Im ganzen Land sind in der Corona-Zeit Testzentren entstanden. Wer hat die Zeche wohl bezahlt? Der Steuerzahler natürlich, also auch Sie als Leser. Besonders traurig: Dabei war oft Betrügerei im Spiel.

Noch vor Weihnachten 2020 gab es solche Teststationen nur in wenigen Städten. Später dann gab es sie überall: auf Sportplätzen, vor Supermärkten, in Tattoo-Studios und Shisha-Bars oder in Biergärten. Dafür gab es natürlich Gründe.

Einer davon war,  dass sich ab dem 8. März 2021 alle Bürger mehrmals pro Woche kostenfrei testen lassen konnten und sollten. Selbstverständlich entstanden dabei Kosten, aber diese übernimmt der Bund.

Die für den Aufbau der Testkapazitäten zuständigen Länder und Kommunen vergaben (wie üblich) entsprechende Aufträge an private Anbieter. Der Bund erstattete dann pro Test für die Materialkosten maximal sechs Euro und darüber hinaus eine Pauschale in Höhe von zwölf Euro für jeden einzelnen Abstrich. Das Geschäft lohnte sich so richtig. Fast jedes Testzentrum hatte sich zur Goldgrube gemausert.

Medizinische Grundkenntnisse oder gar eine medizinische Ausbildung brauchten diejenigen, die die Tests durchführen, nicht. Dafür gab es ja die kurze Schulung, bevor es sogleich richtig am Klienten losgeht. Das Geschäft war so lukrativ, dass allein in Hamburg abgesehen von den teilnehmenden Arztpraxen schon mehr als 300 private Testzentren sowie Apotheken die Abstriche vornahmen.

So betrug Mitte April 2021 die erste Auszahlung an die kassenärztlichen Vereinigungen durch das Bundesamt für Soziale Sicherung 132,5 Millionen Euro. Von dort aus wurde das Geld weiter an die Testzentren und Ärzte verteilt.

Zwar wurden die Testzentren durch die Gesundheitsämter kontrolliert, aber dies war  bestenfalls stichprobenartig möglich. Immerhin mussten in Hamburg zwölf Teststellen schließen, weil dort die Hygienestandards nicht erfüllt wurden.

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Wer einmal mit einem Testzentrum so richtig Reibach gemacht hatte, wollte natürlich noch weitere eröffnen. Martin von der Hocht zum Beispiel betrieb in Nordrhein-Westfalen gleich an 20 Orten so ein Zentrum. Wegen der inzwischen nicht unerheblichen Konkurrenz versuchten sich die Anbieter entweder mit der Testgeschwindigkeit oder auch einem ansprechenden Ambiente hervorzutun.

Von der Hocht hatte seinen Mitarbeitern beispielsweise Ausweis-Scanner zur Verfügung gestellt, um alle relevanten Daten der Kunden in Windeseile zu erfassen (der Datenschutz lässt grüßen).

Um noch schneller wachsen zu können, hatte von der Hocht aus der Sache sogar ein Franchise-System gemacht. Dabei durften  seine Partner sein Buchungssystem nutzen und die Schnelltests exklusiv bei ihm beziehen, mussten sie aber erst später bezahlen. Im Gegenzug bekam von der Hocht für jeden Abstrich bis zu drei Euro frei Haus.

Wie viel kann man mit einem Testzentrum verdienen?

Bei 500 bis 800 Tests pro Tag waren im Monat ungefähr 100.000 Euro Gewinn möglich.  War das Testzentrum gut besucht, hatte es sich schon nach sechs Tagen amortisiert. Um profitabel zu sein, sollte so eine Station schon 100 Tests am Tag durchziehen.

Doch Vorsicht, denn ein gewisses unternehmerisches Risiko bestand auch hierbei. Christoph Neumeier zum Beispiel betrieb unter „15MinutenTest.de“ bundesweit mehr als 100 Testzentren, doch schon Anfang April 2021 war das Geld wegen der schleppenden Bezahlung alle.

Zu dieser Zeit summierten sich seine offenen Forderungen bereits auf 3,36 Millionen Euro. In der Folge war es ihm nicht möglich, weitere Tests einzukaufen und durchzuführen.

Die „legale Lizenz zum Geld drucken“

Dass die staatlich angeordneten Corona-Tests von vielen Kriminellen als Lizenz zum Gelddrucken verstanden wurden, zeigt der groß angelegte Betrug mit falschen Abrechnungen. Schon 2021 liefen deshalb bereits in vier Bundesländern entsprechende Ermittlungen gegen die Betreiber von Corona-Testcentern wegen Abrechnungsbetrugs.

