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Fleanacid – Verallgemeinerung mit tödlichen Folgen

Einen verhängnisvollen Trugschluss zogen Mediziner in den 80er-Jahren. Die Testphase für den neuen Wirkstoff Flecainid, der bei Herzrhythmusstörungen angewandt wird, war abgeschlossen. Die groß angelegte Studie verlief durchaus Erfolg versprechend.

Doch eins nach dem anderen…

Inhaltsverzeichnis

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  • Was ist Fleanacid?
  • Fazit
      • Rene Gräber:

Was ist Fleanacid?

Flecainid ist ein Medikament, das zur Behandlung von bestimmten Arten von Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Es gehört zur Klasse der Antiarrhythmika der Klasse 1C und wirkt durch die Blockierung von Natriumkanälen im Herzen. Dadurch verlangsamt Flecainid die elektrische Leitung im Herzen und stabilisiert den Herzrhythmus.

Flecainid wird hauptsächlich zur Behandlung von supraventrikulären Tachykardien (SVT), einschließlich Vorhofflimmern und Vorhofflattern, sowie zur Behandlung von ventrikulären Tachykardien verwendet. Es wird jedoch nicht empfohlen für Personen mit bestimmten Herzerkrankungen wie einem kürzlich erlittenen Herzinfarkt oder signifikanter struktureller Herzerkrankung.

Wie bei allen Medikamenten kann Flecainid natürlich eine ganze Latte von Nebenwirkungen haben. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen und Müdigkeit. Aufgrund seiner Wirkungsweise kann Flecainid auch Proarrhythmien verursachen, eine Situation, in der sich die Herzrhythmusstörungen verschlimmern. Also genau das, wogegen das Mittel eigentlich gegeben wird…

Und damit sind wir bei einem merkwürdigen Phänomen…

Die Art von Herzrhythmusstörungen, für die das Medikament entwickelt wurde, konnte tatsächlich gemildert werden. Aber eben auch nur diese Art!

Daraus zu folgern, dass Flecainid grundsätzlich eine positive Wirkung bei Herzrhythnmusstörungen zeige, war eine unglaubliche Nachlässigkeit. Denn dieses Arzneimittel kann in anderen Fällen gerade erst ein Auslöser für Rhythmusstörungen sein. Einige Patienten mussten diese grobe Verallgemeinerung sogar mit dem Leben bezahlen.

Die frühe „klinische Anwendung“ von Flecainid und ähnlichen Medikamenten offenbarte eine wichtige Lektion in der Kardiologie: Nicht alle Herzrhythmusstörungen sollten mit denselben Medikamenten behandelt werden, und die Verwendung von Antiarrhythmika kann in einigen Fällen das Risiko für lebensbedrohliche Rhythmusstörungen erhöhen.

Die kritischen Erkenntnisse kamen insbesondere aus der CAST-Studie (Cardiac Arrhythmia Suppression Trial) in den späten 1980er Jahren. Diese Studie untersuchte die Wirkung von Flecainid und einem anderen Antiarrhythmikum, Encainid, bei Patienten mit ventrikulären Arrhythmien nach einem Herzinfarkt. Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, weil festgestellt wurde, dass diese Medikamente das Risiko eines plötzlichen Herztodes im Vergleich zu Placebo erhöhten.

Das Hauptproblem lag in der Annahme, dass die Unterdrückung von Arrhythmien bei allen Patienten vorteilhaft wäre. Es stellte sich jedoch heraus, dass bei Patienten mit bestimmten Herzerkrankungen, insbesondere nach einem Herzinfarkt, diese Medikamente die Prognose verschlechtern können, indem sie Proarrhythmien (neue oder verschlimmerte Arrhythmien) verursachen.

Aus diesen Erfahrungen wurden wichtige Lehren gezogen:

  1. Sorgfältige Patientenauswahl: Flecainid ist nun kontraindiziert bei Patienten mit einer Geschichte von Herzinfarkten und bei denen mit strukturellen Herzerkrankungen.
  2. Individualisierte Behandlung: Die Behandlung von Arrhythmien erfordert eine individuell angepasste Herangehensweise, die das spezifische Arrhythmieprofil und die zugrunde liegenden Herzerkrankungen des Patienten berücksichtigt.
  3. Vorsichtige Interpretation von Studienergebnissen: Die Ergebnisse klinischer Studien müssen sorgfältig analysiert und im Kontext der Patientenpopulation verstanden werden.

Fazit

Das ist beileibe kein Einzelfall. Es gibt weitere Medikamente, bei denen ähnliche Probleme wie bei Flecainid aufgetreten sind, insbesondere in Bezug auf unerwartete oder schwerwiegende Nebenwirkungen, die erst nach der Markteinführung wurden – jedenfalls „offiziell“.

Beispiele dazu:

  1. Vioxx (Rofecoxib): Dieses Schmerzmittel wurde 2004 vom Markt genommen, nachdem Studien ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei Langzeitanwendern zeigten. Vioxx war ursprünglich wegen seiner Wirksamkeit und seines vermeintlich geringeren Risikos für Magen-Darm-Nebenwirkungen im Vergleich zu traditionellen NSAIDs (nichtsteroidalen Antirheumatika) beliebt. Mehr dazu in meinem Beitrag: Der Skandal um Vioxx-Studien der Firma Merck – Eine Sauerei der „Extra-Klasse“ (naturheilt.com)
  2. Thalidomid: In den 1950er und 1960er Jahren wurde Thalidomid als Beruhigungsmittel und gegen Übelkeit in der Schwangerschaft eingesetzt. Später stellte sich heraus, dass es schwere Geburtsfehler verursachte, wenn es während der Schwangerschaft eingenommen wurde. Dies führte zu strengeren Vorschriften bei der Medikamentenzulassung und -überwachung.
  3. Cerivastatin (Baycol/Lipobay): Dieses Cholesterinsenkende Medikament wurde 2001 weltweit vom Markt genommen, nachdem es mit einem hohen Risiko für Rhabdomyolyse, eine schwere und potenziell tödliche Muskelzerstörung, in Verbindung gebracht wurde. Mehr dazu: Der Lipobay-Skandal (naturheilt.com)
  4. Antidepressiva und Suizidrisiko bei Jugendlichen: Bei einigen Antidepressiva, insbesondere selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), wurde festgestellt, dass sie das Risiko für suizidales Verhalten bei Kindern und Jugendlichen erhöhen können. Dies führte zu einer „Black-Box-Warnung“ der FDA, der strengsten Form der Warnung für verschreibungspflichtige Medikamente. Mehr dazu in meinem Beitrag: Antidepressiva – lebensgefährliche Placebos? (naturheilt.com)

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Dieser Beitrag wurde im Oktober 2008 erstmalig erstellt und am 21.1.2024 ergänzt und überarbeitet.

Beitragsbild: pixabay.com – Pexels

Rene Gräber:

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Wer schreibt hier?

René Gräber

Mein Name ist René Gräber. Ich arbeite seit 1998 in eigener Praxis für Naturheilkunde. In dieser Zeit habe ich viele Patienten mit unterschiedlichsten Beschwerden begleitet. Mein Ansatz verbindet klassische Naturheilkunde mit moderner Ernährungs- und Orthomolekularmedizin. Ich setze auf Verfahren, die den Organismus regulieren und stärken: Heilpflanzen, Vitalstoffe, Ernährung und Ausleitungsverfahren.

Auf Yamedo.de teile ich Fachwissen, Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen aus über 25 Jahren Arbeit in der Naturheilkunde.

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