiven Quecksilbervergiftungen kommen musste versteht sich aus heutiger Sicht von selbst.
Zudem sind im Buch sämtliche Seuchenkrankheiten, wie Lepra, Tuberkulose, Pest, Milzbrand, Typhus, Malaria, die Pocken, die Grippe und viele andere beschrieben.
Das Buch hat knapp 1.600 Seiten, ist teilweise bebildert, auf den letzten Seiten gibt es Literaturangaben und ein Personenregister. Dieser "dicke Wälzer" kostet als gebundene Hardcoverausgabe - man mag es kaum glauben - lediglich 24,95 EUR, erhältlich im normalen Buchhandel.
Stefan Winkle starb 92jährig im Jahr 2006, daher ist das Buch vom Inhalt her nicht immer so ganz aktuell, von der Thematik her aber schon.
Ich kann das Buch jedem, der auch an historischen Hintergründen zu den Seuchen interessiert ist, nur empfehlen.
Ein weiteres, hochspannendes Buch in dieser Kategorie ist:
Grippe, Pest und Cholera - Eine Geschichte der Seuchen in Europa

Spanische Grippe, Beulenpest und Cholera – immer wieder in der Geschichte haben Epidemien Leid und Tod über die betroffenen Menschen in Europa gebracht.
Doch woher kommen diese Seuchen, wann treten sie auf, was bestimmt ihren Verlauf – und ihr Ende? Die Frage, wer erkrankt, wer überlebt oder stirbt, ist dabei keine rein medizinische, sondern immer auch eine soziale. Sie ist eng mit den jeweiligen historischen und kulturellen Lebensumständen verknüpft, ebenso mit geographischen Bedingungen und klimatischen Gegebenheiten.
Der Autor, Manfred Vasold, geboren 1943, studierte nach einer Krankenpflegerausbildung und Aufenthalten in Saudi-Arabien Geschichte und Biologie in Tulsa, Erlangen, Dijon und Salzburg. (Von ihm stammt auch das Buch "Hunger, Rauchen, Ungeziefer")
Vasold beleuchtet in seinem Buch die Vielfalt der Faktoren, die die Ausbreitung der Krankheiten bedingen. Eine große Stärke des Buches sind die zahlreichen Quellen zur Auswirkung der Seuchen auf die Lebenswirklichkeit der Gesellschaft, das Leid und die Opfer. Er bringt dazu etliche Augenzeugenberichte, Briefe, Tagebücher, Zeitungen oder auch Berichte. Etliche Chroniken und die vielen regionalen Darstellungen machen das Buch sehr lebendig, interessant und spannend. Ebenfalls eine klare Leseempfehlung von mir.
Das Taschenbuch enthält 310 Seiten und kostet im Buchhandel 28,00 Euro.