Kliniken kriseln vermehrt wegen Corona

Ärzte in Klinik

Das Statistische Bundesamt weist in Deutschland 1.925 Krankenhäuser aus, die pro Jahr in etwa 19,4 Millionen Patienten versorgen.

Pro Einwohner gibt es hierzulande mehr Intensivbetten als in vielen anderen europäischen Staaten, gewiss ein Grund dafür, dass die Corona-Pandemie in Deutschland bislang vergleichsweise glimpflich verlaufen ist. Zu dieser „glimpflichen“ Verlaufsweise im Fazit dann noch einige Worte – zuvor aber zu den Kliniken.

Die finanzielle Situation in den meisten Kliniken kann mittlerweile als „katastrophal“ bezeichnet werden und das schon seit längerer Zeit, nicht erst seit Corona. Die Corona-Krise hat die Problematik nur noch verschärft.

In einem (noch) nicht veröffentlichten Bericht des Bundesrechnungshofes (BRH) verzeichnen ungefähr 40 Prozent aller Krankenhäuser nennenswerte Verluste und für circa zehn Prozent der Kliniken bestehe sogar die akute Gefahr der Insolvenz.

Im Zentrum der Kritik steht das kürzlich verabschiedete Krankenhaus-Gesetz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Deshalb verschärft Corona die Krise der Kliniken

Man kann es getrost als „wirtschaftliche Vollbremsung“ bezeichnen, dass Jens Spahn am 10. März 2020 alle Kliniken dazu aufforderte, planbare Behandlungen und Operationen erst einmal aufzuschieben.

Erst seit Mai kehrt so ganz langsam wieder eine Art Normalbetrieb in die Krankenhäuser zurück, das heißt, die übliche Versorgung der „ganz normalen“ Patienten wird wieder hochgefahren, während die Anzahl der Betten, die für Corona-Patienten vorgehalten wird,  reduziert wurde.

In vielen Kliniken weiten sich die Verluste aus

Im Jahr 2019 schrieben 32 Prozent der deutschen Kliniken rote Zahlen. Im Jahr 2020 werden voraussichtlich sogar 57 Prozent der deutschen Krankenhäuser in die Schuldenfalle tappen.

Besonders getroffen hat es die großen Einrichtungen, die über mehr als 1.000 Betten verfügen. Betrachtet man nur diese Gruppe, machen in diesem Jahr fast drei Viertel von diesen starke Verluste, so jedenfalls weist es die „Krankenhausstudie 2020“ durch die Unternehmensberatung Roland Berger aus. Befragt wurden dafür die Klinikmanager von 600 großen Krankenhäusern.

Fast alle bemängelten die deutlich rückläufige Auslastung ihrer Häuser im März und April 2020 während der Pandemie-Hochphase. Diese Situation war der Bundesregierung nicht verborgen geblieben, immerhin versuchte sie schon Ende März eine Art finanziellen Rettungsschirm für Krankenhäuser aufzuspannen.

Dieser sah pro ausgebliebenem Patienten und Tag eine Pauschale von 560 Euro vor, nicht schlecht, könnte man meinen. Aber die klare Mehrheit der Krankenhaus-Manager beklagte, dass dieses Geld nicht ausreiche.

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Die Krise der deutschen Krankenhäuser besteht schon  lange – sehr lange

Die Lastenverteilung ist so geregelt, dass die Bundesländer Baukosten oder Großgeräte der Kliniken finanzieren, während die Krankenhäuser ihre laufenden Kosten für die Behandlungen, wozu auch die Personalkosten gehören, stemmen müssen.

Doch schon seit Jahren erfüllen die Bundesländer nur „unzureichend“ ihre Pflicht mit der Folge, dass laut BRH allen Krankenhäusern zusammen genommen jedes Jahr circa drei Milliarden Euro fehlen.

Die Folgen der Unterfinanzierung der Krankenhäuser sind in der Tat dramatisch. So kam es auch zu dem Unding, was Patienten, die Hilfe brauchen, gar nicht verstehen können, dass Krankenhausträger jede Entscheidung ausschließlich nach unternehmerischen Gesichtspunkten treffen (müssen). Dies führt in der Folge zu Situationen, wie ich das unter anderem in meinem Beitrag: „Gestorben wird im Krankenhaus – oder: Wie man möglichst viel an Sterbenden verdient“ gezeigt habe.

