Wenn Kinder nicht essen wollen, da es ihnen angeblich nicht schmeckt, dann kommen häufig erzieherische Mahnungen wie „iss deinen Teller auf“ (gemeint ist eigentlich der Inhalt und nicht der Teller selbst) oder „stell dich nicht so an“. Die Eltern gehen mit gutem Beispiel voran und genießen ihren Mittagstisch, während sich der Nachwuchs schon halb-grün vor Ekel windet.

Dass die Eltern ihren Kindern unter Umständen über die Nötigung zum Essen eine gehörige Portion Folter aufbürden, kommt jetzt so langsam ans Tageslicht. Denn es sind nicht selten genetische Konstellationen, die die Geschmacksempfindlichkeit des Einzelnen determinieren.

Dies wurde unlängst in einer Studie nachgewiesen, die der Frage nachging, warum es Menschen gibt, die den Geruch von Schweinefleisch kaum ertragen können und damit auch dessen Verzehr für sie nicht in Frage kommt. Der Forscher Hiroaki Matsunami und seine Kollegen von der Duke Universität in Durham, North Carolina, USA stellten dabei fest, dass 39 Prozent der Norweger empfindlich auf Androstenon reagieren. Androstenon ist ein Metabolit (Abbauprodukt) von Testosteron, dass z.B. beim Eber als Pheromon (Sexualduftstoff) dient.

Grund für die Duftempfindlichkeit sind genetisch kontrollierte Duftrezeptoren (ORs), deren menschliche Variante, der OR7D4, auf genau dieses Androstenon anspricht. Da die Empfindlichkeit für den Geruch von einem Allel, also zwei Genen – eins von der Mutter und eins vom Vater – gesteuert zu werden scheint, kann es zu unterschiedlichen Konstellationen in einer Familie kommen.

So sind Individuen mit 2 aktiven Genen (OR7D4 RT) deutlich empfindlicher als jene, bei denen ein oder sogar zwei nicht aktive Varianten (OR7D4 WM) vorliegen. Die „RT-Typen“ werden also einen großen Bogen ums Schweinefleisch machen wollen, während die WM/RT und WM-Typen keine oder kaum Geschmacks- und Geruchsprobleme beklagen können.

Ob es sich hier um einen dominanten oder rezessiven Vererbungsgang handelt, ist noch nicht klar, da es auch Individuen zu gegeben scheint, die als WM-Typen dennoch eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber dem Androstenon-Geruch besitzen. Dies erklärt, warum nicht ca. 25 Prozent der untersuchten Norweger empfindlich sind, sondern 39 Prozent.

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Beitragsbild: 123rf.com – nipol