Psychische Erkrankungen

Sommerdepression: Ursachen, Entstehung und Therapie

Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Wenn die trüben Tage kommen, das Laub sich von den Bäumen verabschiedet hat und die Sonne sich nur noch in Ausnahmefällen zu zeigen wagt, dann ist nicht nur die Vitamin-D-Versorgung für fast ein halbes Jahr unterbrochen. Dazu hatte ich auch schon mal in meinem Beitrag „Böse Sonne, gute Sonne – neue Erkenntnisse zum Vitamin D“ berichtet.

Trübsal und düstere Gedanken scheinen sich dann ebenfalls der allgemeinen Stimmungslage der Natur anzupassen und die Winterdepression hält bei uns Einzug. Der andere Grund für eine eher depressive Grundstimmung liegt in der Verkürzung der Tageszeit, also der Zeit, in der es hell ist.

Längere Dunkelzeiten bedingen eine höhere Produktion von Melatonin, das wiederum aus der Muttersubstanz Serotonin gebildet wird. Abfallende Konzentrationen des „Glückshormons“ sind letztendlich mit eine Ursache für depressive Verstimmungen.

Soweit klingt dies alles recht einleuchtend und ist alles andere als eine neue „Erkenntnis“. Neu dagegen ist die Botschaft einer Pressemitteilung der KKH-Allianz, der viertgrößten deutschen Krankenversicherung. Denn die Krankenversicherung verkündet: „Sommerzeit macht depressiver als die Winterzeit“.

Merkwürdigerweise treten sehr tiefe Depressionen gerade im Frühsommer auf. Denn gerade in dieser Zeit ist die schwerste Komplikation der Schwermut zu verzeichnen: der Selbstmord. So ist der Mai in den meisten Jahren der Monat, in dem die meisten Selbsttötungen zu beklagen sind.

Das ergab die Auswertung von Sterberegistern, die 200 Jahre zurückreichen. Diese alten Erkenntnisse sind eindeutig gesichert und durch neuere Untersuchungen bestätigt. Statistiken aus 20 Nationen der OECD zeigen ebenfalls, dass die Suizid-Zahlen im Mai und Juni einen signifikanten Peak ergeben.

Offensichtlich hängt dies irgendwie mit der Tageslänge und der Sonnenscheindauer zusammen. Denn auf der Südhalbkugel ist es der Dezember, in dem Selbstmorde am häufigsten sind und der dort den Frühsommer markiert.

Die Arbeiten fördern noch andere Einfluss-Faktoren zutage. Besonders deutlich ist der Frühsommer-Peak bei Männern über 65 Jahren. In dieser Gruppe ist der Zeitpunkt des Suizids auch mit höheren Lufttemperaturen korrelierbar.

Frauen hingegen werden durch „schönes Wetter“ in dieser Hinsicht nicht getriggert. Alle Versuche, dies kausal zu erklären, sind bisher nur in Diskussionen versandet.

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Das Argument, moderne Lebensumstände wie Urlaub oder unerfüllter Urlaubswunsch, Schul- und Studienabschlüsse führen im Frühsommer bei vielen Menschen zu einer inneren Krise, erscheinen hilflose Erklärungen. Denn die Statistiken stammen teils aus Zeiten, in denen die sozialen Verhältnisse ganz anders waren.

Naheliegender sind neurophysiologische Ansätze. Licht und damit die Tageslänge perzipiert der Körper mit den Augen, die den Parameter ans Gehirn senden. Dort erfolgen Reaktionen, die das Zusammenspiel mehrerer Botenstoffe beeinflussen.

Die Anpassung des Verhaltens an die Jahreszeiten ist biologisch notwendig, scheint aber beim Menschen aus dem Ruder zu laufen. Im Zentrum der Betrachtung steht auch hier das Melatonin. Dieses Hormon reguliert unsere zirkadiane Rhythmik, also die Aktivität, viele Stoffwechsel-Parameter und das Schlafverhalten im 24-stündigen Wechsel.

Im Gegensatz zur Hypothese der Winterdepression wird hier angenommen, dass ein Melatonin-Mangel im Frühsommer die schweren Depressionen auslöst. Die Daten zu den Suizid-Fallzahlen sind dafür ein deutliches Indiz. Freilich sind die genauen hormonellen Mechanismen dazu noch lange nicht geklärt.

Wahrscheinlich spielen in diesem Zusammenhang die Botenstoffe Serotonin, L-Tryptophan und Kortisol eine bedeutende Rolle. Doch einige Forscher beharren eher auf psychologischen Erklärungen. Sie vermuten eine Verstärkung depressiver Verstimmungen durch schönes Wetter, weil Menschen mit entsprechender Veranlagung dann einen Kontrast zwischen innerer Haltung und äußeren Bedingungen verspüren.

