
Borreliose-Diagnostik: Warum Tests so oft in die Irre führen
Die Borreliose ist eine komplexe Infektionskrankheit, ausgelöst durch Spirochäten des Typs Borrelia burgdorferi und verwandte Arten. Sie wird meist durch Zecken übertragen, kann aber auch über andere stechende Insekten wie Mücken oder Bremsen erfolgen. Das Problem: Viele Infizierte erinnern sich nicht einmal an einen Zeckenstich – oft sind winzige Nymphen oder Larven die Überträger.
Die Krankheit selbst ist bekannt für ihre vielen Gesichter. Sie kann Symptome erzeugen, die an Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis, Fibromyalgie, Lupus, Alzheimer oder chronisches Fatigue-Syndrom erinnern. Entsprechend häufig kommt es zu Fehldiagnosen. Umso wichtiger wäre eine präzise Diagnostik – doch genau hier liegt das Kernproblem.
Standardverfahren – und ihre Grenzen
Die offiziell empfohlenen Tests sind serologische Verfahren:
- ELISA (Enzyme-Linked Immunosorbent Assay): dient als Screening.
- Immunoblot (früher Western Blot): gilt als Bestätigungstest.
Diese Kombination bleibt Leitlinienstandard. Aber sie hat entscheidende Schwächen: Antikörper bilden sich oft erst spät, können wieder verschwinden oder sogar trotz aktiver Infektion fehlen. Mehr als die Hälfte der Patienten in späteren Stadien zeigt keine ausreichende Antikörperreaktion. Ein negativer Befund bedeutet also keineswegs Entwarnung.
Weitere klassische Verfahren:
- Liquoruntersuchung: bei Verdacht auf Neuroborreliose; häufig unspezifisch und nicht beweisend.
- PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion): kann Borrelien-DNA direkt nachweisen, ist aber nur in speziellen Proben wie Hautbiopsien oder Gelenkflüssigkeit einigermaßen zuverlässig. Im Blut fast immer negativ.
Fazit: Standardtests sind weder sensitiv noch spezifisch genug, um die Erkrankung sicher zu erfassen.
Erweiterte Labordiagnostik
In spezialisierten Laboren kommen zunehmend differenziertere Tests zum Einsatz:
- Lymphozyten-Transformationstest (LTT) und Borrelien-Elispot: erfassen die T-Zell-Reaktivität und zeigen eine aktive Auseinandersetzung des Immunsystems mit Borrelien.
- CD57+ NK-Zellen-Test: bei chronischer Borreliose oft erniedrigt, Hinweis auf Immunerschöpfung.
- Tickplex Basic und Tickplex Plus: moderne Multiplex-Tests; erfassen nicht nur Borrelien, sondern auch resistente Persisterformen und Co-Infektionen.
- PCR aus Urin mit Ultraschall-Vorbehandlung: Ansatz, versteckte Borrelien freizusetzen und damit den Nachweis zu verbessern.
Diese Verfahren sind nicht in den Leitlinien verankert, haben sich aber in naturheilkundlichen und integrativen Praxen bewährt.
Bildgebung und Funktionsdiagnostik
- MRT: kann entzündliche Veränderungen zeigen, liefert aber oft keine eindeutigen Ergebnisse.
- ENG/EMG: hilfreich zur Beurteilung neurologischer Schäden.
- Autonome Reaktionstestung (ART n. Klinghardt, Kinesiologie): nicht schulmedizinisch anerkannt, wird aber in naturheilkundlichen Praxen zur schnellen Orientierung genutzt.
Ergänzende Marker und Begleiterkrankungen
Borreliose tritt häufig nicht isoliert auf. Co-Infektionen mit Babesien, Bartonellen, Mykoplasmen oder Viren wie EBV und HHV-6 sind häufig und machen das Krankheitsbild noch komplexer.
Weitere Laborhinweise können sich ergeben durch:
- erhöhte C3A/C4A-Werte, Metalloproteinasen (MMP9)
- Veränderungen der Schilddrüsen- und Nebennierenfunktion
- KPU (Kryptopyrrolurie) mit Zink– und Vitamin-B6-Mangel
- unspezifische Entzündungsmarker
Das Entscheidende: die klinische Diagnose
Kein Test kann die Borreliose allein beweisen oder ausschließen. Alle Laborverfahren – ob klassisch oder erweitert – liefern nur Mosaiksteine.
Die zuverlässigste Diagnose bleibt die klinische Gesamtschau: Symptomverlauf, Anamnese, körperliche Untersuchung und Testresultate im Zusammenspiel. Gerade die Fähigkeit der Borrelien, das Immunsystem zu täuschen, Biofilme zu bilden und in Ruheformen zu wechseln, macht eine rein laborbasierte Diagnostik unmöglich.
Fazit
Die Borreliose-Diagnostik ist eine Herausforderung. Standardtests wie ELISA und Immunoblot bleiben Pflicht, sind aber in ihrer Aussagekraft begrenzt. Erweiterte Tests wie LTT, Elispot, CD57 oder Tickplex liefern zusätzliche Hinweise, werden jedoch in der offiziellen Medizin kaum anerkannt.
Für Patienten heißt das: Ein negatives Testergebnis ist kein Freibrief. Entscheidend ist das klinische Bild – und die Bereitschaft, auch über den Tellerrand der Standarddiagnostik hinauszuschauen. Nur so lassen sich Fehldiagnosen vermeiden und rechtzeitig die richtigen Therapiestrategien einleiten.
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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 6.9.2025 vollständig überarbeitet.




