Rückenschmerzen: Ursachen, Symptome und Therapie

Der Rückenschmerz ist ein Symptom, welches sich in vielfältiger Weise darstellen kann.

Nahezu 80 Prozent aller Menschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter den Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule. In Deutschland gelten Rückenschmerzen als Volkskrankheit. Häufig handelt es sich um ein kurzzeitiges Erlebnis, welches nach ein bis zwei Wochen wieder verschwunden ist.

Dabei kommt es jedoch bei gut 60 Prozent aller Betroffenen zu Rezidiven, die Schmerzen treten mehrmals pro Jahr in Erscheinung. Rückenschmerzen können in jedem Lebensalter entstehen, zeigen sich jedoch besonders häufig zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.

Die Qualität des Schmerzes variiert stark, nimmt mit dem Alter an Intensität zu und weist eine gewisse Geschlechtsspezifität auf. Ca. ein Fünftel mehr Frauen leiden unter den Schmerzen, die sich hauptsächlich akut präsentieren (65 Prozent der Frauen zu 57 Prozent der Männer), aber auch chronisch (länger als drei Monate) in Erscheinung treten können (20 zu 15 Prozent). Alle Schmerzereignisse, die sich im Bereich der Wirbelsäule darstellen, werden unter dem Begriff Rückenschmerzen zusammengefasst.

Dabei unterscheidet man von Nervenwurzeln ausgehende Schmerzen (= radikulär) und Schmerzen, die bedingt durch anatomische Veränderungen entstehen (pseudoradikulär). Gut 80 Prozent aller Rückenbeschwerden entstehen im Lendenwirbelbereich (= lumbal) und dem angrenzenden Iliosakralgelenk (= Kreuzschmerz, Lumboischialgie).

Bedingt durch die hohe Beweglichkeit der Halswirbelsäule (= zervikal) kommt es auch hier vermehrt zu Schmerzereignissen (ca. 20 Prozent). Nur sehr selten ist der Brustwirbelbereich (= thorakal) betroffen. Der Begriff Lumbago kennzeichnet den plötzlich einsetzenden Schmerz (umgangssprachlich Hexenschuss), bei Ausstrahlen in die untere Extremität (Beine) spricht man von Ischialgie.

Die Vielfalt der Ursachen erschwert die Diagnose

Rückenschmerzen können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Grob kategorisiert lassen sich organische Störungen (Verletzungen im Wirbelsäulenbereich, Bandscheiben-läsionenTumoren, Entzündungen, Stoffwechselstörungen, Verschleißerscheinungen, Gefäßerkrankungen oder Nervenerkrankungen bzw. -läsionen, Herzerkrankungen, operative Manipulationen,  Magen-Darm-Erkrankungen, Blinddarmentzündungen, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Gallensteine und genetische Fehlbildungen) sowie falsche Bewegung oder Belastung (Heben schwerer Gegenstände aus dem Stand heraus, plötzliche Drehbewegung).

Eine ebenfalls wichtige Rolle bei der Schmerzentstehung spielt der Arbeitsplatz. Nahezu 60 Prozent der diagnostizierten Fälle lassen sich auf Probleme am Arbeitsplatz zurückführen (z.B. schweres Tragen, falsche Sitzmöbel, zu niedrig oder zu hoch eingestellter Monitor). Akut einsetzende Rückenschmerzen entstehen häufig ohne Vorwarnung. Daneben lassen sich auch Anzeichen differenzieren, die den Schmerz ankündigen.

Hierzu zählen unter anderem:

Eine morgendliche Steifheit der Gelenke, andauernde Abgeschlagenheit sowie innere Unruhe und Angespanntheit (Muskelverspannung).

Die Symptomatik verstärkt sich kurz vor dem Schmerzereignis. Je nach Ursprungsgebiet kommt es neben dem Schmerz, der einen pulsierenden, stechenden, klopfenden, drückenden oder reißenden Charakter besitzen kann, zu weiteren Anzeichen.

Im Bereich des Nackens und des Halses können Kopfschmerzen (migräneähnlich), tränende Augen und Nervenleiden im Gesicht (z.B. Lähmungen, Zuckungen) entstehen. Die eher selten in Erscheinung tretenden Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule können zu Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen im Bereich der Arme führen. Bei betroffenem Lendenwirbelbereich sind häufig die Beine in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt führt der Schmerz zu einer verminderten Lebensqualität, schränkt den Betroffenen in seiner Mobilität stark ein.

Die Muskulatur wirkt (trotz der Anspannung) geschwächt. Der Schmerz wirkt sich auf den gesamten Organismus aus, kann zu Übelkeit, Erbrechen, MagenproblemenDurchfall oder Verstopfung führen. Besonders organisch und psychosomatisch bedingte Ursachen können den Schmerz chronifizieren. Nicht immer werden z.B. FrakturenBandscheibenvorfälle, Tumoren oder depressive Verstimmungen sofort erkannt.

