Förderlich wäre das Gegenteil: meine eigene Aufmerksamkeit nach innen zu richten, indem ich meine eigene Aufmerksamkeit – so oft es geht – von allem Destruktiven im Außen rasch, innerhalb weniger Sekunden, abziehe und nach innen richte. Darin kultiviere ich bewusst Freude, Dankbarkeit und Liebe in mir – auch ganz ohne besonderen Grund.
So oft es geht. Ich glaube, schon alleine daran hakt es bei vielen. Bei mir phasenweise auch. Nachdem es zuletzt besser war, bin ich nun wieder mehr oder weniger die ganze Zeit dabei mich abzuhetzen. Mein Papa hat eine schlimme Diagnose bekommen. Und mein sehr alter Hund ist momentan auch ein Sorgenkind und recht intensiver Pflegefall.
Ich habe diese Momente der Dankbarkeit, in denen ich bei mir bin und froh bin um alles, was mir das Leben geschenkt hat. Aber gleichzeitig ist alles irgendwie auch von einer dunklen Wolke überschattet. Aber wie das Wetter auch, wird das nicht für immer so bleiben.
Mir hat vor Jahren mal das Buch gutgetan, als ich die Stille fand und jeglicher Lärm dann unerträglich wurde.
Ist das denn sehr religiös oder christilich angehaucht? Oder kann man das auch als Agnostiker lesen und was für sich darin finden?
Ich glaub, vieles wird sich da wirklich selbst sortieren, einfach, weil Menschen nicht ewig in Strukturen bleiben, die sich falsch anfühlen.
Sehr langfristig hoffe ich auch darauf. Aber ich denke nicht, dass wir das noch erleben werden. Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auf. Und wenn man mehr oder weniger zum Überleben auf seinen Job angewiesen ist, haben viele leider gar nicht die Wahl sich die Frage zu stellen, ob sie in diesen Strukturen bleiben wollen oder nicht...
Diese kleinen Inseln, die du dir schaffst – der Tee, der Moment im Keller – sind mehr als Notlösungen. Es sind schon Ansätze, wie man sich selbst wiederfindet, auch ohne großes System.
Definitiv. Ansätze. Es hilft auch ein bisschen, wenn ich das ganz bewusst mache. Noch ein paar Tropfen Passedan vor dem Einschlafen und dann ein Lieblingsbuch von mir lesen. Und wenn es nur zwei oder drei Seiten sind bevor mir die Augen zufallen. Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass man das nehmen muss, was das Leben einem bietet und dann darauf so gut es geht aufbauen.
Mir fällt es generell oft schwer die Sachen nur "so gut wie möglich" zu machen anstatt es "perfekt" hinzukriegen. Das ist ganz tief in mir verankert und wirkt sich dann auf fast alles aus. Eben auch auf Vorstellungsgespräche und so weiter. Immerhin erstarre ich nicht mehr und verharre im Nichtstun, sondern mache, auch wenn es mir schwer fällt, immer einen Schritt nach dem anderen. Manchmal mit Pausen. Manchmal mit Rückschritten. Aber in Summe geht es in eine für mich positive Richtung.

