Wenn nach einer Nahrungsmittelvergiftung mit Übelkeit und Erbrechen Probleme mit den Augen, Koordinationsprobleme, Augenlid-Lähmung, auftreten sollte unverzüglich ein Krankenhaus aufgesucht werden. Speisereste sollten mitgebracht werden. Es kann sich um Botulismus handeln, eine möglicherweise tödliche Vergiftung, die so schnell wie möglich therapiert werden sollte. Clostridium Botulinum entsteht unter Luftausschluss in unzureichend sterilisierten Konserven vor allem von Hülsenfrüchten. Je eher die Behandlung geschieht, desto größer ist die Chance auf Begrenzung der Lähmungen.
Mein Sohn (48 Jahre) befindet sich zur Zeit auf der Intensivstation in der Neurologie des Kreiskrankenhauses. Er atmet durch Luftröhrenschnitt Tracheotomie und wird durch eine Magensonde durch die Nase ernährt. Er ist auf dem Weg der Besserung, wird aber viel Geduld brauchen, bis er wieder ganz hergestellt ist.
Sonntag 30. November. Er ruft an, dass er wegen einer Lebensmittelvergiftung nicht wie verabredet kommen kann. Nach Abklingen bekommt er Probleme mit den Augen. Am Montag sucht er den Augenarzt au. Der lässt ihn mit dem Krankenwagen nach Stuttgart ins Katherinenhospital fahren. Von dort wird er mit der S-Bahn nach Hause geschickt. Am nächsten Tag sucht er das städtische Krankenhaus auf und wird mit dem Rettungswachen ins Kreiskrankenhaus gebracht in die Neurologie. Mitgebrachte Speisereste werden nicht weitergegeben. Endlich werden seine Probleme ernst genommen, nachdem wertvolle Zeit verstrichen ist. Botulismus wird für möglich gehalten, aber auch anderweitig ermittelt. Wahrscheinlich kam es durch selbst eingekochte Kichererbsen, ein klassischer Auslöser für Botulismus. Da er inzwischen die Zunge nicht mehr bewegen und nicht schlucken kann, wird er durch eine Magensonde durch die Nase ernährt. Trotzdem gelangt erbrochener Mageninhalt in die Lunge löst eine lebensbedrohliche Lungenentzündung aus, die zum Glück inzwischen abklingt. Er bekommt Sauerstoff zugeführt, hat aber die letzte Nacht erstmals ohne Sauerstoff verbracht. Durch die Tracheotomie kann er nicht sprechen und verständigt sich über eine elektronische Schreibtafel. Er ist trotzdem heiter, gelassen und zuversichtlich. Seine gute Kondition hilft ihm. Er macht Scherze über seine Situation. Er lernt wieder Gehen mit Gehhilfe und Begleitung. Jeder Tag bringt Besserung. Vieles von dem, was er durchmacht, hätte bei rechtzeitiger Behandlung vermieden werden können. Er braucht viel Geduld, hat aber Aussicht auf völlige Genesung.
Deshalb, wer solche Symptome erlebt, sollte auch auf Verdacht umgehend als Notfall Hilfe suchen. In den ersten 48 Stunden kann ein Antitoxin weitere Schäden vermeiden. Die Schäden entstehen dadurch, dass das Toxin Synapsen, die Verbindung zwischen Nerv und Muskel zerstört, wodurch Muskeln gelähmt werden. Diese Synapsen wachsen nach, was aber Wochen und Monate dauert.