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In über 85 Prozent bleibt der Schmerz begrenzt auf die Entstehungsregion, je nach Bewegung oder Lageänderung des Betroffenen kann es zu einer Schmerzzunahme oder – abnahme kommen. Chronische Schmerzen weisen ebenfalls keine andauernd gleiche Qualität auf, auch hier kann es zu wechselnden Intensitäten im Verlauf kommen.

Da den Schmerzen fast immer ein Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Muskelgruppen und damit eine Fehlbelastung der Wirbelsäule vorausgeht, ist es oft sinnvoll, die genaue Ursache der Rückenprobleme festzustellen.

Diagnostische Bildgebung steht im Vordergrund

Zur Abklärung der Ursache dienen neben Anamnese und Inspektion die Röntgenaufnahme (Fehlstellungen, Frakturen) der Wirbelsäule, CT und MRT.

Die Knochendichtemessung dient dem Ausschluss osteoporotisch veränderter Knochen. Und auch der Gemütszustand des Betroffenen wird berücksichtigt. Mithilfe von Myelographie und Neuromonitoring lassen sich die im Wirbelkanal liegenden Nerven auf Reizung oder Störung hin untersuchen.

Das macht die Schulmedizin

Die Therapieansätze sind sehr unterschiedlich und richten sich nach der gestellten Diagnose. Liegt eine Organerkrankung vor, muss diese behandelt werden (z.B. Tumorentfernung, Bandscheiben-OP, Frakturstabilisierung).

Medikamentös lassen sich Schmerzen kurzfristig ausschalten. Hier dienen neben Schmerzmittel auch entzündungshemmende, antirheumatische und abschwellende Präparate. Am häufigsten verordnen Ärzte bei Rückenschmerzen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Aspirin, Diclofenac oder Ibuprofen. Allerdings können bei allen Medikamenten Nebenwirkungen auftreten. Zu befürchten sind langfristig Leberschäden und akute gastrointestinale Probleme. Daher sollten diese Arzneien bei häufig auftretenden Rückenschmerzen praktisch gar nicht mehr angewendet werden. Ohnehin haben NSARs bei den meisten Rücken-Patienten gar keine physiologische Wirkung. Zwar hilft die Einnahme der Präparate, aber das tut ein Placebo oft genauso.

Zu dem Ergebnis kamen australische Forscher, die in einer Meta-Studie 35 wissenschaftliche Arbeiten zur Wirksamkeit der NSARs bei Wirbelsäulenschmerzen untersuchten. Insgesamt wurden mit den Analysen rund 6.000 Patienten erfasst. Frühere Studien hatten schon nachgewiesen, dass auch Opiode bei Rückenschmerzen fast keinen Effekt im neurophysiologischen Sinne haben (Non-steroidal anti-inflammatory drugs for spinal pain: a systematic review and meta-analysis).

Eine operative Therapie wird immer dann gewählt, wenn konservative Methoden nicht die gewünschte Wirkung erzielen oder das Leiden einen organischen Grund aufweist, der dieses Verfahren indiziert.

Viele Orthopäden haben mit dem Paradox zu kämpfen, dass manche Patienten völlig ohne feststellbaren Grund starke Rückenschmerzen haben. Auf der anderen Seite gibt es den Fall, in dem ein Mensch mit erheblichen organischen Befunden völlig schmerzfrei ist.

Der sanfte Weg zur Heilung

Bei Rückenschmerzen spielen psychosomatische Gründe eine große Rolle. Manchmal sind solche Faktoren auch die alleinige Ursache der Beschwerden. Stress, Angst, Depressionen, Emotionen wie Wut oder Aggression verändern den Muskeltonus  (Spannungszustand des Muskels), wodurch die Wahrscheinlichkeit eines Schmerzleidens um das Siebenfache steigt.

Die verdrängten psychischen Probleme veranlassen das Gehirn, Reize in den Bewegungs-Apparat zu senden, die zu verminderter Durchblutung führen.

Es ist klar, dass ein Blutmangel nicht ohne Folgen bleibt und Verspannungen und Schmerzen auslöst. Dieses Spannungs-Myoneural-Syndrom (Tension Myoneural Syndrome) ist nach Ansicht von Dr. John Ernest Sarno Jr. (1923 – 2017) sogar die Hauptursache der Rückenschmerzen.

Sarno war Professor für Rehabilitative Medizin an der New York University School of Medicine. Er setzte bei seinen Patienten meistens alle Schmerzmittel ab und verordnete eine Psychotherapie. Als effektiv erwiesen sich die Emotional Freedom Techniques (EFT) und die Emotional Awareness and Expression Therapy (EAET). Studien belegen die Wirksamkeit dieses Vorgehens, das vielen Patienten  Linderung verschaffen kann (The effects of a novel psychological attribution and emotional awareness and expression therapy for chronic musculoskeletal pain: A preliminary, uncontrolled trial).

Pflanzliche Präparate (z.B. Johanniskraut) können zu einer Stimmungsaufhellung beitragen. Vorsichtig sein sollte man mit Cannabis und Kratom (Mitragyna speciosa). Die psychoaktive Wirkung darf nicht unterschätzt werden. Bedenkenlos zu empfehlen sind die heutigen CBD-Öle sowie der Indische Weihrauch und Ananas (Bromelian).

