Nachdem bereits im Herbst 2018 die deutsche Ärzteschaft gegen den geplanten großflächigen Ausbau der 5G-Mobilfunktechnologie auf die Barrikaden gegangen ist (siehe mein Beitrag: Ärzte fordern Baustopp für 5G-Mobilfunktechnologie), hatte Brüssel im April 2019 als erste europäische Großstadt die Notbremse gezogen.

Die erst 2018 verabschiedeten Pläne für ein Pilotprojekt zur Bereitstellung von drahtlosem 5G-Hochgeschwindigkeitsinternet in Brüssel wurden Berichten zufolge aus Sorge um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger und mit Verweis auf die nicht abzuschätzende Strahlenbelastung im April 2019 eingestellt.

Es sei aktuell unmöglich, die gesundheitlichen Risiken für die Bürgerschaft sowie die ökologischen Gefahren im Großraum Brüssel durch die für den Dienst erforderlichen Hochleistungsantennen abzuschätzen.

Céline Fremault, damalige Ministerin der Region „Brüssel-Hauptstadt“ und zuständig für Wohnungswesen, Lebensqualität, Umwelt und Energie, hält das 5G-Pilotprojekt mit den derzeitig geltenden Strahlungsstandards von 6 V/m oder 95 mW/m2 für nicht realisierbar.

„Ich kann eine solche Technologie nicht begrüßen, wenn die Strahlungsstandards, die den Bürger schützen müssen, nicht beachtet werden, 5G oder nicht,“ sagte Fremault (CDH, Centre Démocrate Humaniste) Anfang April gegenüber der Tageszeitung L’Echo. „Die Brüsseler sind keine Versuchskaninchen, deren Gesundheit ich für Profit verkaufen kann. Wir dürfen keine Zweifel lassen,“ fügte sie hinzu.

2018 hatte Fremault zusammen mit dem belgischen Unternehmer und Minister für Telekommunikation, Alexander De Croo eine technische Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Damit sollte Brüssel der Weg in den digitalen europäischen 5G-Binnenmarkt geebnet werden. Geprüft werden sollte auch, inwieweit 5G mit den damaligen Brüsseler Strahlungsregeln von 6 Volt pro Meter in Einklang zu bringen sind.

Als allerdings die zuständige Prüfstelle zu dem Ergebnis kam, dass „keine neue Frequenz in Betrieb genommen werden kann,“ solange die Region an ihren eher strengen Grenzwerten festhalte, berichtet The Brussels Times, wurde die Empfehlung herausgegeben, die Grenzwerte für Strahlenbelastung zu erhöhen.

Tatsächlich stimmte die Regierung zunächst zu, die Vorschriften so anzupassen, dass dem zügigen Ausbau eines 5G-Netzwerks im Rahmen des 2020 5G-Aktionsplans der Europäischen Kommission nichts entgegenstünde.

Daraufhin wurden die Strahlen-Grenzwerte auf 14,5 V/m erhöht. Vorangebracht hatten das vor allem die Brüsseler Liberalen, die nach den Wahlen am 26.05.2019 gestärkt worden waren. Doch die Lobby-Partei der Telekommunikations-Anbieter ist selbst mit der Befürwortung dieses Grenzwertes noch vergleichsweise „grün“. In Deutschland liegt die maximale Strahlen-Belastung für die Hoch-Frequenzen sogar bei 61 V/m.

So nimmt die Großregion Brüssel trotz der Lobby-freundlichen Grenzwert-Anpassung immer noch eine Vorreiterstellung in puncto Strahlenschutz und der zumindest etwas engeren Reglementierung der stetig wachsenden Mobilfunkriesen ein.

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Die neue Kommunal-Regierung bleibt hart

Der seit dem Sommer 2019 in der Region Brüssel amtierende grüne Umweltminister Maron akzeptiert zwar ebenfalls den neuen Grenzwert. Doch vor einer Genehmigung des 5G-Projektes sieht er eine Verträglichkeits-Studie für erforderlich, um alle Risiken auszuschließen.

Daher ist die Realisierung der neuen Strahlen-Quelle weiterhin fraglich. Lizenzen für die 5G-Frequenzen waren bis zum August 2019 in Belgien ohnehin noch nicht versteigert.

Hingegen scheint einer Umfrage zufolge ein großer Teil der belgischen Bevölkerung das 5G-Projekt zu befürworten. Die 5G-Befürworter haben die EU-Kommission auf ihrer Seite. Doch auch diese „Brüsseler“ hegen trotz grundsätzlicher Befürwortung Bedenken gegen die Hoch-Frequenz-Technik. Sie sehen in dem neuen Netz auch ein mögliches Einfallstor für chinesische Daten-Spione.

Bis zum Oktober 2019 soll eine Fach-Kommision die Frage bearbeiten. Vor allem die unrühmliche Rolle von Huawei soll dabei geklärt werden. Doch die EU-Oberen werden wohl kaum die Haltung der Kommunal-Politiker unterstützen.

Zu stark ist der Druck von möglichen 5G-Anbietern wie Orange und Erricson, der die Umfrage zum Thema gestartet hatte. Die Ergebnisse daraus sowie das von belgischen Medien beschworene Schreckgespenst eines Datenstaus werden wahrscheinlich keine strahlungsarme Insel im Herzen Europas befördern. Von einer EU-weiten Blockade der gefährlichen Strahlen-Quellen ganz zu schweigen…

Viele Experten sind gegen 5G

Laut WHO sind die Handy-Strahlen potenziell krebserregend. Dem widerspricht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und verweist darauf, dass trotz höherer (riskanterer) Freuqenzen das 5G-Netz mit geringerer Strahlen-Intensität verbunden sei.

Dies sei auch trotz der Installation vieler neuer Sende-Maste der Fall. Studien der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) haben indes konkrete Auswirkungen der elektromagnetischen Wellen belegt.

Die Erwärmung des Körpergewebes durch die Mikrowellen ist eindeutig bewiesen. SAR-Werte über 2 W/kg dürfen laut der Wissenschaftler nicht überschritten werden.

Es kann nur gehofft werden, dass Brüssel eine Vorbildfunktion für andere Regionen übernehmen kann, und dass sich mehr und mehr Staatsdiener*innen trauen, für das Recht und die Gesundheit Ihrer Bürgerinnen und Bürger und gegen die 5G-Maschinerie zu kämpfen.

Sie stünden immerhin Seite an Seite mit 180 Wissenschaftlern aus 36 Ländern, die einen Ausbaustopp des 5G Netzes fordern – auch hier übrigens aufgrund nicht abzuschätzender biologischer und ökologischer Risiken.

In Deutschland versucht die bundesweite Initiative Stoppt 5G den ausufernden Elektro-Smog zu verhindern.

Unterstützt wird die Forderung vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Bundesregierung hat bisher nur die Erarbeitung einer Studie über die Risiken der Mikrowellen zugesagt. Wahrscheinlich soll dies die Gemüter erst einmal beruhigen.

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Dieser Beitrag wurde im Juni 2019 erstellt und im Oktober 2021 zuletzt überarbeitet.