Zwei Stiefmütterchen auf einer Wiese
Die eine hieß Anne, die andere hieß Liese.
Sie haben mal so ganz heimlich und leise,
so in der Stiefmütterchen Art und Weise,
ihre Gedanken ausgetauscht.
Und der Klatschmohn hat die Beiden belauscht!
Frau Nachbarin, wissen Sie, was mich erbittert?
Dass das Zittergras immer so schrecklich viel zittert.
Dieses Zittern greift meine Nerven so an
und hier wächst doch auch kein Baldrian.
Denn Baldrian ach, der beruhigt so sehr,
denn die Jüngste bin ich ja auch nicht mehr.
Und sehen Sie mal, die Margarethe,
wenn Sie sich nur nicht so aufspielen täte.
Sie geht ja schon wieder ganz in weiß
und dabei ist es noch gar nicht so heiß!
Die hat ja nur ein Kleid, und das ist immer dasselbe,
sie trägt immer weiß und in der Mitte das Gelbe
Und eine Kornblume habe ich gestern geseh´n,
die war so blau, das war nicht mehr schön.
Ich sprach auch mit Fräulein Vergissmeinnicht,
die meinte auch, das gehört sich nicht.
Und es sagte der Rittersporn:
Wenn man so blau ist, das kommt vom Korn.
Ja, und das Veilchen, das junge Ding
hat schon einen Freund, den Schmetterling.
Ich dachte damals in ihrem Alter
noch nicht an Käfer und nicht an Falter.
Da habe ich mich noch als Blümchen gefühlt
und habe mit Veilchenblüten gespielt.
Und eine Kuh ging über die Wiese,
sie fraß sie auf, die Anne und die Liese.
Doch was die Beiden viel noch getratscht,
das hat mir neulich der Klatschmohn geklatscht.
(Willi Moestel)