Warum man dem Westen nicht zutrauen kann, dass er seine roten Linien nicht selbst überschreitetˍ
Es gibt in der EU und in der NATO den harten Kern der Eskalationisten, und es ist beruhigend, dass diese besonders eifrigen Kriegstreiber vorerst nicht die Oberhand haben. Aber sie sind auch nicht zum Schweigen gebracht oder auch nur angemessen marginalisiert worden.
ZitatNatürlich hat der Westen bereits Truppen vor Ort, darunter auch solche, die dürftig zu Freiwilligen und Söldnern erklärt wurden oder sich auf andere Weise am Konflikt beteiligen – zum Beispiel bei der Planung gezielter Angriffe gegen Russland, wie kürzlich durchgesickerte US-Dokumente bestätigt haben. Aber ein offenes Eingreifen von Bodentruppen des Westens wäre eine ernste Eskalation. Dies würde Russland und die NATO auf direkten Konfrontationskurs bringen, was eine nukleare Eskalation zu einer realen Möglichkeit machen würde.
ZitatDrittens und am grundlegendsten ist, dass rational angewandte Unehrlichkeit in der internationalen Politik zwar nicht ungewöhnlich ist, ein internationales System aber erst Vorhersehbarkeit herstellen muss, damit es Stabilität schafft. Das wiederum erfordert, dass auch die Täuschung in stillschweigend vereinbarten Grenzen gehalten wird und – aufgrund der ihr zugrunde liegenden Rationalität – bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar bleibt. Das Problem mit dem Westen nach dem Kalten Krieg besteht darin, dass er sich dazu entschieden hat, diese Grundregel der globalen Ordnung über Bord zu werfen. Die Sucht des Westens nach Unzuverlässigkeit ist so stark, dass Signale einer Eskalation grundsätzlich glaubwürdiger sind als Signale einer Deeskalation, solange es nicht zu einer grundsätzlichen, allgemeinen und klar erkennbaren Änderung der Vorgehensweise kommt.