
Das Maitland Konzept – Manuelle Therapie [Physiotherapie]
Vorab gleich ein offenes Wort: Ich habe die Ausbildung zum Maitland-Therapeuten nicht selbst absolviert, bin dieser Methode aber im Laufe der Jahre in zahlreichen Fortbildungen und Praxiserfahrungen immer wieder begegnet. Ich durfte viele Kolleginnen und Kollegen kennenlernen, die nach dem Maitland-Konzept arbeiten – und ich muss sagen: Ich halte sehr viel von diesem Ansatz. Denn er verbindet das, was in der modernen Physiotherapie oft verloren geht: klinische Präzision mit echter Wahrnehmung des Menschen.
Bewegung verstehen – nicht nur behandeln
Bewegung ist Leben. Und wo Bewegung stockt, beginnt Schmerz. Genau hier setzt das Maitland-Konzept an – eine Methode, die den Menschen nicht auf sein Gelenk reduziert, sondern auf seine Bewegungsordnung schaut: Was hindert den Körper, sich frei zu bewegen? Was erzählt der Schmerz über die gestörte Kommunikation zwischen Struktur und Funktion?
Und das sind endlich mal die „richtigen“ Fragen!
Ursprung und Idee
Entwickelt vom australischen Physiotherapeuten Geoffrey Maitland in den 1950er-Jahren, verbindet dieses Konzept präzise klinische Beobachtung mit gezielter manueller Behandlung. Maitland war überzeugt: Nicht die Technik heilt – sondern das Verstehen des Patienten.
Darum steht am Anfang immer die gründliche Wahrnehmung:
- Subjektive Untersuchung: Was empfindet der Patient? Wie beschreibt er Schmerz, Verlauf, Belastung?
- Objektive Untersuchung: Wie reagiert das Gewebe? Wo fehlt Bewegung, wo entsteht Widerstand?
- Analyse und Hypothese: Welche Struktur ist beteiligt, welche Funktion gestört?
- Behandlung – Test – Anpassung: Jede Maßnahme wird sofort überprüft und feinjustiert.
So entsteht kein starres Schema, sondern ein dynamischer Dialog zwischen Therapeut und Körper.
Behandlungstechniken
Das Maitland-Konzept nutzt fein abgestufte manuelle Techniken:
- Mobilisationen – sanfte, rhythmische Gleitbewegungen innerhalb des Bewegungsausmaßes, um Schmerz zu dämpfen und Beweglichkeit zu fördern.
- Passive Bewegungen, wenn Eigenbewegung zu schmerzhaft oder blockiert ist.
- Aktive Übungen, um die gewonnene Freiheit zu stabilisieren und in den Alltag zu integrieren.
Gerade diese aktive Komponente macht den Unterschied.
Der Patient wird Teil seiner Heilung, nicht bloß Empfänger einer Technik.
Hier unterscheidet sich Maitland deutlich von vielen osteopathischen oder chiropraktischen Verfahren, die selten konkrete Eigenübungen vermitteln.
Typische Anwendungsgebiete
Das Maitland-Konzept wird häufig eingesetzt bei:
- Nackenschmerzen und Blockaden der Halswirbelsäule
- Lumbalen Beschwerden oder Bandscheibenvorfällen
- Schulterproblemen (Impingement, Frozen Shoulder)
- Kniearthrose und Gelenksteife
- Und im Grunde bei allen Störungen des Bewegungsapparates, die mit Bewegungseinschränkungen und Schmerz einhergehen.
(Mein) Fazit
Das Besondere an Maitland ist nicht nur die Technik, sondern die Haltung dahinter: Beobachte – beurteile – behandle – überprüfe – verstehe neu.
Der Therapeut bleibt Forscher. Jede Reaktion des Patienten ist Feedback. Diese innere Haltung führt zu einer achtsamen, evidenzorientierten und zugleich individuellen Therapie – genau das, was in vielen modernen Behandlungsstrukturen verloren gegangen ist.
Das Maitland-Konzept ist so gesehen mehr als „Manuelle Therapie“. Es ist eine Schule der Wahrnehmung – für Therapeuten und Patienten gleichermaßen.
Wer damit arbeitet, lernt, Bewegung wieder zu verstehen: als Sprache des Körpers, als Weg zur Selbstregulation.
Leider ist diese Methode im deutschsprachigen Raum noch zu wenig bekannt. Dabei bietet sie genau das, was moderne Medizin so dringend braucht:
Empirie mit Bewusstsein – Technik mit Menschlichkeit.
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Dieser Beitrag wurde im März 2024 erstmalig veröffentlicht und letztmalig am 15.10.2025 überarbeitet.




