Konrad Werthmann "Ratgeber für chronisch Kranke" Der Untertitel lautet "Kuhmilch und Hühnereier Ursprung vieler Krankheiten".
Hm, genau solche Verallgemeinerungen sind nicht gerade dazu geeignet, sachlich für Aufklärung zu sorgen, wie ich finde.
Allerdings lautet der Titel aber auch Ratgeber für chronisch Kranke und dass diese Gruppe in Vielem gehandikapt ist, liegt ja auf der Hand.
Grundsätzlich stimme ich bei Kuhmilch aber uneingeschränkt zu - Milch ist Säuglingsnahrung und nichts anderes. Egal ob Kuhmilch, Schafmilch oder sonstige tierische Milch. Es käme ja auch kein Mensch auf die Idee, im Erwachsenenalter Muttermilch zu trinken.
Bei Eiern sehe ich das aber ganz anders: Eier sind zum Bersten gefüllt mit Nährstoffen. Muss ja auch so sein, aus ihnen entstehen in kurzer Zeit nur durch die Wärme des Brütens komplette Lebewesen. Eier sind also wie die Muttermilch von der Natur aus dafür vorgesehen, möglichst viele wichtige Nährstoffe zu liefern.
Ein durchschnittliches Ei enthält nicht nur gut 6 g Eiweiß mit allen essentiellen Aminosäuren, sondern ist auch reich an den Vitaminen A, E und Beta-Carotin. Es enthält Tryptophan, welches die Serotoninbildung fördert, außerdem noch Lutein und Zeaxanthin, zwei wichtige Carotinoide für die Augengesundheit. Ein Großteil dieser Nährstoffe stecken dabei dann im Eigelb.
Aber - wo gibt es mehr Nährstoffe als in einem durchschnittlichen Ei? Ganz einfach - in einem Ei von einem Huhn, das art- und naturgerecht lebt: Frisches Gras, Käfer, viel Auslauf und eine gesunde Gruppengröße. Solche Verhältnisse finden sich heute leider nur noch in wirklichen kleinbäuerlichen Betrieben. Bio- und auch die Freilandhaltung beinhalten diese Bedingungen nicht immer automatisch.
Hier mal ein Vergleich durchschnittliches Ei mit Wiesen-Ei:
- Vitamin A: 487 IU vs. 792 IU (1,6x)
- Vitamin D: 34 IU vs. 136-204 IU (4-5x)
- Vitamin E: 0,97 mg vs. 3,73 mg (3,8x)
- Beta-Carotin: 10 mcg vs. 79 mcg (7,9x)
- Omega-3-Fettsäuren: 0,22 g vs. 0,66 g (3x)
Von daher - warum sollten Eier ungesund sein?
Weil`s Cholesterin enthält? Darauf braucht man heute eigentlich nicht mehr zu antworten, dieses Märchen ist ja mittlerweile längst widerlegt.
Weil es Arachidonsäure enthält? Eine Fettsäure, die als entzündungsfördernd gilt und somit die Ursache für Herzerkrankugen sein kann?
Gut, Eier enthalten Arachidonsäure. Fleisch auch. Menschliche Muttermilch aber auch. Schon gewusst?
Also - wenn dieser Stoff schädlich wäre, hätte er sich dann im Zuge der Evolution in der Muttermilch durchgesetzt? Wohl kaum.
Wichtig ist mal wieder der Kontext, die Verhältnismäßigkeit.
Es zeigt sich nämlich, dass bei einem ausgewogenen Fettsäurenverhältnis im Körper die Arachidonsäure praktisch kein Problem darstellt. Ein ausgewogenes Fettsäurenverhältnis beinhaltet den Verzehr ausreichender Mengen Omega-3-Fettsäuren und möglichst weniger Omega-6-Fettsäuren, um ein Verhältnis von 2:1 oder 1:1 zu erreichen. Studien zufolge sind dann bis 1500mg Arachidonsäure pro Tag unproblematisch – Mengen darüber hinaus wurden allerdings bisher noch nicht untersucht.
Sind Eier nun also gesund? Ja! Wenn sie denn aus einer gesunden Quelle kommen. Nur wenige andere Lebensmittel bieten eine dermaßen hohe Nährstoffdichte.
Und wer Angst vor Herzerkrankungen hat, sollte sich eher darum kümmern, überflüssiges Körperfett zu reduzieren, sich mehr zu bewegen und auf den Konsum von Zucker, Getreide usw. zu verzichten, als auf den Verzehr von Eiern.