Natriumhydrogenkarbonat - Erfahrungen und Diskussion

  • Folgenden Beitrag aus Doccheck load stelle ich zur Diskussion:

    Link: https://flexikon.doccheck.com/de/Natriumhydrogencarbonat


    Auszüge aus dem Beitrag:


    Mit Natriumhydrogencarbonat sollen sich viele Erkrankungen behandeln lassen. Ist das völliger Kokolores oder gar nicht so abwegig? Ein Pharmakologe checkt die Studienlage.

    Soda, Natron, Backpulver – diese Bezeichnungen werden gern als Synonyme angesehen (Anmerkung: Sind sie aber nicht - siehe:

    : https://www.gesund-heilfasten.de/natron-backpulver/). Das sind sie aber nicht, auch wenn sie eine gemeinsame Eigenschaft haben: Sie sind schwache Basen. Wer nun vermutet, eine Base neutralisiere einfach so eine Säure im Körper, der nimmt auch an, eine auf die Stirn gelegte Kopfschmerztablette helfe gegen Migräne.

    Es kommt nicht nur auf den Wirkstoff an, sondern auf die Art der Verabreichung und die galenische Formulierung. Worin unterscheiden sich die Substanzen?

    1. Natron ist Natriumhydrogencarbonatˍ (NaHCO3) oder auch Natriumbicarbonat. In Teigen, die saure Bestandteile enthalten, entsteht Kohlensäure, die CO2 abspaltet.
    2. Backpulver enthält neben Natron noch ein Säuerungsmittel sowie ein Trennmittel, damit die Entstehung von CO2 erst im Teig von statten geht.
    3. Soda ist Natriumcarbonat.

    Bicarbonat kurbelt die Milz an

    Bei der Milz sieht die Studienlage wie folgt aus: Ray et al. von der Augusta University in Georgia, USA, konnten in einer Studie zeigen, dass Natriumhydrogencarbonat das Organ offenbar dazu anregt, durch die Aktivierung von Signalkaskaden ein entzündungshemmendes Milieu zu schaffen.

    Diese Übertragung findet über neuronale Funktionen von Mesothelzellen statt. Über Sensoren, die Microvili, findet eine Art Kommunikation statt, bei der vermutlich auch der Botenstoff Acetylcholin beteiligt ist. Bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen, wie rheumathoider Arthritis, wäre das eine preiswerte Therapieoption.

    Nierenschutz aus der Tüte

    Bicarbonat weist, neben seiner antiphlogistischen Funktion, auch eine nephroprotektive Wirkung auf. Daher kann nicht nur die Milz, sondern auch die Niere von einer sachgerechten Gabe profitieren. Prof. Daniel Patschan, Internist und Nephrologe an der Universität Göttingen, betont, dass eine Bicarbonat-Supplementation bei Patienten mit Niereninsuffizienz das Risiko für eine Dialysepflicht erheblich reduzieren kann. Allerdings sind nur magensaftresistente Zubereitungen dafür geeignet.

    Patschan erklärt: „Die magensaftresistente Galenik hat keinen Einfluss auf die Funktion der Magensäure für die Verdauung und antibakterielle Wirkung und bleibt daher unbeeinträchtigt.“ Die infrage kommenden Zubereitungen werden als nierenprotektive Verordnung von den Krankenkassen erstattet.

    Basentherapie bei CKD und metabolischer Azidose

    Adamczak et al. vom Department of Nephrology, Transplantation and Internal Medicine an der Medical University of Silesia, Polen, betonen, wie bedeutsam eine Basentherapie bei Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) ist. Die Messung der Bicarbonatkonzentration in venösem Plasma oder venösem Blut zur Überprüfung auf metabolische Azidoseˍ sollte daher bei allen CKD-Patienten durchgeführt werden.

    Eine metabolische Azidose sollte diagnostiziert werden, wenn die gemessene Bicarbonatkonzentration niedriger als 22 mmol/l ist. Bei Patienten mit metabolischer Azidose und CKD wird die orale Verabreichung von Natriumbicarbonat empfohlen. Ziel einer solchen Behandlung ist es, eine Plasma- oder Blutbicarbonatkonzentration von 22 mmol/l oder mehr zu erreichen.

    Base gegen Zucker

    Bellasi et al. haben in einer multizentrischen, randomisiert-kontrollierten Studie untersucht, wie sich eine 12-monatige Therapie der chronischen metabolischen Azidose mit oral verabreichtem Bicarbonat auf die Insulinresistenz auswirkt.

    An der Studie nahmen 145 Patienten (62 Frauen, 83 Männer) teil. Alle wiesen eine chronische Niereninsuffizienz (Stadien 3b bis 4) mit metabolischer Azidose (Serumbicarbonat < 24 mmol/l) und einen nicht insulinpflichtigen Diabetes mellitus auf.

