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Piercingpunktur – Nullpunkt-Piercing: Heilung oder Hype? Experten klären auf

Was ist eigentlich Piercingpunktur?

Akupunktur ist ein wesentlicher Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und basiert auf dem Konzept, dass der Körper von Energiebahnen, den sogenannten Meridianen, durchzogen ist, durch die die Lebensenergie (Qi) fließt. Durch das Einstechen sehr dünner Nadeln an bestimmten Punkten entlang dieser Meridiane soll der Fluss von Qi reguliert und ein energetisches Gleichgewicht wiederhergestellt werden, was zur Heilung und Linderung von Beschwerden führt.

Diese Gedanken mag man belächeln, Fakt ist, dass diese Methode zur Behandlung von Krankheiten bis in die Steinzeit, also vor über 7000 Jahren zurückverfolgt werden kann. Auch heute wenden viele klassisch ausgebildete Ärzte die Akupunktur neben den modernen Therapien mit Erfolg an.

Inhaltsverzeichnis

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  • Piercingpunktur – Nullpunkt-Piercing: Heilung oder Hype? Experten klären auf
    • Was ist eigentlich Piercingpunktur?
    • Kurze Beschreibung der Migräne
    • Vieles spricht gegen Migräne-Piercing
    • Was Sie noch über Daith-Piercing wissen sollten
    • Zum Abschluss noch zwei bemerkenswerte Zitate

Da liegt doch sofort der nächste folgerichtige Gedanke nahe, dass Piercing ein unerhörtes gesundheitliches Potenzial in sich bergen müsse. Das war zugleich die Geburtsstunde des sogenannten „Nullpunkt-Piercings“, bei dem gezielt ein spezieller Akupunkturpunkt durchbohrt wird. Und schon wird in zahlreichen Videos auf TikTok oder Facebook frohlockt, dass sich auf diese wundersame Weise Migräne oder Clusterkopfschmerzen sogleich in Wohlgefallen auflösen.

Tatsächlich wird dazu im Bereich des Ohrknorpels ein Loch exakt an einem jener Akupunkturpunkte geschossen, die bei der Behandlung gegen Migräne angestochen werden. Auf diese Weise, so ist man in der Szene überzeugt, wird dieser wichtige Punkt dauerhaft stimuliert und der Migräne bleibt gar nichts anderes übrig, als zu verschwinden. Wer schon einmal eine echte Migräne durchlitten hat, versteht, dass sich die Patienten an jeden Strohhalm klammern.

Fragt man bei der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zum Thema nach, heißt es, dass dieses neue Verfahren „auf keiner nachvollziehbaren pathophysiologischen Grundlage beruht“. Mehr noch, die DMKG rät von Ohrpiercings zur Behandlung von Migräne oder Clusterkopfschmerzen dringend ab. Zwar gibt es etliche Berichte über Schmerzlinderung durch Nullpunkt-Piercing, bei diesen Einzelfällen könne es sich aber allein um den gut bekannten Placeboeffekt handeln.

Grundsätzlich ist jedes Piercing mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Gerade im Bereich des Ohrknorpels kommt es öfter zu einer deutlich verzögerten Wundheilung und/oder zu einer Infektion, weil das Gewebe an dieser Stelle nicht gut durchblutet ist. Sogar über nachhaltige Verformungen der Ohrmuschel wurde in diesem Zusammenhang berichtet.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hat auch zum Thema Migräne Leitlinien entwickelt. Hierin raten Fachleute unter anderem zu Ausdauersport, Entspannungsverfahren, Biofeedback sowie zu Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie. Offenbar haben diese guten Menschen zuvor meine Beiträge gelesen und etwas verstanden:

  • https://www.naturheilt.com/migraene/
  • https://buecher.renegraeber.de/migraene/

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:

Kurze Beschreibung der Migräne

Migräne ist durch Attacken heftiger, meistens einseitiger pulsierend-pochender Kopfschmerzen gekennzeichnet. Diese intensivieren sich erheblich bei körperlicher Anstrengung. Begleitet werden die Schmerzattacken oft von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und einer hohen Licht- und Lärmempfindlichkeit. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) erfüllen diese Kriterien circa sechs Prozent aller Männer und fast 15 Prozent der Frauen in Deutschland, das heißt, dass die Migräne eine besonders häufige Form des Kopfschmerzes darstellt.

