Probleme mit der Kniescheibensehne oder Patellasehne
Informationen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Die Patellasehne (Ligamentum patellae) ist ein ca. sechs Millimeter dickes und nahezu fünf
Zentimeter langes, derbes Band, welches vom unteren Ansatz der Kniescheibe (Patella) zu einer Erhebung an der
Vorderseite des Schienbeins (Tuberositas tibiae) zieht. Sie kann als Verlängerung der Sehne des Musculus quadriceps
femoris angesehen werden und dient in erster Linie der Stabilisierung und Beweglichkeit des Kniegelenkes. Daneben
stützt das Band die Gelenkkapsel des Knies, wodurch bestimmte Bewegungen spürbar erleichtert werden. Die gesunde
Patellasehne ist in der Lage, Kräften entgegenzuwirken, die sechs bis sieben Mal größer sind als das Körpergewicht
der zugehörigen Person.
Das Kniegelenk von vorne
Die Abbildung zeigt die Lage der Kniescheibensehne in der Vorderansicht. Sehr schön zu sehen ist
die Kniescheibe (Patella), wie diese in die Patellasehne eingearbeitet ist.
Die beiden Meniskusscheiben (in der Ansicht gelb dargestellt) bilden eine Art "Puffer" zwischen
Ober- und Unterschenkel und gleichen vor allem die Inkongruenz (Passungenauigkeit) im Kniegelenk aus.
Zu Problemen im Bewegungsablauf kann es dann kommen, wenn das Band gereizt, entzündet, übermäßig
beansprucht oder verletzt wird. "Nichtmediziner" lokalisieren die hierdurch verursachten Beschwerden vor allem in
der unteren Knieregion, vermuten dabei eher Probleme mit dem Gelenk selbst. Besonders die Streckung des Knies
bedeutet einen hohen Kraftaufwand für die Patellasehne.
In vielen Fällen lassen sich Beschwerden mit dieser Sehne vor allem bei Sportlern diagnostizieren.
Es gibt relativ häufig Reizungen und Entzündungen der Kniescheibensehne: bei Tennisspielern,
Volleyballspielern, Handballspielern, Skiläufern, Leichtathleten und bei Fußballspielern.
Schmerzen im Bereich der Patellasehne sind weit verbreitet unter der Bevölkerung und betreffen
nicht nur Sportler. Die Schmerzen treten vermehrt nach einer hohen Belastung des Knies auf und verstärken sich z.B.
beim Treppensteigen oder anderen Bewegungen, bei denen das Knie gebeugt und gestreckt werden muss. In Ruhe klagen
Betroffene eher selten über Beschwerden. Ist die Ursache im Bereich der Patellasehne zu suchen, so lässt sich im
Ruhezustand der Schmerz durch einfachen Druck auf die Region auslösen.
Ursachen
So, und jetzt wird es richtig "lustig".
Die häufigste Erklärung, die man zu hören bekommt (von "Experten"), ist, dass
die Ursachen unter anderem eine unzureichende Erwärmung vor Sportbeginn, das plötzliche Abbremsen
beim Laufen (z.B. Fußballer, Leichtathleten), das plötzliche Springen aus einem Lauf heraus (z.B. beim Hochsprung,
Hürdenlauf), das Heben großer Gewichte aus der Hocke (z.B. Hanteln), das Verdrehen des Unterschenkels oder eine
Verletzung im Bereich des Knies seien. Daneben können auch das falsche Schuhwerk oder anatomische Veränderungen im
Bereich des Knies als Auslöser genannt werden.
Ja, als "Auslöser" kann das schon alles sein, dazu aber später etwas mehr.
Zuerst mal weiter mit der klassischen Betrachtung / Sichtweise, denn es gibt eine ganze
Menge "Diagnosen" mit allerlei lateinischen Spitznamen, die für die "Problematik" benannt werden:
Entzündungen der Patellasehne (Tendinitis = Bandentzündung) entstehen vielfach
durch eine übermäßige Reizung, sprich Überbelastung. Hierdurch kommt es zu mikroskopisch feinen Rissen
(Mikroverletzungen) in der Sehne, die Schmerzen verursachen. Zusätzlich kann der Bereich gerötet, erwärmt und
geschwollen sein. Da diese Entzündungen weder bakteriellen noch viralen Ursprungs sind, ist im Fall der klassischen
Patellasehnenentzündung die Schonung (körperliche Ruhe, Pausieren von sportlichen Aktivitäten) das Mittel der Wahl.
Klar ist: Entzündung der Patellasehne ist auch keine Diagnose. Denn die Frage ist doch: WARUM hat die sich
entzündet? Und ist es wirklich eine Entzündung?
Und dann die Sache mit dem Patellaspitzensyndrom. Eine
spezielle Form der Patellasehnenentzündung ist das Patellaspitzensyndrom (auch „Jumper´s Knee“). Es ist die
häufigste Entzündung einer Sehne im jugendlichen Alter und wird vor allem durch sportliche Aktivität gefördert - so
die Meinung. Der Prozess dabei wird häufig auch mit den Symptomen wie bei der Entstehung eines
Tennisellbogens verglichen. Zu den Sportarten, die das Syndrom fördern, zählen u.a. Basketball, Fußball,
Volleyball, Tennis und die Leichtathletik. Daneben besitzen z.B. auch Menschen mit einer angeborenen Schwäche des
Bandapparates angeblich ein erhöhtes "Erkrankungsrisiko".