Daneben wird eine Vielzahl an konservativen Methoden angeboten, die den Ausheilungsprozess unterstützen. So sind homöopathische Mittel nebenwirkungsfrei und aktivieren die Selbstheilungskräfte des Organismus.

Die Vitamin-D-Versorgung sollte unbedingt optimal sein, genauso wie die Aufnahme von genügend Mineralien. Die Ernährung ist idealerweise reich an Antioxidantien (Astaxanthin, Curcumin), Omega-3-Fettsäuren (Fisch, Krill) und der Omega-6-Fettsäure Gamma-Linolensäure. Gute Wirkungen bei Rückenschmerzen werden auch dem Cetylmyristoleat (CMO)  in Fisch und Butterfett zugeschrieben.

Körperliche Ruhe und Schonung dienen primär der Schmerzreduktion. Wer sich aufgrund der Schmerzen allerdings länger als zwei oder drei Tage ins Bett verkriecht, schadet seinem Rücken mehr als dass er ihm hilft (Evaluation and treatment of acute low back pain).

Durch Wärmeanwendungen (Rotlicht, Fango, warme Bäder) und leichte Massagen kann die Muskulatur gelockert werden. Studien zeigen, dass bereits zehn Sitzungen einer Massagetherapie wesentlich besser bei Rückenschmerzen helfen als viele andere medizinische Anwendungen (Summaries for patients. A comparison of massage therapy and usual medical care for chronic low back pain).

Wärme kann sehr wirkungsvoll eingesetzt werden, um Schmerzen zu lindern (Evaluation and treatment of acute low back pain). Eine spezielle Hitzetherapie sorgt dafür, dass mehr Blut in die schmerzenden Regionen gelangt, wodurch schneller Nährstoffe angeliefert und Abfallstoffe abtransportiert werden können. Hierdurch kann das Gewebe rasch verheilen. Wärmelampen, heiße Bäder und Saunagänge sind nur einige der Möglichkeiten, Wärme zur Schmerzregulierung einzusetzen.

Besonders wirkungsvoll scheint Fern-Infrarot-Wärme zu sein. Bei der Behandlung wird ungefährliche Lichtenergie in Wärmeenergie umgewandelt, die den Körper tief durchdringt und daher auch untere Körperpartien erreicht.

Äußerlich angewendet können ätherische Öle vieler Pflanzen (Arnika, Kampfer, Rosmarin, Thymian, Wacholder, Nachtkerzen, Borretsch und Schwarze Johannisbeere) eine Durchwärmung des Gewebes herbeiführen. Denselben Effekt haben Chili-Präparate, die als Pflaster auf den Rücken geklebt werden.

Durch spezielle sportliche Übungen kann die Rückenmuskulatur aufgebaut und gestärkt werden. Dies ist oft nötig, denn heutzutage leiden viele Menschen aufgrund der oft sitzenden Haltung an schwachen Rückenmuskeln. Krafttraining hilft dabei wesentlich effektiver als beispielsweise Ausdauersport. Dehn- und Streckübungen können optimal eingesetzt werden, um die Muskelpartien zu beleben((A randomized trial comparing yoga, stretching, and a self-care book for chronic low back pain).

Yoga hat sich zur Bekämpfung von Rückenschmerzen bewährt. Ein erfahrener Trainer kann gezielt Übungen speziell für Rückenprobleme vorstellen. Da auch Übergewicht als Ursache der Rückenschmerzen in Frage kommt, hat sportliche Fitness einen weiteren positiven Effekt: Hierdurch lässt sich das Gewicht reduzieren, was der gesamten Gesundheit zugutekommt.

Entspannungsübungen wie Meditation können ebenso hilfreich sein (Brain mechanisms supporting the modulation of pain by mindfulness meditation). Auch die Akupunktur kann eine effektive Strategie darstellen.

Bei der alternativmedizinischen Chiropraktik werden unter anderem bestimmte Handgriffe eingesetzt, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule wiederherzustellen. Untersuchungen zeigen, dass die hierbei angewendeten Spinalmanipulationen ebenso wirkungsvoll gegen Rückenschmerzen helfen wie andere Therapien.

Die Triggerpunkttherapie zielt darauf ab, Verhärtungen der Skelettmuskulatur zu lösen, von denen möglicherweise Schmerzen ausstrahlen. Diese Behandlungsform können die Patienten erlernen und dann bei sich selber gezielt einsetzen.

Ob der erlebte Rückenschmerz ein einmaliges Erlebnis ist, oder sich wiederkehrend zeigt, hängt zum einen von der Ursache ab, zum anderen aber auch von der Mithilfe des Betroffenen.

Je besser der Patient die Umgewöhnung hin zu neuen Verhaltensweisen beibehält, umso besser ist das langfristige Ergebnis. in vielen Fällen fallen einmal Erkrankte jedoch wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Dies erklärt zum Teil auch die hohe Rezidivrate von über 60 Prozent.

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Beitragsbild: 123rf.com – wong yu liang

Dieser Beitrag wurde im Oktober 2020 erstellt und letztmalig am 25.03.2024 aktualisiert.