Die Aromaerzeugung ist ein heiss umkämpfter Chemie-absatzmarkt. 38 Chemiegiganten verteilen sich weltweit um den Globus. Die Erzeugungspalette erstreckt sich von der Parfumherstellung über eine Unzahl an Duft und Geschmackstoffen. Zu den Kunden gehören Parfüm-, Kosmetik-, Lebensmittel- und Getränkehersteller, die pharmazeutische Industrie sowie Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln und Heimtiernahrung. Und die Branche wächst. Je mehr Fertigprodukte wir essen, desto mehr Aroma- und Zusatzstoffe schlucken wir. Das Pfirsich-Aroma im Eistee etwa wird biotechnologisch aus Schimmelpilzen hergestellt. Um das lecker duftende Vanillin für Vanilleeis oder -pudding zu kreieren, verwenden Aromahersteller chemisch veränderte Sulfitablaugen - eigentlich ein Abfallstoff aus der Papierherstellung.
Was wir riechen und schmecken kommt immer häufiger aus dem Labor. Joghurt, Zahnpasta, Limonaden, Schokolade, E- Zigarette, selbst Autositze – kaum ein Konsumprodukt kommt ohne künstliches Aroma auf den Markt. Selbst bei den meisten Putzmitteln ist zb. Zitrusaroma fester Bestandteil der Erfolgsformel.
In Asien ist aromatisierter Tee sehr beliebt. Allein für grünen Tee gibt es Hunderte Geschmacksrichtungen
Aus Sägespänen wird Erdbeergeschmack: So sieht Fortschritt aus. So darf Aroma aus Sägespänen als »natürliches Aroma« bezeichnet werden. Verbraucher erwarten: dass ein „natürliches Aroma“ selbstverständlich aus „Lebensmitteln“ gewonnen werden muss. So wurden vom Gesetzgeber die Sägespäne einfach zu Lebensmittel ernannt. So wird Erdbeeraroma mithilfe von Pilzen hergestellt, die auf Sägespänen wachsen. Um die weite Palette an verschiedenen Produkten zu versorgen wurden alleine 5 Dutzend Erdbeeraromen kreiert.
Als Pionier auf diesem Felde gilt der Forscher Dr. Wilhelm Haarmann aus einem deutschen Ort mit dem passenden Namen Holzminden, Ihm gelang 1874 ein folgenschweres Kunststück: Er gewann aus dem Rindensaft örtlicher Fichten einen synthetischen Ersatz für Vanille, nannte es Vanillin, gründete auch gleich eine Fabrik und hob damit, so die Firmenchronik, »einen völlig neuen Industriezweig aus der Taufe. Im laufe der Firmengeschichte entwickelte sich die Firma zum Konzern Symrise, einer der größten Aromaerzeuger der Welt.
Man kann heute alles nachmachen. Was daran stört ist, dass niemand erkennen kann, welche Aromastoffe den Nahrungsmitteln tatsächlich zugesetzt sind. Unsere Sinne können sehr wohl von natürlichen und synthetischen Aromen unterscheiden. Die starke Zunahme von Unverträglichkeiten und Allergien zeigen uns am deutlichsten die Reaktion unseres Organismus.
mit freundlichen GRüßen- Guenter