    Die Verumgruppe wurde mit oralem Natriumbicarbonat auf einen Serumspiegel von 24 bis 28 mmol/l eingestellt. Dafür wurden zu Beginn zwei Mal täglich 0,5 mmol Bicarbonat pro Kilogramm Körpergewicht verabreicht, bis der gewünschte Serumspiegel erreicht war. Anschließend wurden die Serumspiegel während der Studiendauer innerhalb des Bereichs von 24 bis 28 mmol/l justiert.

    Das Bicarbonat stieg in der Interventionsgruppe von 21,2 ± 1,9 mmol/l auf 26,0 ± 2,0 mmol/l im Serum an. In der Kontrollgruppe blieb der Wert nahezu unverändert (21,6 ± 2,0 mmol/l bei Beginn der Studie und 22,3 ± 1,9 mmol/l am Ende; p=0,0001 für Interventions- vs. Kontrollgruppe).

    In der Bicarbonatgruppe war der Bedarf an antidiabetischer Medikation (Sulfonylharnstoffe und Biguanide) nach einem Jahr geringer als in der Kontrollgruppe. Die Insulinresistenz, der HbA1c-Wert und die Serum-Glucose waren ebenfalls niedriger. Die Gabe von Bicarbonat hat sich in diesen Fällen bewährt.

    Bei Sodbrennen: Ein hartnäckiges Märchen

    Ein beliebtes Hausmittel gegen Sodbrennenˍ ist die Einnahme von Natriumhydrogencarbonat, das in Form von Pulver oder Tabletten angeboten wird. Tatsächlich ist die Substanz in der Lage, Magensäure zu neutralisieren. Aus ihr entstehen mit der Salzsäure Natriumchlorid, Wasser und Kohlensäure. Der Effekt ist jedoch nur sehr kurzfristig, deshalb gibt es auch keine Antazida mit Natriumhydrogencarbonat.

    Sehr unangenehm ist die Bildung des Gases Kohlendioxid, das die Magenwände extrem überdehnen kann. Außerdem kann der pH-Wert im Magen so stark angehoben werden, dass das Milieu ins Basische tendiert. Die Folge ist eine kompensatorische Hypersekretion, die eine Bildung von noch mehr Magensäure zur Folge hat. Also hier können Natron & Co. nicht punkten.

    Basen für den Knochen

    In einer Meta-Analyse von Lambert et al.ˍ wurde die Wirkung von Kaliumbicarbonat und Kaliumcitrat auf die Calcium- und Säureausscheidung untersucht. Insgesamt 14 Studien zur Wirkung von alkalischen Kaliumsalzen auf den Calciumstoffwechsel und die Knochengesundheit wurden analysiert. Die Ergebnisse bestätigen, dass die Supplementierung mit alkalischen Kaliumsalzen zu einer signifikanten Reduktion der renalen Calcium-und Säureausscheidung führt.

    Die beobachtete Verringerung der Knochenresorption deutet auf einen potenziellen Nutzen für die Knochengesundheit hin. Aus pharmakologischer Sicht weisen basische Kaliumsalze im Gegensatz zu Natriumsalzen aber einige Nachteile auf. Besonders bei einer Niereninsuffizienz kann der Kaliumgehalt ansteigen und zu Herzrhythmusstörungen führen.

    Backpulver gegen Krebs?

    Wer die Kombination „Backpulver und Krebs“ im Internet sucht, erhält etwa eine viertel Million Treffer. „Keine Quacksalberei: Normales Speisenatron kann helfen, Krebszellen zu killen“, titelte der FOCUS in seiner Onlineversion.

    Derartige Überschriften ohne Fragezeichen und kritische Darstellung der Studienlage tragen massiv zur Verunsicherung von Patienten bei und schüren falsche Hoffnungen. In der Tat kann bei einigen Tumoren eine pH-Wertänderung zu einer Mangelversorgung der Geschwulste führen. Diese Ergebnisseˍ stammen jedoch aus in-vitro-Daten oder aus Tierversuchen. Außerdem kamen extrem hohe Dosen zum Einsatz und die Zahl der Studienteilnehmer war klein.

    Chi Van Dang et al. vom Ludwig Institute Cancer Research in New York betonen, dass Krebszellen in einen nicht mehr therapierbaren Zustand fallen, wenn das sie umgebende Gewebe immer sauerstoffärmer wird und schließlich übersäuert. Gerade in größeren Tumoren, die extrem sauerstoffarm und damit enorm übersäuert sind, finden sich häufig ausgedehnte Ansammlungen von Krebszellen, die kaum noch von den üblichen Krebsmedikamenten erreicht werden.

    Fazit

    Backpulver ist kein Heilmittel. Natriumbicarbonat hat zwar sicherlich medizinisches Potenzial, man sollte aber, was Heilversprechen angeht, sehr kritisch sein.

