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Katheter gegen Bluthochdruck?

Ein neuer „Durchbruch“ seitens der Schulmedizin bei der Behandlung von Bluthochdruck ist zu vermelden: Es ist inzwischen ermöglicht worden, eine Hypertonie (Bluthochdruck) mit der Hilfe von Kathetern zu behandeln.

Inhaltsverzeichnis

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  • Übersicht über die Studienlage
      • Rene Gräber:

Bei diesem Verfahren wird unter Teilnarkose ein Katheter über die Leiste eingebracht, der über die Bauchschlagader bis zu den Nieren vorgeschoben wird. An der Spitze des Katheters befindet sich eine Elektrode, die hochfrequente Energie abgibt. Mit Hilfe dieser Energie wird dann der Nerv verödet. Die Behandlung erfordert die Verödung von bis zu 6 verschiedenen Stellen im Bereich einer Niere (und davor). Um beide Nieren auf diese Weise zu behandeln, braucht der Arzt etwa 1 Stunde (Weitere Informationen: http://www.syynx.de/asklepiosCMS/webpageUpload/703-280780__renal-denerv-patinfo.pdf).

Ziel der Behandlung ist, die Nervenfasern des sympathischen Nervensystems an der Niere auszuschalten. Denn hier – so die Theorie – kommt diesen sympathischen Nervenfasern für die Regulation des Blutdrucks eine zentrale Bedeutung zu: Wird der Sympathikus an der Niere ausgeschaltet, dann erreicht die Hyperaktivierung des sympathischen Nervensystems nicht mehr die Nieren und somit kommt es nicht mehr zur Erhöhung des Blutdrucks. Nebenwirkung? Laut „Durchbruch“-Spezialisten nur die, die man auch sonst von anderen Formen der Katheterisierung her kennt. Also scheint das Ganze eine tolle Angelegenheit zu sein.

Beim genaueren Hinsehen jedoch zeigen sich einige Ungereimtheiten. Wie so häufig in der Schulmedizin gibt es keine „evidenzbasierten“ Forschungen zu diesem Thema. Ein weiteres Mal wird die Hypothese sofort zum universellen Gesetz, nachdem gerade Mal zwei „kleine“ Studien das gezeigt haben, was man hat sehen wollen: es wirkt. Auf der anderen Seite scheint der Sympathikus nicht alleine für eine Erhöhung des Blutdrucks verantwortlich zu sein, denn Medikamente, die das sympathische Nervensystem dämpfen, hätten bei der Behandlung des Bluthochdrucks eine zentralere Bedeutung. Die Ergebnisse der beiden erwähnten Studien zeigen also, dass der Kathetereingriff besser geeignet sei, den Sympathikus an der Niere abzuschalten, als nur das Medikament einzunehmen.

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Übersicht über die Studienlage

Immerhin sind in diesen Studien ca. 200 therapieresistente Patienten behandelt worden, die nach dem Eingriff deutlich verbesserte Blutdruckwerte zeigten (Renal sympathetic denervation in patients with treatment-resistant hypertension (The Symplicity HTN-2 Trial): a randomised controlled trial. – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21093036 und Catheter-based renal sympathetic denervation for resistant hypertension: durability of blood pressure reduction out to 24 months. – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21403086).

Eine deutsche Studie bestätigte diesen Trend (Effect of renal sympathetic denervation on glucose metabolism in patients with resistant hypertension: a pilot study. – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21518978). In den Niederlanden gibt es inzwischen 11 Patienten, die auf diese Weise erfolgreich therapiert worden sind (Percutaneous renal denervation for the treatment of resistant essential hypertension; the first Dutch experience. – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21567219).

Auffällig ist bei allen diesen Arbeiten, dass sie entweder ohne Kontrolle durchgeführt worden sind, oder aber die Kontrollen nicht doppelblind randomisiert worden waren. In keiner der gesichteten Studien wurde eine Kontrolle mit einer „Scheinkatheterisierung“ vorgenommen, um mögliche Plazeboeffekte auszuschließen. Mit anderen Worten: die Arbeiten entsprechen nicht dem von der Schulmedizin selbst immer wieder geforderten „Goldstandard“ in Sachen Studiendesign.

