Professor Paul Workman ist der Leiter des Instituts für Krebsforschung in London und einer der führenden Köpfe in der Krebsforschung. Für ihn geht der „Krieg gegen Krebs“ verloren, denn die Pharmaindustrie entwickelt nur Krebsmedikamente, die für sie profitabel sind.

Auf dem Welt-Onkologie-Forum in der Schweiz referierte der Professor (siehe Bericht der Daily Mail), dass die Krebsforschung an Momentum verloren habe, obwohl es in der Vergangenheit eine Reihe von wissenschaftlichen Fortschritten gegeben habe. Aber wissen, was helfen wird und es dann in die Praxis umsetzen, das sind verschiedene Abläufe. Prof. Workman betonte, dass es eine Menge Fortschritte besonders bei der personalisierten Krebsbehandlung gäbe. Aber die Umsetzung in die Praxis hinkt der Theorie noch weit hinterher. Das, was man heute über die Biologie und Genetik von Krebserkrankungen weiß, steht in keinem Verhältnis zu seiner praktischen Anwendung. Die steht noch auf einem Stand
von vor 20 und mehr Jahren.

Und diese Diskrepanz beruht auf der Einstellung der Pharmaindustrie als primären Produzenten von Krebsmedikamenten. Deren Priorität ist nicht die Umsetzung akademischen Wissens über Krebs und seine Behandlung, sondern die Schaffung von verkaufsfähigen Medikamenten, die keine großen Kosten im Produktionsprozess verursachen. Und dies steht zum Beispiel einer individualisierten Krebsbehandlung diametral entgegen.

Prof. Workman drückt dies so aus, dass die Pharmaindustrie nur an den „niedrig hängenden Früchten“ interessiert sei, also den Krebserkrankungen, die relativ leicht zu behandeln seien. Alles, was auf dem Baum höher hängt und mehr Bemühungen erfordert, ist für die Industrie uninteressant. Die Wissenschaftler haben bislang rund 500 Proteine identifiziert, die mit einer Krebserkrankung zu tun haben, und die durch Medikamente beeinflusst werden könnten. Aber nur 5 Prozent der möglichen Behandlungen sind bislang in der Realität umgesetzt worden. Grund für diese blamable Vorstellung: Finanzen!

Denn klinische Studien sind teuer und riskant, wenn das getestete Medikament nicht das halten sollte, was man von ihm erwartet hatte. Das ist eine signifikante Investitionsbremse seitens der Pharmaindustrie. Von daher fordert der Professor eine staatliche Regulierung und Unterstützung von Forschung und Herstellung von „finanziell riskanten“, aber vielversprechenden Medikamenten. Damit wäre das auch ein Ende der gängigen Praxis der Pharmaindustrie, aus jedem Produkt den letzten Cent herauspressen zu wollen.

Prof. Workman schlägt vor, dass diese Firmen Steuererleichterungen bekommen, wenn sie zielgerichtet Forschung über seltene Krebsformen oder Kinderkrebsarten betreiben. Das sind Beispiele, wo die Pharmaindustrie absolut kein Interesse hat, sich zu engagieren, weil es hier nichts zu verdienen gibt. Er fordert auch ein schnelleres Zulassungsprozedere und einen verbesserten Patentschutz für solche Medikamente.

Aber für ihn steht fest, dass ohne weitreichende Änderungen im bestehenden System, es keine innovativen Medikamente in der Krebsbehandlung geben wird. Für ihn ist die Wissenschaft längst so weit, Krebs erfolgreich behandeln zu können. Der Bremsklotz hier sind Politik und Industrie, die andere Prioritäten als das Wohl der Patienten auf ihren Fahnen stehen haben.

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Beitragsbild: fotolia.com – crevis