Ob eine Maßnahme zur Versorgung eines Patienten aus medizinischen Gründen erforderlich ist, spielt heute anscheinend eine untergeordnete keine Rolle mehr. Das geht so weit, dass die Fallpauschalen, die die Krankenkassen für die Patienten bezahlen, nicht für deren Genesung, sondern für Investitionen des Krankenhauses verwendet werden.

Ich sehe daher überhaupt keinen Grund unserer „Krankenhauswesen“ über den Klee zu loben. Allerdings ist unserer Krankenhauswesen besser „organisiert“ als in Italien, Spanien oder Frankreich, was auch daran liegt, dass wie deutlich mehr Intensivbetten pro Einwohner haben, als die eben genannten Länder.

Anmerkung: Die „Zustände“ in Italien im März dieses Jahres sind auch auf deren katastrophale Zustände in den Kliniken zurückzuführen. Eine ausführlichere Betrachtung und Analyse der relativ hohen Übersterblichkeit in Norditalien hatte ich im Beitrag: „Corona: Die eigenartigen COVID 19 Zahlen aus Italien – Was stimmt hier nicht?“  geliefert.

Zurück zu den Krankenhäusern und dem Spahn-Gesetz. Zugegeben: genau derartige Mängel wie oben gerade beschrieben, haben Jens Spahn zu seinen Reformbemühungen zum Beispiel im Rahmen des „Krankenhaus-Zukunftsgesetzes“ veranlasst.

Anfang September 2020 versprach Spahn den Krankenhäusern drei Milliarden Euro, die sie vor allem für die Digitalisierung im Gesundheitswesen ausgeben sollen. Ob diese aber der große Wurf zur Lösung der Probleme im deutschen Gesundheitswesen ist, ist noch dahingestellt.

Auch der Rechnungshof ist von Spahns „Zukunftsgesetz“ nicht überzeugt

Der Bundesrechnungshof (BRH) kritisiert zu Recht, dass der von Spahn vorgestellte Weg zur Strukturveränderung viel zu langsam sei und Jahrzehnte dauere. Die FDP plädiert ohnehin schon seit längerer Zeit für eine grundsätzliche Reform bei den Krankenhäusern. Ihr Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann drückt es so aus, dass eine teure Querfinanzierung durch den Bund, die die Versäumnisse der Länder ausgleichen soll, auf keinen Fall zum Regelfall werden darf.

Um die Finanzierung der Krankenhäuser ganz neu zu denken, will Ullmann extra einen Think-Tank einrichten. Das Gesundheitsministerium rechtfertigte sein neues Gesetz gegenüber dem BRH lediglich damit, dass man kurzfristig handeln musste und dass eine übergreifende Planung viele Jahre Vorlauf in Anspruch genommen hätte.

Die Roland-Berger-Studie macht immerhin recht interessante Vorschläge zur Effizienzsteigerung, indem sie mehr ambulante und digitale Angebote einfordert. Zu diesem Zweck sollten sich mehrere Häuser in Verbünden organisieren und dabei durch Spezialisierung Synergien schaffen.

Die digitale Überwachung von Gesundheitsparametern sowie Videosprechstunden können technisch heute unmittelbar eingerichtet werden, auch unter Berücksichtigung des in Deutschland sehr eng gefassten Datenschutzes, und würden positive Beiträge für die wirtschaftlichen Bilanzen der Kliniken bereitstellen.

Der Krankenhausverband sieht das ganz ähnlich

Noch im Sommer 2019 bemängelte die Bertelsmann-Stiftung eine zu hohe Krankenhausdichte in Deutschland und forderte sogar die Schließung von mehreren Hundert Kliniken. Auch der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (kkvd) ist für ganz neue Wege bei der Planung und Finanzierung der Krankenhausstrukturen.

In einer Situation der Krisenversorgung müssen die Kosten, die den Klinken dadurch (temporär) entstehen, auskömmlich erstattet werden, damit sie das fehlende Geld eben nicht aus den Fallpauschalen abgreifen müssen.

Fazit

Die schon so lange überfällige Reform des Gesundheitswesens darf auf keinen Fall ein Schnellschuss sein, denn so laufen wir Gefahr, die verfahrene Situation nur zu „verschlimmbessern“.

Corona als Ausrede zu verwenden, ist schon deshalb völlig irrelevant, weil mit Sicherheit gilt: Nach der Pandemie ist vor der Pandemie.

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Beitragsbild: fotolia.com – Billion Photos

René Gräber

René Gräber

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