In Nordrhein-Westfalen waren 2021 gleich mehrere Verfahren anhängig, eines wurde in Schleswig-Holstein eröffnet. Im Mai 2021 kamen bei Razzien in Berlin in 18 Testcentern so viele Phantom-Tests zutage, dass der Schaden 9 Millionen Euro betrug. In der sächsischen Landeshauptstadt Dresden wurde ein Testcenter geschlossen, weil dafür gar keine Genehmigung vorlag, und in Hessen sind wahrscheinlich viele Kunden durch ein Testcenter geprellt worden.

Im April 2022 liefen alleine in Berlin schon 335 Verfahren wegen vorgetäuschter Tests, wie der Tagesspiegel berichtete. Die Schadenssumme betrug 24 Millionen Euro. Auf alle Bundesländer hochgerechnet wären das eine halbe Milliarde Euro. Nochmal: Wir reden von Steuergeld.

Es waren vor allem die Recherchen durch NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung, die die Staatsanwaltschaft Bochum auf den Plan gerufen hat, Ermittlungen gegen einen großen Testcenter-Betreiber aufzunehmen.

Es gibt Hinweise darauf, dass viel mehr Tests abgerechnet worden sind als tatsächlich durchgeführt wurden. Bei dem lukrativen Pauschalbetrag von 18 Euro pro Test durch den Bund werden manche Schafe eben schwärzer als nur schwarz.

Tatsächlich waren die staatlichen Kontrollen der Testcenter, insbesondere von deren Abrechnungen, schlechter als mangelhaft. So hätte es einfach nicht weitergehen dürfen. Der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn ging davon aus, dass die Kontrollen in erster Linie durch die Kommunen und Kassenärztlichen Vereinigungen zu erfolgen haben.

Am Montag, den 31. Mai 2021, wurde jedenfalls erst mal wieder über das weitere Vorgehen beraten. Im Boot saßen dabei die Gesundheitsminister von Bund und Ländern.

Aber alles hat einmal ein Ende

Mit steigender Impfquote hätte das Interesse an den Tests steil abfallen können, sodass die Unternehmen ihren Laden rechtzeitig hätten dichtmachen müssen. Doch so ganz klar war die Situation noch nicht mit Blick auf mutierte Virus-Varianten, denen die Vakzine möglicherweise irgendwann schnuppe sind.

Martin von der Hocht jedenfalls war davon überzeugt, dass die Nachfrage nach Tests in noch weiter steigen würde, denn erst einmal würden die zu erwartenden nächsten Öffnungsschritte eine große Zahl weiterer Tests erforderlich machen.

Und er wollte ebenfalls so lange am Ball bleiben, wie der Bund die Kosten übernimmt. Er hatte sich sogar vorgenommen, noch weitere 20 Testzentren zu öffnen, weiß er doch, wie der Laden brummt.

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Die Ermittlungen sind noch lange nicht am Ende

Die eigentlichen Dimensionen des Test-Betrugs kommen erst nach und nach zutage. Besonders skandalös ist das in Anbetracht der gesamten Kosten, die Corona verursacht hat. Welt-online rechnet vor, dass 2,7 Milliarden alleine durch Verdienstausfälle verloren gingen. Eine dreistellige Millionen-Summe haben die PR-Maßnahmen gekostet.

Die Hessenschau beziffert den nachgewiesenen Schaden durch Phantom-Tests in Hessen auf 49 Millionen Euro. Da nutzen Haftstrafen für die Täter wenig, wenn die Kassenärztlichen Vereinigungen das Geld zwar zurückfordern können, aber wahrscheinlich nicht bekommen, weil es irgendwo auf ausländischen Konten liegt.

Das BKA vermutet, dass der gesamte Schaden der Betrügereien unter Einbeziehung realistischer Dunkelziffern 1,2 Milliarden Euro beträgt.

Besonders bizarr ist ein Fall aus Marburg. Dort wurde die Polizei eines Drogendealers habhaft. Dabei stellte sich heraus, dass er nebenberuflich Testcenter betrieb. Bei dem beschlagnahmten Bargeld konnte der Mann nicht mehr zuordnen, welche Summen aus Drogengeschäften und welche aus dem Test-Reibach stammten. Der Bericht der Hessenschau endet mit einem Absatz, der ein wörtliches Zitat verdient:

„Auf die Frage der Staatsanwältin, was er denn nun eigentlich den ganzen Tag lang machen würde, wo es doch jetzt gar keine Bürgertests mehr gibt, antwortete er im Verfahren: Er müsse noch so einiges nacharbeiten – zum Beispiel Abrechnungen an die Kassenärztliche Vereinigung.“


Beitragsbild: fotolia.com – Africa-Studio

Dieser Beitrag wurde am 08.06.2021 erstellt und letztmalig am 13.05.2024 aktualisiert.