Bei wolkenverhangenem Himmel stimmt die gefühlsmäßige Wahrnehmung mit den Reizen der Außenwelt besser überein. Zudem ziehen sich Depressive lieber ins schützende Heim zurück. Dort sind sie dann bei guten Wetter sozial isoliert, weil ihre Freunde und Verwandte sich lieber im Freien aufhalten.

Für depressive Menschen ist der Sommeranfang also eine kritische Zeit. Und genau an diesem Punkt wird den Kranken ein weiterer Stein in den Weg gelegt: die völlig überflüssige Zeitumstellung, die die innere Uhr aus dem Takt bringt.

Mit der Einführung der Sommerzeit hatten die Verantwortlichen überhaupt nicht das Wohlempfinden und Vergnügen der Bevölkerung im Sinn. Es ging hier um Vorteile für Staat und Gesellschaft, die heute bereits tausendfach widerlegt worden sind. Und die „Sommerzeit“ ist nichts als eine Zeitumstellung, die während des Sommers und Teilen von Frühjahr und Herbst zu ertragen ist.

Und was man aufgrund der „Sommerzeit“, der Zeitumstellung während des Sommers, ertragen muss, das macht die Pressemitteilung klar. Denn die Versicherung hatte ihre hauseigene Statistik bemüht, um hier Unterschiede zur „Winterzeit“ zu erkennen.

Denn mit dem Start der „Winterzeit“ kommt es zu einen signifikanten Anstieg der Krankmeldungen von Arbeitnehmern und sogar Selbstständigen. Man könnte hier die Winterzeit als mittelbare Ursache annehmen. Da aber diese Krankmeldungen anscheinend bei der Zeitumstellung erfolgen, kann die Winterzeit noch gar nicht so schnell wirksam geworden sein.

Denn auch die Effekte der sich verändernden Lichtverhältnisse, die zur Depression führen können, brauchen ihre Zeit. Es ist vielmehr anzunehmen, dass die Umstellung selbst und damit die kleine 1-Stunden-Verschiebung im Schlaf-Wach-Rhythmus die Ursache für diese Beobachtung ist.

Die Krankenversicherung spricht hier von einem Viertel weniger depressionsbedingten Krankmeldungen im Winter im Vergleich zum Sommer beziehungsweise Winterzeit versus Sommerzeit. Eine mögliche Erklärung wäre, dass viele Menschen deprimiert werden, wenn sie bei schönem, sonnigem Wetter arbeiten müssen, anstatt im Freibad Sonne zu tanken oder in der Sonne Urlaub zu machen.

Da meldet man sich lieber krank und tankt Sonne als Krankgeschriebener auf dem heimischen Balkon. Das ist jetzt nur eine Vermutung beziehungsweise der Versuch einer Erklärung und erhebt keinen Anspruch auf absolute Evidenzbasiertheit. Denn wer die Sonne rund ein halbes Jahr jahreszeitlich bedingt vermissen muss, der wird kaum Vergnügen an Beschäftigungen finden, die ihn oder sie von dem Genuss der Sonne abhalten.

Weiter mit den Daten der KKH-Allianz: Denn jetzt kommt eine überraschend lange Liste an gesundheitlichen Problemen, die in der Winterzeit weniger häufig auftreten als während der Sommerzeit. Migräne zum Beispiel ist während der Winterzeit zu einem Drittel weniger häufig als in der Sommerzeit.

Aus Gründen, die nicht erklärt werden und für die ich auch keine Erklärung habe (im Augenblick jedenfalls), werden Erkrankungen im Winter schneller kuriert als im Sommer. Statt 15,5 Krankentage im Sommer erholen sich die Kranken im Winter in 13,5 Tagen, also 2 Tage schneller.

Auch hier wäre obige Erklärung von einem längeren Fernbleiben von der Arbeit unter sonnigen Bedingungen denkbar. Rückenschmerzen sind statistisch die häufigste Erkrankung, weshalb der Arzt eine Krankmeldung ausschreibt. Aber nur während der Sommerzeit sind sie die Nummer 1 der Krankmeldungen. Während der Winterzeit sind Infektionen der oberen Atemwege die Nummer 1.

Gefährliche Zeitumstellung von Winter- auf Sommerzeit

Eine Meldung, die sich nahtlos an die Pressemitteilung der KKH-Allianz anschließt, ist ein Beitrag von „Medizinauskunft“ (Zeitumstellung: Mehr Herzinfarkte). Dieser Beitrag ist schon etwas älter, aber dennoch so aktuell wie in der Zeit, als er entstand.