Wird eine Entzündung der Patellasehne nicht ausreichend therapiert droht die chronische Ausbildung
(Tendinose). Die immer wieder entstehenden Mikroläsionen des Bandes führen auf Dauer zu einer Verdickung. Das
Beschwerdebild ist zu Beginn nahezu identisch zur Tendinitis, im weiteren Verlauf kommt es dann zu sehr deutlichen
und äußerst schmerzhaften Bewegungseinschränkungen. Im extremen (selten) Fall wird die Sehne derart beansprucht und
beschädigt, dass sie zum Teil oder vollständig reißt (Ruptur). Hierdurch ist das Strecken des Beines nur noch unter
erhöhtem Kraftaufwand möglich, vielfach verschiebt sich die Patella auch nach oben.
Noch ein kleiner Ausflug in den Bereich der Tendinitis / Tendinosen:
Tendinitis und Tendinose werden zusammen in drei Stadien unterteilt. Das erste Stadium ist
gekennzeichnet durch einen Schmerz im Bereich der Patellasehne, der nach sportlicher Aktivität auftritt. Die
betroffene Person wird hierbei nicht wirklich in ihren alltäglichen Bewegungen behindert. Es kommt zu einer
deutlichen Zunahme der Synovialflüssigkeit im Bereich der Gelenkkapsel, was sich im Ruhezustand jedoch wieder
normalisiert.
Im zweiten Stadium treten die Schmerzen unmittelbar mit Beginn der sportlichen Aktivität auf. Die Sehne weist
Mikrorisse auf, der Bereich ist meist zusätzlich geschwollen, erwärmt und gerötet. Dieser Zustand ist nur durch
eine ausreichend lange Ruhephase wieder revidierbar.
Hört die betroffene Person nicht auf die Warnzeichen des Körpers droht das dritte Stadium, bei dem
die Patellasehne irreversibel geschädigt wird (Tendinose). Die Tendinose ist die chronische Form der
Sehnenentzündung. Die Sehne weist nun eine Unzahl von Rissen auf (die durch unzureichende Ruhephasen keine
Möglichkeit zur Abheilung bekommen) und kann letztendlich den Kräften, die auf sie einwirken, nicht mehr
standhalten. Folge kann u.U. eine Ruptur sein. Immer wiederkehrende, entzündliche Prozesse verändern im Verlauf die
Struktur der Sehne. Ein Riss ist eher selten, viel häufiger kommt es ohne geeignete Therapie zu einer Versteifung.
Bewegungen werden hierdurch erschwert, die Sehne ist in diesem Zustand sehr empfindlich gegenüber Reizen von innen
und außen und weist ein hohes Verletzungsrisiko auf. So, jetzt ist es aber genug mit der "schulmedizinischen"
klassifiziererei und dem Verlauf...
Eine Sonderform stellt übrigens noch der Morbus
Osgood-Schlatter (Osteochondritis) dar, eine Erkrankung, die hauptsächlich Jungen im Alter zwischen zehn und
vierzehn Jahren betrifft. Neben der schmerzhaften Reizung der Patellasehne kommt es bei dieser Erkrankung zur
Nekrose (Absterben) kleiner Knochenanteile im Bereich des Sehnenansatzes der Tibia. Die Erkrankung ist eher
selten aber ebenfalls gut therapierbar.
Neben der Anamnese und Inspektion des Kniebereiches können vor allem bildgebende Verfahren wie z.B.
Ultraschall oder Magnet-Resonanz-Tomographie die Diagnose stützen.
Die Therapie der Wahl ist für mich eine diffenrenzierte Schmerztherapie, wie ich diese hier
beschreibe: www.schmerztherapiezentrum.com
Ein vorübergehendes Unterlassen jeder sportlichen Aktivität sowie das generelle Meiden von starken
Belastungen im Kniegelenk ist so lange zu unterlassen, bis die Fehlspannung und Fehlsteuerung der das Knie
umgebenden Muskulatur beseitigt ist.
Von der zur Schmerzlinderung oftmals verordneten Analgetika in oraler Form oder als
Salbe halte ich (fast) nichts. Denn: Wenn es sich um ein muskulär / fasziales Problem handelt, ist dieses
bereits nach ein- bis zwei Behandlungen zu lösen. Die Entzündung verschwindet dann wieder von alleine.
Aus der Naturheilkunde bieten sich zusätzlich evtl. abschwellende und entzündungshemmende Präparate
sowie die Kühlung der betroffenen Region durchaus an.
Die Gabe von Medikamenten auf Kortisonbasis ist selbst in der Schulmedizin umstritten, da Kortison
die Struktur der Sehne weiter beschädigen (schwächen) kann.Für mich ist die Kortisongabe nur bei hochakuten
Entzündung diskutabel... Mehr dazu auch in meinem Beitrag: Das Leiden mit der Kortisonspritze.
Ein Wort noch zu den Operationen, die auch gerne man angeboten werden. Bei einer Chronifizierung
wird u.a. mit einem autologen (= körpereigen) Bandersatz (meist eine Sehne aus dem Unterschenkel) geschaffen.
Meine Meinung dazu schreibe ich hier lieber nicht...
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 27.4.2016 aktualisiert
|