Die Bandscheibenprotrusion: Ursachen, Symptome und Therapie

Die Wirbelsäule setzt sich aus den knöchernen Wirbelkörpern und den Bandscheiben (Disci intervertebralis) zusammen.

Insgesamt besitzt der Mensch 23 Bandscheiben, die wie ein Puffer zwischen den Wirbelkörpern liegen. Bandscheiben bestehen aus einem weichen Gallertkern (Nucleus pulposus) sowie dem umgebenden Faserknorpelring (Anulus fibrosus), zum Wirbelkörper hin findet sich noch eine dünne Hyalinknorpelschicht.

Die Bandscheibe wirkt durch ihre Elastizität als Puffer zwischen den Wirbelkörpern. Sie fängt Stöße ab und schützt die Wirbelsäule bei Fehlbelastungen vor Abnutzung. Die Bandscheibenprotrusion (Diskusprotrusion) beschreibt eine durch Druck verursachte Vorwölbung des Faserrings über den Wirbelkörperrand hinaus.

Hält der Ring diesem Druck nicht stand, reißt er, es entsteht ein Bandscheibenvorfall (Prolaps). Häufig zeigt sich die Protrusion mit zunehmendem Alter, der Erkrankungsgipfel liegt um das 40. Lebensjahr. Zwischen 20 und 30 Prozent der Bevölkerung erleiden in ihrem Leben mindestens einmal eine Vorwölbung, dabei ist mit über 80 Prozent der untere lumbale Bereich (Lendenwirbelsäule mit Übergang zum Kreuzbein) betroffen. Bei der Protrusion einer Bandscheibe lassen sich zwei Formen unterscheiden.

Während der Faserring trotz Mikroläsionen intakt bleibt, verschiebt sich der innere Kern entweder bis zum Faserringrand hin (stößt an diesen) oder er bleibt vollständig umhüllt von diesem. Hierdurch entstehen Schmerzen und weitere Beeinträchtigungen von physiologischen Bewegungsmustern.

Ursachen

Die Ursachen für eine Bandscheibenprotrusion sind weniger exogen (z.B. durch einen Unfall, Sportverletzung) als endogen zu suchen. Durch verschiedene Faktoren kommt es zu einem Elastizitätsverlust des Gallertkerns, wodurch Belastungen nicht mehr voll abgefangen werden können. Im Verlauf nutzt sich der betroffene Bereich verstärkt ab, es kommt zur Protrusion.

In jüngeren Jahren ist der Gallertkern mit einem hohen Anteil an Wasser gefüllt, der sich im Laufe eines Tages durch normale Bewegungen verringert, um sich in der nächtlichen Ruhephase wieder auffüllen zu können. Mit zunehmendem Alter lässt dieser Prozess nach, sowohl Wasserangebot als auch die Fähigkeit zur Aufnahme sind vermindert, wodurch es zum Elastizitätsverlust kommt. Daneben können auch Bewegungsmangel, Immobilität und hohe Belastungen (schweres Tragen, Übergewicht) begünstigend auf die Entstehung wirken.

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Symptome einer Bandscheibenvorwölbung

Eine Bandscheibenvorwölbung muss nicht immer bemerkt werden, in einigen Fällen passt sich das umgebende Gewebe sogar den geänderten Verhältnissen an. Eine Protrusion kann aber auch sehr schmerzhaft sein und ähnelt dann in ihrer Symptomatik einem Vorfall. Das Ausmaß der Beschwerden hängt dabei nicht immer vom Schweregrad ab. Es kommt zu lokalen Schmerzen im betroffenen Wirbelsegment. Durch die Vorwölbung werden die in den Foramina (Löcher) der Wirbelkörper verlaufenden Gefäße und Nerven zum Teil in Mitleidenschaft gezogen.

Diese treten auf jeder Ebene aus, um die umgebenden Gewebe zu versorgen. Durch die veränderte Lage der Bandscheibe werden diese Bereiche gequetscht oder abgeklemmt. Daraus ergeben sich verschiedene Einschränkungen wie ausstrahlende Schmerzen (bei der Brustwirbelsäule z.B. in die Arme), eine verminderte Beweglichkeit, neurologische Störungen mit Reflexausfällen und eingeschränkter Empfindung bis hin zu Taubheitsgefühlen. Auch Entzündungen und Ödeme sind möglich. Bestimmte Bewegungen, die die Wirbelsäule besonders beanspruchen, fallen schwer, so zum Beispiel das Strecken nach dem Aufstehen oder das in die Hocke gehen.

Insgesamt lässt sich eine Kraftminderung der beteiligten Muskulatur feststellen. Neben Anamnese und Inspektion erfolgen die Palpation der Wirbelsäule sowie die Begutachtung der möglichen Auswirkungen beim Gehen, Stehen und Sitzen. Zum Teil lassen sich Veränderungen der Wirbelsäule bereits ertasten. Daneben können CT und MRT weitere Aufschlüsse bieten. Neurologische Tests dienen dem Ausschluss einer Nervenläsion.

Therapiemaßnahmen

Die Therapie einer Bandscheibenprotrusion erfolgt hauptsächlich konservativ.

Konservativ bedeutet ohne Operation, sondern z.B. mit Physiotherapie (Krankengymnastik, Medizinische Trainingstherapie, Manuelle Therapie u.a.)

Nur in sehr seltenen Fällen wird die Bandscheibe operativ entfernt und gegebenenfalls durch eine künstliche ersetzt.

“Konservativ” nutzen eine ausgeprägte Physiotherapie mit Osteopathie, gymnastischen Übungen zur Stärkung der Muskulatur, Wärmeanwendungen (Fango, Bestrahlung), Massagen oder auch Akkupunktur. In der Rückenschule erlernen Betroffene eine richtige Haltung sowie Strategien zum Heben und Tragen schwerer Gegenstände.

Bei ausgeprägten Formen wird ein stützendes Korsett verordnet, was täglich für 23 Stunden und über einen mehrmonatigen Zeitraum getragen werden muss. Schmerzen und Ausfallerscheinungen lassen sich medikamentös behandeln. Zum Einsatz kommen orale Präparate, mittels Blockaden (Injektionen) können betroffene Wirbelsäulensegmente gezielt behandelt werden. Hier werden Kombinationen aus Analgetika, Kortison, Antirheumatika, Antiphlogistika und lokalen Betäubungsmitteln in verschiedenen Zusammensetzungen und abgestimmt auf die Beschwerden verabreicht.

Die Therapie erfordert vom Betroffenen viel Geduld und Engagement. Meist dauert es drei bis sechs Monate, bis sich die ersten Erfolge zeigen. Die Prognose bei frühzeitigem Beginn ist jedoch sehr günstig. In weniger als zehn Prozent aller Fälle ist im Verlauf ein operativer Eingriff notwendig.

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Beitragsbild: 123rf.com – wong yu liang