Denn hier werden DAK-Krankenhaus-Daten bemüht, die gezeigt haben, dass gerade die Umstellung von der „Winterzeit“ auf die „Sommerzeit“ mit einer kleinen Verzögerung von wenigen Tagen die Zahl der Herzinfarkte um 25 Prozent ansteigen lässt. Grund hierfür scheinen die künstlich verkürzten Nächte zu Beginn der Zeitumstellung zu sein, auf die sich nicht jeder sofort umstellen kann.

Ich denke, dass eine Steigerung der Infarktraten um 25 Prozent mehr als ein evidenzbasierter Beweis sein sollten, die Ursache dafür auszuschalten. Jedenfalls sieht es so aus, dass eine Abschaffung dieser unseligen Zeitumstellung mehr Infarkte verhindern kann als Statine, Betablocker und andere kardiovaskulär wirksame Medikamente zusammen.

Leider ist die Abschaffung der Zeitumstellung nicht gebührenpflichtig, im Gegensatz zu Medikamenten, so dass die Abschaffung der Zeitumstellung keinen finanziellen Anreiz zu bieten hat. Und eine Meldung von 25 Prozent weniger Infarkten ist auch nur dann von Interesse, wenn sie im Zusammenhang mit „Durchbrüchen“ der Schulmedizin stehen, die dann in der medizinischen Praxis „versilbert“ werden können.

Aber eine gesteigerte Tendenz zu verstärkten Depressionen und kardiovaskulären Problemen sind nicht die einzige „Unbotmäßigkeit“, die die Zeitumstellung uns zumutet. Ich hatte bereits mehr dazu geschrieben, zum Beispiel:

  • Die negativen Wirkungen der sogenannten “Sommerzeit”
  • Ja zur Abschaffung der Zeitumstellung
  • Diabetes und Übergewicht durch die Sommerzeit? – Ein Beitrag von Dr. Hilgers, der zeigt, dass die Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus das Risiko für Stoffwechselstörungen erhöht und damit indirekt auch das Risiko für Diabetes.
  • Zu wenig Schlaf durch die Zeitumstellung? – Ein weiterer Beitrag von Dr. Hilgers. Hier werden Zeitumstellung und Schlafstörungen und Schlafentzug in Beziehung gesetzt mit Übergewicht. Die Zahl der Übergewichtigen hat kontinuierlich zugenommen, aber der Ottonormalverbraucher schläft heute an Werktagen 38 Minuten weniger als noch vor 10 Jahren.
  • Depressionen, Angststörungen und andere psychische Krankheiten sind auf dem Vormarsch. Die Irritation der inneren Uhr hat daran sicherlich auch ihren Anteil. 2016 nahmen über 155.000 Versicherte eine stationäre Rehabilitation aufgrund psychischer Beschwerden in Anspruch. 2005 waren es nur rund 92.000. Das zeigt eine Statistik der Deutschen Rentenversicherung.

Fazit

Das Phänomen der Sommerdepression kann als gesichert gelten. Den tiefsten Punkt erreichen die Kranken im Frühsommer, wenn die Uhrumstellung auf die sogenannte „Sommerzeit“ zusätzliche Beeinträchtigungen hervorruft.

Erhöhte Unfallzahlen und mehr Herzinfarkte bringt die unsinnige Maßnahme ebenfalls mit sich. Nicht nur rebellierende Alternative fordern daher eine Abschaffung dieser Zeitumstellung.

Jetzt tauchen sogar Krankenversicherungen auf, die diese Forderungen mit ihren Zahlen nur zu deutlich unterstützen. Im Februar 2018 beauftragte das Europäische Parlament die EU-Kommission mehrheitlich, Folgen und Nutzen der Uhrumstellung neu zu bewerten.

Ob und wann dies letztlich zur Abschaffung der Sommerzeit führt, bleibt vorerst offen. Da frage ich mich, die Politik sich derart schwer tut mit Änderungen, die ganz offensichtlich vorgenommen werden sollten. Unsere Volksvertreter sind doch sonst auch offen gegenüber den Argumenten der Krankenkassen, wenn es darum geht, zum Beispiel Homöopathie und alternative Heilmethoden vom Krankenkassenbetrieb auszuschließen.

Natürlich haben die Krankenkassen ihre ureigenen Gründe, gegen die Zeitumstellung zu sein: Die Kosten für mehr Erkrankungen, bedingt durch die Zeitumstellung, sind für die Kassen eine vermeidbare finanzielle Belastung. Für mich sind sie in erster Linie eine vermeidbare gesundheitliche Belastung. Frage an die Juristen unter meinen Lesern: Ist das nicht schon eine Art der Körperverletzung, die man sich mit der gesamten Bevölkerung erlaubt?

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Beitragsbild: 123rf.com – Sergey Nivens

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 21.03.2018 aktualisiert.

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