Vieles spricht gegen Migräne-Piercing

Der deutsche Allgemeinmediziner Marc-Christian Rösler beabsichtigt eine wissenschaftliche Studie zum Thema Migräne- beziehungsweise Daith-Piercing. Leider handelt es sich dabei eben nicht um eine placebo-kontrollierte, randomisierte, verblindete Studie, sondern lediglich um Anwendungsbeobachtungen. Eine derart eingeschränkte Studie wäre maximal in der Lage, Argumente für die Unbedenklichkeit der Methode zu liefern.

In der Lobbyvereinigung Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGFA) haben sich Ärzte zusammengeschlossen, die die Akupunktur befürworten. In einer Stellungnahme haben diese sich klar gegen das „Migräne-Piercing“ positioniert. Darin erläutern sie, dass das Ohrpiercing zu einem Totalverlust des therapeutischen Korrespondenzpunktes für das Auge in der Mitte des Lobulus führen kann. Da auf diese Weise ein Dauerreiz erzeugt wird, stumpft der Körper irgendwann ohnehin dagegen ab. Im Übrigen ist Migräne-Piercing juristisch als Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz zu werten.

Sogar der „Verband Professioneller Piercer“ (VPP) hält gar nichts von Migräne-Piercing und geht in diesem Fall auch eher vom Placeboeffekt aus. Man hält es dort für überaus unseriös, mit der Hoffnung der Betroffenen auf Besserung Profit zu machen. Dazu möchte ich sogleich ein Beispiel anführen:

Im Jahre 2015 wurde im Internet für „Daith-Piercing“ mächtig die Werbetrommel gerührt. Dahinter steckte „Steve Pierce“, der eigentlich Stefan Bau heißt und sein Unwesen in Böblingen bei Stuttgart trieb. Dass dieser junge Mann aus Sachsen-Anhalt gewiss kein Akupunktur-Spezialist sein konnte, ergibt sich fast zwingend aus seinem Werdegang, war er doch zunächst Soldat eines deutschen Fallschirmjägerbataillons, danach Autoverkäufer und schließlich Bestatter.

Mit ergreifenden Anekdoten verbreitete er seine frohe Botschaft über die zweifelsfreie Heilwirkung der „Piercingpunktur“. Das las sich in etwa so: Eine Frau kam vor Schmerzen schreiend in sein Studio gelaufen, wurde sodann ohnmächtig und Steve Pierce trug sie zu einer Liege, um sie zu piercen. Als die Dame von ihrer Ohnmacht aufwachte, waren ihre Schmerzen völlig verschwunden.

Ganz anders lesen sich da einige Berichte auf Facebook, denen enttäuschende Resultate und sogar Hilferufe zu entnehmen sind. Inzwischen wurden genau diese Beiträge gelöscht, die Kommentarfunktion wurde deaktiviert und solche Berichterstatter aus der Gruppe verwiesen. Im Gegenzug reagierte Stefan Bau mit längeren, wenig überzeugenden Statements, die sein Unterfangen untermauern sollten. Zum Auffinden der optimalen Piercing-Punkte setzte Bau ein Elektro-Akupunkturgerät mit der Bezeichnung Stimplus beziehungsweise „acupucture pen“ ein, das er im Video auch vorführt.

Was Sie noch über Daith-Piercing wissen sollten

Das Ziel der Begierde ist beim Daith-Piercing eine Knorpelfalte direkt über dem Gehörgang. Diese ist aber nicht bei jedem gleich stark ausgebildet. Das Piercing ist an dieser Stelle relativ schmerzhaft und die Heilung kann bis zu sechs Monate dauern.

