ist diese Minderheit der Erwähnung wert? Schau dir einfach die Zahl derer an die so zeitig wie irgendmöglich in Vorruhestand bzw. Rente gehen. Die spricht eine eindeutige Sprache. Und nein der Mehrheit Faulheit zu unterstellen ist zu einfach und auch falsch, wie man schon an der Agenda 2010 sehen konnte, wenn man wollte. Wenn man die FDP weiter wirken lässt wird auch der Anteil dieser Minderheit gegen Null gehen.
Wenn es eine Minderheit wäre, fände ich es sehr traurig. Sicher gibt es viele, die bei ihrer ungeliebten Arbeit bleiben, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber diese Zeit als verlorene Zeit anzusehen, die man lieber zuhause mit einem Hobby oder am Fernseher verbringen würde, ist ungesund. Wer in seiner Arbeit keinen Sinn sieht, ist arm dran. Ich bin als Lehrerin zwar ein Jahr vorzeitig krankheitshalber in Ruhestand gegangen, habe mich aber bemüht, meine Fähigkeiten weiter ehrenamtlich einzusetzen. Ich gab Deutschkurse für ausländische Mütter, die manchmal erst Lesen lernen mussten. An meiner ehemaligen Schule half ich stundenweise neu zugezogenen Migrantenkindern, den Anschluss an eine Vorbereitungsklasse zu finden. An der Berufsschule betreute ich Schülerinnen, deren Deutschkenntnisse noch nicht für die Berufsausbildung ausreichten. Zwischendurch gab ich einem Schüler, der wegen Leukämie nicht zur Schule konnte, Hausunterricht. Die alternde Gesellschaft kann es sich nicht leisten, arbeitsfähige Menschen zu alimentieren, wenn diese nicht bereit sind, sich um Arbeit zu kümmern. Es muss ein deutlicher Unterschied zwischen Arbeitslohn und Leistungsbeziehung bestehen.
Ein anderes Thema ist die gerechte Entlohnung. Dass in Baden Württemberg ausgebildete Lehrer sich in den Sommerferien arbeitslos melden müssen, um danach wieder an derselben Schule eingestellt zu werden, ist ein Skandal. Sie leisten immerhin die gleiche Arbeit wie ihre angestellten oder beamteten Kollegen. Da schäme ich mich für mein Bundesland, das von einem weltfremden Gutmenschen regiert wird.
Um die Heraufsetzung des Rentenalters wird man angesichts der Altersstruktur nicht herumkommen. Ich lebe inzwischen länger als meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, und es sieht nicht aus, als könne ich nicht noch einige Jahre leben. Für den Dachdecker und andere Berufe, die vollen körperlichen Einsatz fordern, wird man Lösungen finden müssen. Meine Großeltern hatten 4 bzw. 9 Kinder, meine Eltern hatten 4, ich nur zwei Kinder. Viele verzichten bewusst auf eigene Kinder. Es fehlt an jungen Menschen, die die Renten der Alten, aber auch die Versorgung des Nachwuchses erwirtschaften müssen. Das ist eine Tatsache, der die Politik Rechnung tragen muss. Schmerzlose Lösungen gibt es nicht.