Eugen Roth war auch Humoristisch und hat sich gerne über Krankheit und Quacksalber gerne lustig gemacht
Neue Heilmethoden
Berühmt zu werden, liegt an dem:
Du musst begründen ein System!
Such was Verrücktes und erkläre,
Das alles Heil im Kuhmist wäre,
Dem, auf die Wunde warm gestrichen,
Noch jede Krankheit sei gewichen
Und den, nachweislich, die Azteken
Geführt in ihren Apotheken...
Hält man dich auch für einen Narren,
Du musst nur eisern drauf beharren,
Dann fangen immer einige an,
Zu glauben, es sei doch hier was dran,
Und du gewinnst dir viele Jünger,
Die deine Losung: Kraft durch Dünger!
Streng wissenschaftlich unterbauen
Und weiterkünden voll Vertrauen.
Bäder
Wenn sie als Kind zu heiß uns baden,
So merkt man später wohl den Schaden.
Doch kann man auch mit kalten Duschen
Uns unsre Jugend arg verpfusche
Äußerer Eindruck
Willst du als Kranker Eindruck schinden,
musst du dir schon den Kopf einbinden.
Du kannst nur rechnen auf Erbarmen
mit kompliziert gebrochenen Armen.
Jedoch musst du bei Magenkrämpfen
schon ziemlich zäh um Mitleid kämpfen,
und gar bei Rheuma oder Gicht
verabreicht man’s grundsätzlich nicht.
Bei Seelenleiden, noch so groß,
ist deine Mühe aussichtslos,
es müsste denn grad Tobsucht sein:
Die glaubt man dir – und sperrt dich ein!
Altes Volks-mittel
Wer Gelbsucht hat, der heilt sie bald:
Er gehe in den nächsten Wald
Und schau (und glaube fest daran!)
Durchdringend einen Grünspecht an.
Nur reden darf er keine Silben!
Der Grünspecht wird sofort vergilben.
Der Kranke aber, kerngesund,
(Sofern er diesen Vogel fund,
Der ihm gegangen auf den Leim)
Geht mir nichts, dir nichts, wieder heim.
Der rechte Arzt
Fehlt dir‘s an Leber, Lunge, Magen,
Musst du es Bekannten sagen,
Damit sie, die dir Heilung gönnen,
Dir ihren Arzt verraten können.
Ist deine Krankheit eine schwierige,
Kann keiner helfen als der ihrige.
Sie möchten‘s schriftlich dir bescheinigen,
Daß du verratzt bist mit dem deinigen.
Herr Meier, der sich unterfing
Und nicht zu ihrem Doktor ging –
Es fehlte ihm wie dir das gleiche –
War nach sechs Wochen eine Leiche.
Herrn Schmidt, der auch es ausgeschlagen,
Den hat man bald hinausgetragen,
Den braven Mann, den unermüdlichen,
Er liegt im Friedhof jetzt, im südlichen.
Rekordsucht
Der Patient es gerne sieht,
Wenn für sein Geld auch was geschieht,
Und dass, gar wenn‘s die Kasse zahlt,
Man oft ihn badet und bestrahlt,
Ihm Tränklein massenhaft verschreibt,
Ihm Salben in den Rücken reibt.
Ja, selbst wenn er vor Schmerzen winselt,
Will er den Hals gern ausgepinselt.
Er wird die Ärzte tüchtig preisen,
Die ihn dem Facharzt überweisen.
Sei es bewusst, sei‘s unbewusst -
Das Wandern ist des Kranken Lust.
Erschöpfen würde er die Kraft,
Wenn‘s ging, der ganzen Wissenschaft,
Nicht um gesund zu werden, nein –
Nur, um der kränkste Mensch zu sein.
LG