Unsere Atmung wird im Wesentlichen automatisch im Kleinhirn gesteuert. Das ist gut so, denn dadurch „vergessen“ wir im Tiefschlaf nicht, es weiterhin zu tun. Außerdem muss der Körper bei sportlicher Tätigkeit oder Stress mehr mit Sauerstoff geflutet werden, auch das regelt der Körper exakt so, wie er es braucht, da müssen wir uns nicht drum zu kümmern.
So gibt es mehrere ganz und gar autonome Körperfunktionen wie die Herzfrequenz, der Blutdruck oder auch die Darmperistaltik, dennoch macht die Atmung hier eine Ausnahme, denn wir können sie, wenn wir wollen, bewusst steuern. Jeder, der zum Beispiel einmal ins Wasser gefallen ist, weiß um den Vorzug, die Luft gezielt anhalten zu können.
Einsatz von Atemtechniken
Spezifische Atemtechniken kommen allenthalben unter anderem bei Yoga und im Sport zum Einsatz. Man stößt beispielsweise immer wieder auf den Hinweis, dass die „Pranayama-Atmung“, eine gute Anleitung vorausgesetzt, den wahren Kern des Yoga ausmacht. Aber gehen wir in diesem Zusammenhang kurz auf die erstaunlichen Leistungen von Wim Hof ein.
Er wurde 1959 in den Niederlanden geboren und später bekannt als „The Iceman“. Er hält 26 internationale Rekorde, die sich auf das Ertragen extremer Kälte beziehen, so hält Wim Hof auch den Weltrekord im längsten Eisbaden. Möglich ist ihm dies, weil er unter anderem die traditionelle tibetische Yogatechnik „Tummo“, die allerdings nur schwer anzuwenden ist, beherrscht. Die Art und Weise der Atmung, mit der er dabei vorgeht, läuft folgendermaßen ab:
- Nehmen Sie eine bequeme Position an einem ruhigen Ort ein und setzen Sie sich auf den Boden oder auf einen Stuhl, Anfänger machen es gern im Liegen.
- Atmen Sie in Phase 1 bis zu 40-mal zügig tief durch den Mund ein und aus. Bei jedem Atemzug hebt sich zunächst der Bauch, dann der Brustkorb. Beim Ausatmen senken sich Brust und Bauch in etwa gleichzeitig.
- Zwischen dem Aus- und dem nächsten Einatmen lassen Sie kaum eine Pause.
- Phase 2 beginnt mit einer vollständigen Ausatmung, um danach den Atem anzuhalten. Es kann nun zu gewissen körperlichen Reaktionen kommen, die Sie bitte bewusst wahrnehmen, lassen Sie sich auf diesen Moment voller Vertrauen ein.
- Wenn der Drang wieder einzuatmen stark anwächst, geben Sie diesem nach.
- Für Phase 3 atmen Sie jetzt einmal tief und kräftig ein. Die Luft wird nun bis zu 15 Sekunden lang angehalten.
- Diese Übung wird möglichst noch viermal wiederholt.
Danach darf der Atem wieder zu seinem üblichen Rhythmus zurückfinden. Beachten Sie während der Übungen die Signale Ihres Körpers. Gerade bei Anfängern kann sich schnell ein leichter Schwindel einstellen. Das hängt damit zusammen, dass die Wim-Hof-Atmung auf dem Prinzip der Hyperventilation beruht, das heißt, das Blut reichert sich in kurzer Zeit mit sehr viel Sauerstoff an. Die dadurch bedingte Abnahme des Kohlenstoffdioxids kann sich durch ein Kribbeln in den Händen und Füßen äußern.
In einer Studie des Jahres 2014 wird vermutet, dass durch diese Art der Atmung Einfluss auf den Sympathikus im Kleinhirn genommen wird. Dieser Teil des vegetativen Nervensystems ist dafür zuständig, den Organismus in eine erhöhte Leistungsbereitschaft zu bringen. Auf jeden Fall wird dadurch eine angeborene Immunantwort unterdrückt, sodass zum Beispiel grippeähnliche Symptome kaum noch in Erscheinung treten. Insofern könnte diese Atemtechnik einen brauchbaren Beitrag für die Behandlung von Auto-Immun-Erkrankungen darstellen.
