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Schambeinentzündung: Ursachen, Verlauf, Diagnose Therapie

Die Schambeinentzündung (Ostitis pubis) ist eine schmerzhafte Erkrankung des unteren Bereichs des kleinen Beckens, vornehmlich von Symphyse (Schambeinfuge), Schambein und den zugehörigen Muskeln und Bändern. Zu unterscheiden ist die heutzutage sehr selten in Erscheinung tretende, bakteriell bedingte Entzündung nach gynäkologischen und urologischen Eingriffen, die einhergeht mit starken Schmerzen und hohem Fieber, von der vor allem bei Leistungssportlern auftretenden abakteriellen (= nicht durch Bakterien verursacht) Form.

Die abakterielle Schambeinentzündung tritt vor allem bei Sportlern auf, die schnelle Richtungs- und Fußwechsel sowie Sprints absolvieren und die Ballsportarten betreiben. Hierzu zählen z.B. Fußballer, Tennisspieler, Hand- und Basketballspieler, Eishockeyspieler oder auch Läufer.

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Zur Inzidenz variieren die Angaben, genaue Zahlen liegen nicht vor. In der Literatur finden sich Werte um die 20 Prozent bei Hochleistungssportlern. Wissenschaftlich belegt ist ein vermehrtes Auftreten beim männlichen Geschlecht. Während die meisten Männer um das 30. Lebensjahr herum erkranken, liegt das Durchschnittsalter bei Frauen etwas höher (zwischen 35 und 40).

Bei der abakteriellen Schambeinentzündung kommt es zu einer vermehrten Wasseransammlung (Ödem) in der Schambeinregion, speziell in den Schambeinknochen. In Kombination dazu treten Entzündungen von Knochen und Muskulatur auf, wodurch es zu dumpfen Schmerzen bei Belastung, aber auch beim Gehen, Sitzen oder Treppensteigen kommt. Vielfach strahlen die Beschwerden in die Hüftregion, den Ansatz der geraden Bauchmuskeln oder in die Leiste aus und können von derartiger Qualität sein, dass sie die betroffene Person zu einer (meist längerfristigen) Unterbrechung von Training oder sportlicher Aktivität zwingen.

Die genauen Umstände einer abakteriellen Schambeinentzündung sind noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine Überlastung der knöchernen Strukturen und Muskeln. Dies deckt sich mit der Tatsache, dass die Erkrankung nahezu ausnahmslos bei Spitzensportlern zu finden ist. Zusätzliche Faktoren, die eine Entstehung begünstigen, sind u.a. die Hüftdysplasie (gestörte Ausreifung der Hüftpfanne), ein instabiles Iliosakralgelenk oder anhaltende Rotations-, Scher- und Distraktionskräfte, die auf den unteren Beckenbereich einwirken (typisch für viele Sportarten).
Mittels MRT konnte inzwischen eindeutig geklärt werden, dass es bei einer abakteriellen Schambeinentzündung zu einer vermehrten Durchblutung sowie zu einer Knochenneubildung im Schambein kommt. In den Schambeinknochen sind Mikrofrakturen (Läsionen der Trabekel) zu erkennen. Diese schwächen nicht die Stabilität, sind aber verantwortlich für die Schmerzen. Die (in einer MRT) sichtbare Knochenneubildung ist auf den Ausheilungsprozess der Frakturen zurückzuführen.

Eine auch im Röntgenbild sichtbare Fraktur des unteren, vorderen Beckenring-Anteils bei identischer Klinik lässt darauf schließen, dass der betroffene Sportler die Warnsignale ignoriert hat bzw. dass die sportliche Aktivität nicht ruht. Neben dem Knochenbruch können hierbei auch Muskelanteile verletzt werden (äußert sich u.a. in Adduktorenschmerzen) oder der Symphysenbereich Instabilität aufweisen.

Sowohl das Ödem im Knochen als auch die ausstrahlenden Schmerzen gelten als klassische Symptome einer abakteriellen Schambeinentzündung. Dabei sind die Schmerzen meist ein Hinweis auf eine fortgeschrittene Entzündung, der Beginn ist eher symptomlos. Zur Klassifizierung und zum Nachweis der Erkrankungsdauer unterteilt man die abakterielle Schambeinentzündung in drei Stadien. Im ersten Stadium (bis zu drei Monate) liegt das Knochenödem bereits vor, die ersten Tage und Wochen verlaufen jedoch schmerzfrei (= Stadium 1a). Das Stadium 2 kennzeichnet den dritten bis sechsten Monat.

Neben einem Ödem kommt es hier vor allem zu Veränderungen bzw. Entzündungen der anliegenden Muskulatur sowie zu ausstrahlenden Schmerzen. Ab dem sechsten Monat spricht man vom Stadium 3, welches zusätzliche Beschwerden im gesamten unteren Beckenbereich verursacht und zu einer zusätzlichen Flüssigkeitsansammlung im Symphysenspalt sowie den muskulären Anteilen führt.

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Zwar weisen der dumpfe und anhaltende Schmerz, der bis in die Leiste ausstrahlen kann, sowie das Ödem in Verbindung mit einem Hochleistungssportler in vielen Fällen auf eine Schambeinentzündung hin. Dennoch müssen differentialdiagnostisch verschiedene Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ausgeschlossen werden.

