Das niederländische Rentensystem gilt als eines der besten der Welt.
Warum klappt das in Deutschland nicht?
Vielleicht weil das Rentensystem in den Niederlanden anders strukturiert ist als bei uns? Finanziert wird diese Basis- oder Grundrente in den Niederlanden aus Abgaben auf alle Einkommen, hinzu kommt ein Zuschuss durch den Staat. Arbeitgeber zahlen nichts. Die Finanzierung der Grundrente trägt also die Allgemeinheit.
Und Deine Frage ließe sich ja auch noch erweiteren - warum ist die Pflegesituation in Dänemark besser als bei uns?
Hier kommen auf der Intensivstation drei Schwestern auf 12 Intensiv-Patienten, in Dänemark kommen 12 Schwestern auf 3 Intensiv-Patienten. In Schweden ist es ähnlich. In diesen Ländern hat die Pflege einen weitaus höheren Stellenwert als bei uns.
Und in den Ländern Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland und Island herrscht ein deutlich gesünderes Verhältnis zu alten Menschen mit ersten Anzeichen einer Demenz. Dort werden sie nicht einfach zum Arzt geschickt um eine Diagnose zu erhalten und ihre Medikamente zu bekommen, dort wird versucht, den offensichtlichen Ursachen der Erkrankung entgegenzuwirken.
In Skandinavien kommt kein Gutachter einer Kasse um den Pflegegrad zu überprüfen und wieviel Geld gezahlt werden muss. Bis auf einen kleinen Anteil werden sämtliche Unterstützungsleistungen aus Steuermitteln der Kommune bezahlt.
Die skandinavischen Systeme sind getragen von der Idee, dem einzelnen Individuum im Sinne von "Hilfe zur Selbsthilfe" das an staatlichen Unterstützungsleistung zukommen zu lassen, das er oder sie benötigt, um möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Bei vielen älteren Menschen reicht es, wenn sie regelmäßig ins kommunale Seniorenzentrum kommen oder gebracht werden, wo sie dann mit anderen älteren Menschen gemeinsam essen und gewissen Aktivitäten nachgehen.
Hier in Deutschland finden wir eine gänzlich andere Situation, hier degradiert unser Pflegesystem den Patienten zum Bittsteller. Das deutsche Pflege- und Gesundheits (besser Krankheits)system produziert Pflegebedürftigkeit, es verhindert sie nicht. Deutschland ist weltweit führend bei der Anzahl von beantragten und vergebenen Heimplätzen. In keinem anderen Land endet die Lebenslaufbahn so häufig im Heim und dies zumeist im Zustand vollständiger Abhängigkeit und Fremdbestimmung. Seit Einführung der gutgemeinten Pflegeversicherung sprießen die Heime wie Pilze aus dem Boden. Und ein Ende ist nicht abzusehen.
Deutschland rechnet in Fallzahlen, je mehr Fälle in kurzer Zeit durch einen Klinikbetrieb geschleust werden, um so wirtschaftlicher arbeitet er.
Niemand interessiert sich für das Ergebnis von Medizin und Pflege. Die Kassen zahlen selbst dann, wenn der Patient durch grobe Fahrlässigkeit während einer Behandlung zu Tode kommt. Sie verweigern hingegen die Zahlung, wenn ein sturzgefährdeter Bewohner nicht fixiert wurde.
Dem deutschen System fehlt der Bezug zum Menschen in seiner Gesamtsituation. Es wird nicht nach der besten Lösung in der vorliegenden Situation gefragt, sondern danach, was nach Leistungskatalog abgerechnet werden kann.
Was dem deutschen System fehlt, kann man sehr gut daran ablesen, wie wir mit unseren Kindern umgehen. Deutschland gilt seit Jahren als das kinderunfreundlichste Land in Europa. Gut gemeinte Phrasen sämtlicher Familienminister haben daran bis heute nichts geändert.
Im Gesundheitssystem, in der Pflege sieht es nicht anders aus.