Warum finden wir ein Kaminfeuer so behaglich? Warum schlagen wir uns häufig wider alle Vernunft den Bauch voll? Warum schwitzen wir, wenn uns Gefahr droht und warum bekommen wir vor Angst kalte Füße?
Weil wir im tiefsten Innern immer noch Neandertaler sind. Und uns deswegen immer wieder auch unserer Unzulänglichkeiten bewusst sind. Weil wir uns bis heute viele Dinge nach wie vor nicht erklären können und uns daher in Absurditäten flüchten - Geistwesen, Engel, Astrologie, Inkarnation und ähnliche Dinge.
Ich bin beispielsweise fasziniert vom Hinduismus (obwohl es DEN Hinduismus ja nicht gibt), von seinen Facetten und der tief verwurzelten Frömmigkeit der Menschen in Indien oder gerade auch in Nepal. Fasziniert allerdings nicht bezogen auf das eigentlich Religiöse, sondern eher auf die Riten und den Umgang der Menschen damit:
Der Ganges - in Indien Ma Ganga genannt, Mutter Ganges - gilt als heilig, der heilige Fluss, er wird als Gott verehrt. Aber warum gilt der Fluss als heilig, woher kommt das? Warum liegen an seinem Ufer viele Pilgerorte, wie beispielsweise Varanasi (früher Benares genannt), die älteste und heiligste aller Städte, in die jedes Jahr Millionen von Gläubigen pilgern, um sich vom Wasser des Ganges von ihren Sünden reinigen zu lassen? Auch viele Sterbende kommen nach Varanasi, sie gilt als Stadt des Sterbens. (Allein über die Riten des Verbrennes könnte man jetzt seitenweise schreiben).
Der Ganges entspringt dem Himalaya und eine Legende besagt, dass die Steine am Flussufer dort, wo der Fluss entspringt, die Fußstapfen Shivas sind, einem der wichtigsten und populärsten Götter im hinduistischen Pantheon. Shiva gilt nicht nur als Zerstörer- und Erschaffergott, sondern auch als der große Asket, Herr der Verbrennungsghats (den Plätzen, auf denen Verstorbene verbrannt werden) und Eroberer des Todes. Seit jener Zeit gilt der Ganges daher als heiliger Fluss. Ein Irrsinn in heutiger Zeit, da der Ganges an vielen Orten extrem verschmutzt ist. Aber, nun ja, wo der Glaube hinfällt ...
Ähnliches gilt für Kühe, die im Hinduismus als heilig gelten. Aus einem einzigen Grund - manche Hindu-Gottheiten, so der Glaube, sind in den Körper eines Rindes geschlüpft und haben sich Menschen in dieser Form gezeigt. Außerdem versorgen Kühe die Menschen mit sehr nützlichen Dingen, wie Milch, Mist und Urin. Eine besonders enge Beziehung zu Kühen hat dabei der Hindu-Gott Krishna. Er wuchs laut Legende bei Kuhhirten auf und da Götter in jedes Lebewesen schlüpfen können, vermeiden Hindus ganz allgemein, Tieren ein Leid anzutun, Hindus sind von daher Vegetarier. Und hier zeigt sich ein weiterer Irrsinn:
Während eines Monsuns rutschte eine Kuh in Varanasi etliche Stufen, die zum Ganges hinunter führen, herunter und drohte in dem durch den Monsun nun reißenden Fluss zu ertrinken. Da sich die Kuh durch den Sturz an der Wirbelsäule verletzt hatte und querschnittgelähmt war, konnte sie sich nicht mehr selbst retten. Einige mutige Männer stiegen auf die vom tosenden Wasser umspülten Stufen und zogen die verletzte Kuh wieder nach oben. Eben um die heilige Kuh, sprich den dort wohnenden Gott vor dem Ertrinken zu retten. Man hätte nun einen Tierärzt kommen lassen können, der die Kuh sanft einschläfert, wodurch sie von ihren Qualen erlöst worden wäre. Nicht in Indien. Die Kuh blieb dort liegen, ihr Todeskampf dauerte ganze vier Tage. Während derer sie von streunenden Hunden Stück für Stück gefressen wurde. Hätten wir nun diesem Tier geholfen, einen westlichen Tierarzt gefunden, der die Kuh dann erlöst hätte, wären wir von den Hindus noch an Ort und Stelle brutalst erschlagen worden.
jetzt bin ich zwar etwas abgeschweift, aber dennoch mal so viel zum Thema Religion, Inkarnation und ähnlichem Zauber. Nichts hat mehr Mord und Totschlag, mehr Not, Trauer und Elend über diesen Planeten gebracht, wie Religionen jeglicher Couleur mit all ihren Facetten.

