Vitiligo (Weißfleckenkrankheit, Scheckhaut) ist eine ungefährliche, nicht ansteckende Pigmentstörung der Haut, hervorgerufen durch eine Zerstörung der Melanozyten (pigmentbildende Zellen) in der Epidermis (oberste, verhornte Epithelschicht der Haut).
Kennzeichen sind weiße Flecken unterschiedlicher Größe, die sich vor allem im Gesicht zeigen. Hauptsächlich handelt es sich um ein kosmetisches Problem, welches Betroffene vielfach deutlich psychisch belastet (durch das veränderte Aussehen).
Die Erkrankung manifestiert sich vor allem in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter. Die Inzidenz (Häufigkeit des Auftretens) in Deutschland liegt bei rund einem Prozent.
Wissenschaftler gehen von einer weltweiten Erkrankungsrate von nahezu zwei Prozent aus. Zusätzlich ist eine familiäre Häufung zu beobachten. Vitiligo zählt mit zu den häufigsten Pigmentstörungen der Haut. Ein geschlechtlicher oder ethnischer Zusammenhang ist nicht feststellbar.
Die genaue Entstehung einer Vitiligo ist noch nicht abschließend erforscht. Vermutet wird jedoch eine genetische Veranlagung, wodurch es zu der autoimmunen Zerstörung der Pigmentzellen kommt. Vielfach lässt sich neben einer Vitiligo bei den Betroffenen eine andere Autoimmunerkrankung (zum Beispiel Diabetes mellitus) feststellen.
Wissenschaftler vermuten hier einen Zusammenhang, die zusätzliche Erkrankung könnte der Auslöser sein. Studien konnten zudem belegen, dass sich die Erkrankung durch verschiedene Reize, wie zum Beispiel andauernder Stress, starke Sonnenbestrahlung oder auch Verletzungen, bei prädisponierten Menschen deutlich verstärken bzw. provozieren (triggern) lässt.
In sehr jungen Jahren bleibt die Erkrankung meist noch unbemerkt. Häufig merkt man es erst durch einen Aufenthalt in der Sonne wobei es zu sichtbaren Flecken kommt. Der Unterschied zur sonnengebräunten Haut ist dabei relativ deutlich.
Die Flecken selbst sind weiß und scharf begrenzt. Typisch ist die symmetrische Anordnung auf beiden Körperhälften (= generalisierte Vitiligo). Der Verlauf ist leider chronisch.
Während die Flecken zu Beginn nur wenige Millimeter groß sind, können sie im Verlauf derart an Ausmaß zunehmen, dass sie nahezu die gesamte Körperregion einnehmen.
Typisch ist eine Fleckenbildung im Bereich um die Augen, die Nase und den Mund. Daneben entstehen die weißen Male aber auch an anderen Körperstellen, wie zum Beispiel den Ellenbogen, Unterarmen, Händen, Leisten, der Genital- und Analregion, den Unterschenkeln sowie an den Füßen.
In der folgenden Abbildung sehen sie die typischen Flecken an den Händen.

applying sunblocker or lotion to skin affected by vitiligo
Die generalisierte Vitiligo (auch Vitiligo vulgaris) ist von der lokalen Form zu unterscheiden, bei der es nur zu einzeln verteilten Flecken (meist auch ohne weitere Zunahme des Umfangs bzw. ohne weitere Flecken) im Bereich einer Körperhälfte kommt. Vitiligo vulgaris ist mit nahezu 90 Prozent aller Erkrankungen die häufigste Form der Weißfleckenkrankheit.
Von der lokalen Vitiligo sind nur gut zwei Prozent betroffen. Sind mehr als 80 Prozent der Körperoberfläche von den weißen Flecken bedeckt, spricht man auch von der universellen Vitiligo. Diese ist bei ca. acht Prozent aller Betroffenen diagnostizierbar.
Die depigmentierten Stellen verursachen normalerweise keinerlei körperliche Beschwerden. Sie stellen jedoch für die Betroffenen häufig eine starke Belastung (psychisch) dar, vor allem, wenn das Gesicht gekennzeichnet ist. Die Flecken sind extrem lichtempfindlich, weshalb sie vor (starker) Sonneneinstrahlung geschützt werden müssen (hohe Neigung zu Sonnenbränden).
In Ausnahmefällen kann es im Bereich der Flecken zu einem Juckreiz kommen. Ein zusätzliches Phänomen ist, dass die in den weißen Flecken gelegenen Haare ebenfalls von der Depigmentierung betroffen sind (= Poliosis circumscripta). Vor allem bei dunkelhäutigen Menschen ist ein zusätzlicher Befall von Lippen und Mundschleimhaut zu beobachten.
Die Medizin kennt viele der Vitiligo ähnelnde Erkrankungen. Differentialdiagnostisch auszuschließen sind u.a. die postinfektiöse oder die postinflammatorische Hypopigmentierung, eine durch Medikamente verursachte Depigmentierung der Haut, die Pityriasis versicolor alba (durch einen Hefepilz verursachte Infektion der Haut), das Melasma (bräunliche Flecken, vor allem bei Frauen während der Schwangerschaft oder nach der Einnahme von der Pille), der Albinismus oder Piebaldismus (betrifft den gesamten Körper), ein Naevus (Muttermal) anaemicus oder depigmentosus und die Hypomelanosis guttata idiopathica (durch andauernde UV-Strahlung verursachte Depigmentierung).
