kann ich verstehen, wenn man sich mit etwas nicht befasst hat, weil man sich dafür nicht interessiert,
zeigt nur deine Intoleranz zu dem Thema.
Das genau sind zwei der Aussagen, die selbsternannte Astrologen gerne ihren Kritikern vorwerfen: Dass sie nicht mitreden können, weil sie sich eben nicht lange Jahre mit dem Thema beschäftigt haben. Man sei als unwissender Laie überhaupt nicht qualifiziert genug beurteilen zu können, ob Astrologie funktionere oder nicht.
Verschwiegen wird dabei aber ganz gerne, dass es die Astrologie gar nicht gibt. Würde man etwa die Astrologie der Hamburger Schule in Frage stellen, würden sich Astrologen anderer Schulen nicht angesprochen fühlen. Die Astrologie ist in sich so dermaßen zersplittert - und das gilt sowohl für die westlich-abendländische Astrologie, wie auch für die vielen anderen Systeme, so aus Indien oder China - dass die Kritik an einer einzigen Richtung kaum sinnvoll ist. Jeder Astrologe macht sich seine eigene Astrologie.
Nur - wenn die Astrologie aus sich heraus schon so dermaßen uneinheitlich ist - erkläre mir doch bitte einmal, wie sie dann überhaupt zu verlässlichem Wissen gelangen kann?
Dazu auch mal folgende Überlegung:
Grundlage jeder Astrologie ist ja die Annahme, es gebe einen irgendwie gearteten Zusammenhang zwischen den Objekten am Himmel und dem Schicksal der Menschen. Frei nach dem Motto - wie oben, so auch hier unten.
Nun kennt die Astronomie heute aber unzählige Himmelskörper - allein unser Sonnensystem besteht aus einem Stern, acht Planeten, fünf Zwergplaneten, 168 Monden, Millionen von Asteroiden und Kometen. Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es noch Milliarden anderer Sterne und Milliarden anderer Galaxien im Universum. Und daher - wenn die Astrologie keine Lehre der Beliebigkeit sein will, dann muss es begründbar sein, welche Himmelskörper man bei der Untersuchung des menschlichen Schicksals berücksichtigen muss und vor allem auch warum. Und genau das wird nicht getan.
Denn - von all den oben aufgeführten Himmelskörpern werden nur acht Planeten (Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun), ein Zwerplanet (Pluto), ein Mond (der Erdmond) und ein Stern (nämlich unsere Sonne) berücksichtigt, dabei werden aber Uranus, Neptun und Pluto erst seit ihrer Entdeckung berücksichtigt. Vorher spielten sie allem Anschein nach keine Rolle bei der Berechnung des menschlichen Schicksals: Vor 1781 vermisste kein Astrologe den Uranus, vor 1846 vermisste keiner den Neptun und Pluto fehlte allem Anschein nach bis zum Jahr 1930 ebenfalls nicht.
In den Horoskopen wird von den Zwergplaneten nur Pluto benutzt, ganz selten auch mal der kleinste Zwergplanet Ceres, die restlichen Zwergplaneten Eris, Haumea und Makemake werden so gut wie nie berücksichtigt.
Noch heftiger ist es bei den Monden - hier wird nur der Erdmond berücksichtigt, die restlichen 167 Monde spielen keine Rolle. Dabei sind gerade Io, Ganymed, Callisto und Titan sogar noch größer als unser Mond.
Und bei den Asteroiden? Von ihnen nutzen einige wenige Astrologen nur Ceres, Pallas, Vesta oder Chiron, alle anderen werden ignoriert.
Dann nochmals zurückkommend zu Pluto. Er ist heute fast überall Teil der astrologischen Analyse. Dass er heute aber nur noch als Zwergplanet klassifiziert wird und nicht mehr als Planet, scheint die Astrologie nicht weiter zu stören. Eine diesbezügliche Frage wird durch Astrologen dann lapidar damit begründet, dass Pluto eben lange Zeit als Planet des Sonnensystems geführt wurde. Wenn ich dieser Argumentation folge, müssten auch der Zwergplanet Ceres und die Asteroiden Pallas, Juno, Vetsa und Hygiea genauso wichtig sein wie Pluto.
Der Erdmond wird als einziger der 168 Monde von vielen Astrologen deswegen anerkannt, weil er eben der Mond der Erde ist und daher relevant sei. Seltsamerweise ist aber der Asteroid 2002 AA99 nicht relevant, obwohl auch er wie der Mond ein ko-orbitales Objekt der Erde ist, sich also wie der Mond in ständiger Nähe zur Erde aufhält.
Von daher - ein einziges, heilloses Durcheinander, egal, wie man es auch betrachtet - es gibt keine objektiven Regeln, die klar darlegen, welche Himmelskörper nun relevant für die Astrologie sind und welche nicht.
Aber zugegeben - die Astrologie kann aus rein praktischen Gründen nicht alle Himmelsobjekte berücksichtigen. Da sie aber auch keine konkreten Regeln für die Auswahl anbieten kann, welche Objekte wann zu verwenden sind und wann nicht, erweist sich für mich die Lehre der Astrologie als willkürlich, die astrologische Bedeutung bleibt somit beliebig, die Astrologie kann nicht funktionieren.
Von daher - vielleicht reichen ja die wenigen Gedanken aus, zu belegen, dass meine Aussagen im Beitrag #27▪
zur Astrologie nichts zu tun haben mit Ignoranz oder mangelndem Interesse.