Tatsächlich zählt das Piercen zu den invasiven Verfahren, da hierbei die Haut durchtrennt wird. Weil Gefäße verletzt werden, kommt es regelmäßig zu Blutungen. Als besonders unangenehme Folgen können sich sogar Knorpelnekrosen entwickeln, Nervenschädigungen eintreten oder Verletzungen an den Lippen oder der Harnröhre auftreten. Infektionen sind nicht selten und in der Folge kann es zu einer akut oder chronisch verlaufenden entzündlichen Erkrankung (Sarkoidose) kommen.

Wir wissen heute, dass der Stich durchs Ohrläppchen bei fast 50 Prozent der Frauen, die sich diesen für Nickel-Ohrringe setzen ließen, dadurch eine lebenslange Nickelallergie erworben haben. Gleiches ist bei Piercings zu erwarten.

In der Akupunkturszene vertreten viele die Ansicht, dass Piercingschmuck eben keine heilende Wirkung habe, sondern ganz im Gegenteil verschiedene Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten auslösen könne. Argumentiert wird in diesem Zusammenhang mit sogenannten Meridianblockaden. Gerade diejenigen, die die Akupunkturmassage nach Penzel befürworten, sehen in dieser Art von Ohrschmuck die Ursache für Bronchialerkrankungen, Übererregbarkeit, Rückenschmerzen, Herzrhythmusstörungen sowie Ess- und Verdauungsproblemen.

Zum Abschluss noch zwei bemerkenswerte Zitate

Bereits im Jahre 2009 berichtete die „Deutsche Heilpraktikerzeitung“ (DHZ) über Störungen und Krankheiten, die auf Piercings zurückgeführt werden können:

„Liebe Patientin, lieber Patient!
Jugendliche drängen Eltern, ihnen zu erlauben, sich an Gesicht, Bauchnabel, Brust und vielen anderen Körperstellen piercen zu dürfen. An bestimmten Punkten können nach den Vorstellungen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Piercings die Energieflussbahnen (Meridiane) des Körpers unterbrechen und damit unter Umständen Migräne, Allergien, Unfruchtbarkeit und andere Erkrankungen auslösen. Welche Stellen am Körper daher nicht gepierct werden sollten und welche Beschwerden entstehen können, wenn die dort befindlichen Meridiane durch ein Piercing blockiert werden, finden Sie hier nach Körperregion aufgelistet.“

Ein Jahr später bestätigte die „Deutsche Akademie für Akupunktur“ (DAA e. V.):

„Aus der Akupunktur her wissen wir, dass ein Nabelpiercing eine wichtige Energielinie (Meridian) unterbricht, die genau in der Körpermitte von unten nach oben bis zum Schädeldach verläuft. Diese Linie läuft dann am Hinterkopf und über den Rücken wieder herunter. Unterversorgung mit Energie kann sich äußern als häufige Blasenentzündung, Rückenschmerzen, Leistungsabfall, Erkältungen, Kieferhöhlenentzündungen…“

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Beitragsbild: pixabay.com – littleprince2

Wer schreibt hier?

René Gräber

Mein Name ist René Gräber. Ich arbeite seit 1998 in eigener Praxis für Naturheilkunde. In dieser Zeit habe ich viele Patienten mit unterschiedlichsten Beschwerden begleitet. Mein Ansatz verbindet klassische Naturheilkunde mit moderner Ernährungs- und Orthomolekularmedizin. Ich setze auf Verfahren, die den Organismus regulieren und stärken: Heilpflanzen, Vitalstoffe, Ernährung und Ausleitungsverfahren.

Auf Yamedo.de teile ich Fachwissen, Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen aus über 25 Jahren Arbeit in der Naturheilkunde.

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