Bei Patienten mit schwarzem Hautkrebs entstehen die hellen Flecken manchmal im Bereich um das Melanom herum. Offensichtlich ist dies eine „Nebenwirkung“ der Immun-Aktivität, die sich gegen die Krebszellen richtet. Hier können die depigmentierten Flecken folglich als gutes Zeichen gewertet werden. Die Heilungschancen des Melanoms sind in diesem Fall höher (NCBI).
Bedingt durch die noch nicht vollständig geklärte Entstehung einer Vitiligo kann die Diagnose nicht zu hundert Prozent eindeutig gestellt werden. Erfahrungswerte der vergangenen Jahrzehnte können aber dennoch zu einer Erkennung der Vitiligo führen.
Nach der Anamnese beim Arzt erfolgt die Inspektion, welche in den meisten Fällen bereits zu einer Vermutung führt. Die Familiengeschichte ist hier von besonderer Bedeutung, da eine Vitiligo familiär gehäuft in Erscheinung tritt.
Zusätzliche Erkrankungen, wie unter anderem Diabetes mellitus oder hormonelle Störungen (zum Beispiel Bereich der Schilddrüse oder Nebenniere) können die Entstehung begünstigen. Bei der körperlichen Untersuchung werden die weißen Flecken genau betrachtet, vermessen und unter Umständen mit einem speziellen UV-Licht bestrahlt (Wood-Licht, erzeugt einen fluoreszierenden Effekt auf der Haut), um sie deutlicher hervorzuheben.
Entfärbte Haare oder eine weiße Mundschleimhaut deuten ebenfalls auf eine Vitiligo hin. Im Blutbild lassen sich hormonelle Störungen oder Erkrankungen, zum Beispiel der Schilddrüse, feststellen. Hierzu dient unter anderem der TSH-Test (Thyreoidea-stimulierendes Hormon).
In Einzelfällen ist eine eigenständige Verringerung der weißen Flecken zu beobachten. Generell ist die Vitiligo jedoch nicht heilbar, weshalb sich die vom Arzt gewählte Therapie hauptsächlich auf eine Linderung der Symptomatik bzw. auf eine Stärkung der Psyche von Betroffenen beschränken muss.
Ist der Befall der Haut nur gering (unterhalb zehn Prozent), hat sich der langwierige Einsatz steroidhaltiger Cremes (Kortison) bewährt. Sie wirken vor allem entzündungshemmend, reduzieren aber auch immunaktive Prozesse, wie zum Beispiel die Zerstörung von Melanozyten.
In einigen Fällen lässt sich eine Repigmentierung erzielen durch den Einsatz von UV-Licht (UV-Phototherapie mit Excimerlampen). Eine ähnliche Wirkung wie Kortison-Salben haben auch Cremes auf Basis von Calcineurin-Inhibitoren (Wirkstoff unter anderem Tacrolimus). Diese sind besser verträglich als Kortisonpräparate, da sie die Haut weniger belasten.
Eine bisher wenig beachtete Alternative ist das Microneedeling, das bei vielen Hauterkrankungen angewendet wird und auch die Melanozyten zu verstärkter Melanin-Produktion anregen kann. Bei diesem Verfahren werden mit feinsten Nadeln minimale Perforationen der Haut inseriert.
Die Nädelchen sind auf einer kleinen Walze angebracht, die mit einem Handroller über die Haut geführt wird. Manchmal appliziert der Arzt Wirkstoffe, die durch die kleinsten Verletzungen optimal in die Haut eindringen. Bewährt haben sich Hyaluronsäure, Fruchtsäuren oder Vitamin D.
Sind die weißen Flecken großflächig über den Körper verteilt, kann unter Umständen eine Bleichung der übrigen Hautareale erfolgen. Diese werden so dem Farbton der Flecken angepasst.
Daneben kommt die Ganzkörperbestrahlung mit UV-B- Licht zum Einsatz. Die Gabe von synthetisch hergestelltem alpha-MSH (Melanin-stimulierendes Hormon) stimuliert die Bildung von Melanin und kann so u.U. eine Repigmentierung erzielen.
Zeigen die gewählten Therapieformen keine Wirkung, besteht die Möglichkeit einer operativen Behandlung. Durch Entnahme gesunder Hautareale und Verpflanzung auf die betroffenen Stellen kann das Hautbild wieder gleichmäßiger erscheinen.
Jedoch ist dies mit einer Narbenbildung verbunden, weshalb viele Betroffene vor einer Durchführung im Gesicht zurückschrecken. Eine neuere Methode ist das Abtragen der oberen Zellschichten mittels Derabrasion (vergleichbar mit einem Abschleifen) mit anschließender Transplantation von Melanozyten und Keratinozyten. Hierdurch werden zum Teil sehr gute Ergebnisse erzielt.
Ist die Psyche der betroffenen Person stark in Mitleidenschaft gezogen, kann der behandelnde Arzt auch eine psychotherapeutische Behandlung anraten.
In vielen Fällen greifen Betroffene jedoch eher auf ein besonders gut deckendes Make-up zurück. Dieses unter dem Namen Camouflage bekannte Mittel wird in Form von Cremes und Puder (die dem jeweiligen Hautfarbton angepasst sind) auf die Haut aufgetragen und führt in vielen Fällen zu einer sehr guten Deckung der weißen Hautareale.
Nachteil ist, dass dieser Prozess jeden Tag wiederholt werden muss. Und vor allem Männer scheuen noch immer den Einsatz solcher Produkte. Jedoch kann der Blick in den Spiegel nach der Verwendung deutlich dazu beitragen, die psychische Verfassung der betroffenen Person zu verbessern.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:
Bildquelle: fotolia.de – Axel Bueckert
Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 9.9.2016 aktualisiert.