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Die Patienten kommen ja erst in die Praxis, wenn sie kaum noch laufen können. Jedenfalls ist das bei mir so. Da ist da schon eine deutliche Schwellung zu sehen und zu fühlen, meist auch eine Überwärmung, was schon die Entzündung erahnen lässt. Ein Ultraschall sollte Aufschluss darüber geben wie weit die Sehne selbst betroffen ist. Oftmals sieht man schon Veränderungen (Ausdünnung, "porös" etc.), genau so wie Du das ja auch beschreibst.
Als erstes muss die Belastung weg, die dazu geführt hat. Sprich: Laufverbot. Das ist schon mal für Läufer die reinste Hölle. Aber es hilft nicht. Ich kenne zu viele "Läufer", die genau wegen dieser Problematik ihre "Laufkarriere" beendet haben. Dabei ist das aus meiner Sicht gar nicht nötig - WENN: die richtigen Maßnahmen getroffen werden.
Zweitens: Eine antientzündliche Therapie muss her. Dazu habe ich ja einen Grundsatzbeitrag unter Naturheilkunde bei Entzündungenˍ geschrieben.
Aus der Ernährung: Milch und Schweinefleisch müssen weg, am besten dauerhaft. Der Säure-Basen-Haushalt ist zu prüfen und auszugleichen.
Mehr Wasser trinkenˍ! Zum "Wasser" haben wir hier im Forum übrigens einen sehr qualifizierten Beitrag: Wasserfilteranlagen▪. Ich rate dazu nicht nur mehr Wasser zu trinken, sondern sich über das Wasser auch mal Gedanken zu machen.
Vitalstoffe: hochdosiert Enzyme (z.B. Karazym, Wobenzym Nˍ etc.), Alpha-Liponsäureˍ, Omega-3-Fettsäurenˍ sind angezeigt.
Ein Heiltee unterstützt die Regeneration. Wenn einem nicht einfällt welches Kraut man nehmen soll, nehmt das hier: Jiaogulanˍ
Äußerlich (Salbenverband / Wickel / Auflage) möchten die Patienten ja auch immer etwas. Die beliebten "Zinkleim-Verbände" werden von Orthopäden gerne verordnet. Die sind nicht schlecht. Aber es geht aus meiner Sicht besser: zwei Mal täglich äußerlich einen Quarkwickelˍ anlegen. Eventuell auch einmal mit Retterspitzˍ (äußerlich). Und dazu: drei mal täglich mit der Traumeel-Salbe cremen. Zu den Voltarenˍ-Salben etc. sage ich hier lieber nichts
Die Homöopathie▪ die gerne immer empfohlen wird, ist nicht ganz einfach. Man kann Arnica, Ruta etc. versuchen, aber nach meiner Erfahrung muss das richtige Mittel gefunden werden, dass zur Gesamtheit der Symptome des Patienten passt. Und so können für dieses Problem durchaus 15 Mittel in Frage kommen. Im Beitrag Homöopathie bei Sehnenentzündungen▪ versuche ich eine kleinen Überblick zu geben. Aber bitte: Wer klassisch homöopathisch behandelt werden möchte, gehe zu einem klassisch arbeitenden Homöopathen, der weiß was er tut. Und bitte hört auf in den Foren zu posten: "Ruta hilft bei mir nicht". Antwort: "Hast nicht genug dran geglaubt". Tut mir leid, dass ich das hier erwähnen muss, aber so etwas lese ich ständig.
Nachdem die Entzündung abgeklungen ist, setzt sofort die manuelle Therapie / Physiotherapie ein: Massage der gesamten Schienbeinmuskulatur und der Fußmuskulatur. Die Achillessehen werden noch in Ruhe gelassen. Dabei zeige ich den Patienten bereits das Faszien-Rollen (Blackroll-Technik). Und je nach Fortschritt bereits die Eigenübungen (Statik etc. siehe oben). Die Sache mit der Physiotherapie ist ja auch nicht ganz einfach. Da gibt es ja mittlerweile über 100 verschiedene Techniken / Fortbildungen usw. Auf jeden Fall sollte ein guter Masseur die Muskulatur "in der Tiefe" bearbeiten. Und das ist im Bereich der Wade keine "Streicheleinheit". Ich biete den Patienten gerne ein "Beissholz" an (kleiner Scherz)... Ich will damit nur andeuten, dass bei Achillessehnenpatienten (Läufer!) schon ordentlich reingriffen werden muss. Das ist auch für den Therapeuten anstrengend. Wer es ganz genau nimmt suche sich einen Physio mit FDM-Fortbildung, oder LNB-Technik. Im Bereich der Osteopathen (was ja auch immer als Geheimtipp gehandelt wird), gibt es zu viele "Unterfraktionen". Da muss man auch schauen, wer was macht und welche Schule absolviert wurde.
Mit dieser "Komplett-Therapie" ist der Patient (in der Regel) in der Lage, nach 6 Wochen wieder mit leichten Trainingsumfängen zu beginnen. Nach spätestens 6 Monaten sollte die Sehne wieder "wie neu" sein und jeglicher Belastung standhalten können. Während dieser Monate wird der Trainingsplan entsprechend umgestaltet. Aerobe Ausdauer wird mit dem Rad und / oder Schwimmen trainiert. Anaerobe Ausdauer mittels Krafttraining. Auch hier ist das Augenmerk auf eine differenzierte Trainingsplanung zu legen, die mit dem "Therapieplan" abgestimmt werden sollte.