Sogar aus Sicht der Schulmedizin müssten die Studien zwar als interessant, aber aus wissenschaftlicher Sicht schlicht aussagelos betrachtet werden. Jedenfalls werden ähnlich aufgebaute Studien mit alternativen Substanzen und Therapien auf genau diese Art und Weise von der Schulmedizin kritisiert.

Es kommt noch dazu, dass in keiner dieser Studie von einer Langzeitbeobachtung die Rede ist. Das hieße, dass für diesen Zweck bei Patienten zur Beurteilung ihres Hochdrucks ein Tagesprofil erstellt worden wäre. In den meisten Arbeiten ist nur von einem „Basisblutdruck“ die Rede, was auf eine ein- oder bestenfalls mehrmalige Blutdruckmessung in der Praxis oder im Krankenhaus schließen lässt, was aber keine Aussagen über die Blutdruckwerte im Tagesprofil machen kann. Auch in diesem Bereich stehen die Studien auf wackeligen Füßen.

Ob die behandelten Patienten wirklich therapieresistent waren, ist schwer zu beurteilen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Hochdruckpatienten mit die schlechtesten Compliancewerte haben, die man sich denken kann: Ein Bluthochdruck tut nicht weh, macht keine Probleme usw. Von daher beruht das Einnehmen von Tabletten für viele Patienten auf einer eher abstrakten und theoretischen Basis – und nicht auf dem bei anderen Erkrankungen üblichen Leidensdruck. Und je mehr Tabletten unter diesen Umständen eingenommen werden müssen, desto mehr werden auch vergessen. Damit würde die Therapieresistenz nur auf einer schlechten Einnahme-Compliance beruhen. Verträglichkeit der „renalen Denervation“: Laut Aussagen aller Studienbetreiber gibt es keine großen Probleme.

Eine französische Arbeit aus dem Jahr 2012 jedoch rät zur Vorsicht (Renal-nerve ablation in patients with resistant hypertension: caution is still needed – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21724360). Denn dieser Eingriff ist keine Neuheit. Er wurde schon in den 1950er Jahren durchgeführt, wo es eine Reihe von Nebenwirkungen gegeben haben soll (… this intervention was associated with high incidence of severe adverse effects.). In den 1960er Jahren verschwand das Verfahren (zu Recht) in der Versenkung, da zu diesem Zeitpunkt die ersten guten anti-hypertensiv wirksamen Medikamente auf den Markt kamen, die zudem eine deutlich geringere Nebenwirkungsrate hatten.

Die französischen Autoren bemängeln in dieser Arbeit ebenfalls die geringen Fallzahlen der neuen Studien und dass es sich hier um einfache „open-label“ Studien handelt, die den wissenschaftlichen Kriterien einer sorgfältig durchgeführten Studie nicht entsprechen. Damit sind auch die Hochrufe auf die geringe Nebenwirkungsrate verfrüht, da verzögerte Nebenwirkungen bzw. Spätfolgen nicht auszuschließen sind.

Der Ratschlag aus Paris: At this stage of development, the technique should still be evaluated before its widespread diffusion. (Zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung sollte diese Technik erst noch einmal überprüft werden, bevor sie weiter verbreitet wird.)

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Beitragsbild: pixabay.com – Alexas_Fotos

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René Gräber

Mein Name ist René Gräber. Ich arbeite seit 1998 in eigener Praxis für Naturheilkunde. In dieser Zeit habe ich viele Patienten mit unterschiedlichsten Beschwerden begleitet. Mein Ansatz verbindet klassische Naturheilkunde mit moderner Ernährungs- und Orthomolekularmedizin. Ich setze auf Verfahren, die den Organismus regulieren und stärken: Heilpflanzen, Vitalstoffe, Ernährung und Ausleitungsverfahren.

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