Die chronische Insertionstendopathie ist eine, durch Reizung der Sehnenansätze am Übergang von dieser auf den zugehörigen Knochen verursachte, schmerzhafte Erkrankung, die ebenfalls vielfach bei Sportlern zu beobachten ist. Auch ein Impingementsyndrom im Bereich der Hüfte (Femoro-acetabuläres Impingement) ist auszuschließen. Die Leistenhernie, die Instabilität der hinteren Leistenwand sowie Nervenläsionen (z.B. durch Kompression) verursachen eine relativ identische Symptomatik. Daneben kommen auch Verletzungen bzw. Entzündungen im unteren Becken (u.a. Appendizitis), des Urogenital-Traktes, der Wirbelsäule oder der Sehnenansätze in Frage.

Die gesicherte Diagnose gestaltet sich, bedingt durch die Vielzahl an ähnelnden Krankheitsbildern, etwas schwerer. Neben der ausführlichen Anamnese gehören Inspektion und Palpation (Abtasten) ebenso zur Untersuchung wie verschiedene Tests und die Nutzung bildgebender Verfahren. Während der Anamnese schildert der Betroffene vor allem, welche Qualität der Schmerz besitzt, in welchen Körperregionen und unter welchen Bedingungen er auftritt.

Die Inspektion dient der Abklärung äußerlich sichtbarer Läsionen oder Veränderungen. Mithilfe der Palpation lässt sich ein Schmerzerlebnis u.U. forciert auslösen. Häufig überprüft der behandelnde Arzt das Ausmaß der Schmerzen anhand von verschiedenen Übungen wie z.B. Sit-ups oder mittels der adduktiven Bewegung (Heranführen der unteren Gliedmaße zur Körpermitte hin) gegen einen Widerstand.

An bildgebenden Verfahren stehen Röntgen, Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) sowie Szintigraphie zur Verfügung. Die Szintigraphie dient dem Nachweis entzündlicher Prozesse. Sie kommt eher selten zum Einsatz und wird hauptsächlich differentialdiagnostisch genutzt.

Auch das Röntgenbild kann keine eindeutigen Aufschlüsse liefern. Erkennbar sind u.U. ein unregelmäßiger Symphysenspalt sowie sklerosierende Veränderungen der Knochen. Daneben dient das Röntgenbild dem Nachweis einer Fraktur, wie sie im fortgeschrittenen Stadium einer abakteriellen Schambeinentzündung auftreten kann. Das besonders geeignete Verfahren ist die Kernspintomographie, mit der ödematöse Veränderungen des Schambeines dargestellt werden können.

Bei der Wahl einer geeigneten Therapie sollte man sich bewusst sein, dass die abakterielle Schambeinentzündung vielfach nicht isoliert in Erscheinung tritt, sondern Begleiterscheinung weiterer Störungen des Organismus sein kann. Daraus ergibt sich, dass man nicht von einer einzelnen Therapie sprechen kann. Die Behandlung ist abhängig von vielen Faktoren und muss individuell dem aktuell vorliegenden Beschwerdebild angepasst werden.

Generell stehen konservative sowie invasive Methoden zur Verfügung. Meist wird ein konsequenter Verzicht auf sportliche Aktivitäten angeraten, was gerade bei Hochleistungssportlern zu Problemen führen kann. Schmerz und Entzündung lassen sich medikamentös (z.B. Antiphlogistika, Analgetika) lindern. Physikalische Therapien (z.B. Elektrotherapie, Stoßwellentherapie) dienen der Stärkung der Muskulatur, ebenso wie physiotherapeutische Maßnahmen.

Ist die Schambeinentzündung bereits weit fortgeschritten bzw. haben konservative Behandlungsstrategien keinen Erfolg, kommen invasive Methoden zur Anwendung. Hierzu zählt die Injektion kortisonhaltiger Präparate (z.T. mit Lokalanästhetikum) in die Symphysenfuge oder Leistenregion.

Daneben können die Curettage (Abschaben des betroffenen Gewebes an der Schambeinfuge) oder eine Stabilisierung bzw. Versteifung der Symphyse (mittels eingesetztem Knochenstück und Befestigung durch Platten und Schrauben) in Erwägung gezogen werden. Ziel beider Operationstechniken ist die völlige Beschwerdefreiheit Betroffener nach der Ausheilungsphase. Jedoch kommen diese invasiven Methoden eher selten zum Einsatz, weshalb Langzeitergebnisse bisher kaum beschrieben sind.

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Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

Wer schreibt hier?

René Gräber

Mein Name ist René Gräber. Ich arbeite seit 1998 in eigener Praxis für Naturheilkunde. In dieser Zeit habe ich viele Patienten mit unterschiedlichsten Beschwerden begleitet. Mein Ansatz verbindet klassische Naturheilkunde mit moderner Ernährungs- und Orthomolekularmedizin. Ich setze auf Verfahren, die den Organismus regulieren und stärken: Heilpflanzen, Vitalstoffe, Ernährung und Ausleitungsverfahren.

Auf Yamedo.de teile ich Fachwissen, Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen aus über 25 Jahren Arbeit in der Naturheilkunde.

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