wo steht eigentlich geschrieben das der Blutdruck einer bestimmten Norm entsprechen muss,
Na ja, das ist schnell erklärt:
Statistisch gesehen haben Menschen mit einem Blutdruck von über 130 ein höheres Schlaganfallrisiko, als Menschen mit einem Blutdruck von unter 110. Allerdings gibt es hierbei leider den kleinen Denkfehler daraus ableiten zu wollen, das Absenken des Blutdrucks würde auch das Schlaganfallrisiko in diesem Blutdruckbereich senken. Dem ist aber leider nicht so.
Da es für einen Arzt aber fast unmöglich ist, täglich auf dem neuesten Stand zu sein, was wissenschaftliche Erkenntnisse anlangt, gibt es eben für jeden medizinischen Bereich Fachgesellschaften. Die setzen sich aus Experten zusammen, die regelmäßig über neue Erkenntnisse und Entwicklungen auf ihrem Fachgebiet informieren. Diese Fachgesellschaften erstellen Leitlinien für die Behandlung von Krankheiten, an denen sich die Ärzte orientieren (müssen). Eine dieser Fachgesellschaften ist dabei nun die Deutsche Hochdruckliga (DHL). Sie beziffert den kritischen Wert mit 140/90, und definiert damit, wer offiziell als krank gilt und wer nicht.
Obwohl dieser Grenzwert durch Studien im Jahr 2012 längst in der Kritik ist, hält die DHL dennoch an ihren Grenzwerten fest, da sie sich auf andere Studien stützt. Sagt sie.
Nun ja, eigentlich logisch - genau diese Fachgesellschaft wird unterstützt von etlichen Pharmakonzernen, die Blutdrucksenker herstellen. Sowohl der Vorstandsvorsitzende, als auch alle Mitglieder der Arzneimittelkommission, die die Grenzwerte festlegt, bekamen finanzielle Zuwendungen von den Firmen für Vorträge, Beratungen oder Drittmittelforschung.
Bleibt die Frage, ob solche Einrichtungen, wie in diesem Falle die DHL, wirklich unbefangen über Grenzwerte entscheiden können, wenn sie Verflechtungen mit der Industrie haben? Ähnliches findet man auch bei der STIKO, der DGE und auch anderen.
Letztlich kommen aber die meisten neuen Leitlinien aus Amerika (in diesem Falle von der American Heart Association und der American College of Cardiology), und wenn dort an den Leitlinien gebastelt wird, findet das relativ schnell auch diesseits des Atlantiks große Beachtung.
Übrigens - die erste Blutdruckmessung fand im Jahr 1713 in England statt. Der Physiologe Stephan Hales führte die Messung an einem Pferd durch, dem er ein Glasrohr in die Halsschlagader setzte und anschließend beobachtete, wie sich das Blut in der Röhre verhielt. Die Blutsäule stieg dabei umgerechnet auf ca. 2,50 m Höhe. Wir können heute froh sein, dass sich diese invasive und blutige Messmethode nicht durchgesetzt hat. 