Der Psychologe Matthias Wittfoth leitet regelmäßig Trainingskurse zur Wim-Hof-Atmung. Wittfoth erläutert unter anderem, dass unter anderem Stress mit dieser Methode viel besser bewältigt werden kann.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:
Tieferes Verständnis der Atmung
Die Atmung ist eine Ganzkörperdynamik, die sich nicht allein auf die Lunge und Atemwege beschränkt. Wir erkennen das schon daran, dass der gesamte Körper bei der Atmung in rhythmischer Bewegung mitschwingt. Jeder einzelne Atemzug beeinflusst das elektromagnetische Feld des Körpers, das sich in permanenter Kommunikation mit der Wirbelsäule und dem Gehirn befindet. So bestimmt die Atemgeschwindigkeit unter anderem die harmonischen Rhythmen des ganzen Organismus.
Es gibt Verbindungen zwischen unseren Hirnwellen und den Luft- und Energieflüssen durch unsere Nasenlöcher. Diese dynamischen Prozesse werden durch den Sympathikus und Parasympathikus des Autonomen Nervensystems (ANS) geregelt. Zum Beispiel kommt es immer wieder vor, dass ein Nasenloch deutlich durchlässiger als das andere ist. Dahinter steckt nicht nur eine Erkältung, sondern ein tieferer Sinn.
Betrachtet man die EEG-Aktivitäten des Gehirns genauer, so zeigt sich, dass die Amplituden in einer Hirnhälfte stets dem Öffnungsgrad des gegenüberliegenden Nasenlochs entsprechen. Dieser Zusammenhang wird bei bestimmten strukturierten Atemtechniken ausgenutzt, indem gezielte zeitliche Muster im Luftstrom mal auf das eine und dann auf das andere Nasenloch gelenkt werden. Zu den bekannteren Nasenatmungstechniken zählt die Neun-Atem-Reinigung. Sie kommt zum Beispiel im tibetischen und hinduistischen Yoga vielfach zur Anwendung.
Während des Schlafs weisen beide Gehirnhälften „ultradiane Aktivitäten“ in der Großhirnrinde auf, sowohl in REM- als auch in Nicht-REM-Phasen. Die Bezeichnung ultradian meint langwellige Rhythmen zwischen einer Stunde und einem Tag. Unsere Nasenlöcher weisen im Wachzustand ebenfalls ultradiane Rhythmen auf, und zwar in der Weise, dass sich eine Dominanz des einen oder anderen Nasenlochs alle zwei bis drei Stunden verlagert.
Die alte yogische Literatur sieht darin eine Resonanz mit planetarischen, solaren und kosmischen Zyklen. In Studien konnte zumindest nachgewiesen werden, dass die Epinephrin-, Norepinephrin- und Dopaminwerte pro Körperhälfte mit dem Rhythmus der Nase synchronisiert sind.
Weiterhin konnte aufgezeigt werden, dass eine Atmung durch das linke Nasenloch Leistungen bei räumlichen Aufgaben, für die die rechte Hirnhälfte verantwortlich gemacht wird, verstärkt. Und umgekehrt verbessert die Atmung durch das rechte Nasenloch die verbale Ausdruckskraft (linke Hirnhälfte).
Kurze Vorstellung einiger Atemtechniken
- neuroVIZR Licht-Schall-HirnstimulationHierbei folgen die Teilnehmer absteigenden (Ausatmung) und aufsteigenden (Einatmung) Tönen beziehungsweise Frequenzen, die via Kopfhörer übermittelt werden. Konstante Tonhöhen signalisieren Atempausen.
- Harmony BreathingOhne Zwischenpausen wird fünf Sekunden lang eingeatmet und ebenfalls fünf Sekunden lang ausgeatmet. Damit soll dem Prinzip der Herzfrequenzvariabilität (HRV) Folge geleistet werden. Andere Bezeichnungen dafür sind Kohärenz- und Resonanzatmung.
- Gleichgewichts- beziehungsweise BoxatmungIm Vordergrund steht der folgende Rhythmus: jeweils fünf Sekunden lang einatmen, pausieren, ausatmen und wieder pausieren. Wem das irgendwann zu anstrengend wird, sollte unbedingt eine Zeit lang zur harmonischen Atmung übergehen.
- AngstatmungIm Rahmen kurzer fünfminütiger Sitzungen werden damit Ängste bekämpft. Mit dem zugegeben etwas seltsamen Muster (vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden Pause, acht Sekunden ausatmen, zwei Sekunden Pause) wird tatsächlich die Aktivität des Sympathikus gedrosselt, um auf den entspannten Parasympathikus zu wechseln.
- SchlafatmungDas Muster der Angstatmung wird ganze zehn Minuten durchgehalten.
Indem Sie Ihre Atmung ändern, verändert sich in der Tat Ihr geistiger Zustand.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:
Beitragsbild: pixabay.com – leninscape
Dieser Beitrag wurde am 24.11.2022 erstellt.