    Bei allen „sauren Erkrankungen“ wie Sodbrennen und metabolische Azidose kann über eine adjuvante Therapie nachgedacht werden, aber bitte nicht im Rahmen der Selbstmedikation. Der Patient muss zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln unterscheiden – und sich dabei bestenfalls vom Facharzt beraten lassen.

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  • Newsletter für Vitalstoffe von René Gräber

  • Hallo,


    Natron wirkt, einziges Manko ist, der Reboundeffekt.


    Ich halte mehr von Magnesium/Kalium um den Basensäurehaushalt zu stabilisieren. Dazu Apfelessig um den PH Wert im Blut zu normalisieren. Und es gar nicht zu vergessen, Citrullin Malat wirkt Milchsäure im Muskel entgegen.


    MfG

    Medico

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  • René Gräber

    Hat den Titel des Themas von „Natriumhydrogenkarbonat“ zu „Natriumhydrogenkarbonat - Erfahrungen und Diskussion“ geändert.
    • Offizieller Beitrag

    Logisch und überzeugend. Es wäre müssig auf jeden einzelnen Punkt einzugehen.


    Dem Fazit kann ich zustimmen. Nabic hat einiges an Potential wenn es richtig eingesetzt wird.


    Hier noch einige Beiträge von mir zum Thema:


    Übersäuerung gibt es angeblich nicht? Ich lache mich tot!! -> https://www.gesund-heilfasten.de/uebersaeuerung/


    Über einen Beitrag der Süddeutschen zu diesem Thema von Herrn Bartens reget ich mich damals auch hier auf:

    : https://renegraeber.de/blog/maerchen-uebersaeuerung/


    Basenpulver gegen Krebs? -> https://www.gesund-heilfasten.…ndida-albicans-und-krebs/


    Und dann auch dieser lustige "Basenpulver-Test" in der Öko-Test:

    : https://www.gesund-heilfasten.de/basenpulver-test/


    Leute, Leute.... ich gewinne den Eindruck, dass es sich dabei (wie auch beim Herrn Pharmakologen in der DocCheck) um Leute handelt, die noch nie einen Patienten beobachtet haben, der "korrekt" entsäuert wird.


    Und nein: das funktioniert nicht mit Backpulver.


    Ich bin dabei ein Dokument zusammenzustellen, in dem ich den Vorgang der optimalen Entsäuerung (intra- und extrazellulär) sowie die Diagnose mit einfachsten Mitteln beschreibe und zwar in Abhängigkeit vom Urin ph und dem Speichel ph Wert. Da werden Sachen dabei sein, die meines Wissens bisher noch nirgends so veröffentlicht sind... Dazu auch die Störungen, die damit einhergehen.


    Ist der Speichel ph Wert (Messmethode ist zu beachten!) unter 5,5 brauchen die meisten Patienten Enzyme, Vitamin B12 und Q10.

    Ist der Speichel ph über 7,2 brauchen diese zum Beispiel Algen -- usw.


    Ist der Urin ph Wert konstant um und bei über 6,8 ist Vitamin C angezeigt, ist der Urin ph konstant sauer brauchen diese Patienten auch Vitamin C (hochgradig) aber dieses kann nicht aufgenommen werden und befeuert die Azidose noch mehr. Diese Patienten brauchen oftmals vor allem zuerst Vitamin D und so weiter und so fort...


    Aber so etwas wird man vom Professor da oben nicht lesen, weil der sich vor allem mit verschreibungspflichtigen Medikamenten beschäftigt.


    Und mit Verlaub: diese Pharma-Bomben sind m.E. zu 95% überflüssig und / oder sogar schädlich. Vor allem wenn wir mal von HEILUNG sprechen wollen.


    So. Jetzt habe ich mich aber genug aufgeregt...

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  • Ich halte mehr von Magnesium/Kalium um den Basensäurehaushalt zu stabilisieren.


    hm, wenn man sich gesund ernährt gibt es kein Problem mit dem Basen - Säure-Haushalt, sich ungesund zu ernähren und dann etwas einzunehmen um basisch zu sein, finde ich komisch, kann man doch einfach das Richtige essen.

  • Naturheilkunde Newsletter von Rene Gräber

  • Ah, ok. Das wäre jetzt für mich eben nahegelegen. Aber hier gibt es einige Leute die sich sehr viel besser auskennen als ich. Ich gehe immer davon aus, was mir selbst oder Bekannten geholfen hat. Das muß dann aber natürlich nicht allen helfen.

  • Ah, ok. Das wäre jetzt für mich eben nahegelegen. Aber hier gibt es einige Leute die sich sehr viel besser auskennen als ich. Ich gehe immer davon aus, was mir selbst oder Bekannten geholfen hat. Das muß dann aber natürlich nicht allen helfen.


    genau da bin ich mit ihnen gleicher meinung denn was zum beispiel ein mensch irgend etwas geholfen hat muss das nicht allen anderen helfen🤔oder ?

  • Naturheilkunde Newsletter von Rene Gräber