Nutella und die Palmölkrise

Glas Nutella

Es scheint etwas Außergewöhnliches passiert zu sein. Laut dem „Stern“ will die Supermarktkette Coop demnächst den Brotaufstrich „Nutella“ aus ihren Regalen verbannen. Warum das? Wie es aussieht, reagiert Coop auf eine Studie, die gezeigt haben will, dass Palmöl krebserregend wirkt.

Bei dieser Studie handelt es sich um eine Veröffentlichung der EFSA, der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit: Risks for human health related to the presence of 3- and 2-monochloropropanediol (MCPD), and their fatty acid esters, and glycidyl fatty acid esters in food. Auf der Nachrichtenseite der Behörde (Prozesskontaminanten in Pflanzenölen und Lebensmitteln)  gibt es eine ausführliche Diskussion dieser Studie und die Begründung, welche Risiken Palmöl für die Gesundheit der Verbraucher haben kann.

Wie es aussieht, scheint das Problem nicht beim Palmöl selbst zu liegen, sondern in der Tatsache, dass es einen Verarbeitungsprozess durchläuft. Dieser Prozess ist verbunden mit der Entstehung von „Prozesskontaminationen“ wie es die EFSA formuliert. Bei der Verarbeitung von Palmöl entstehen eine Reihe von Nebenprodukten, von denen die Clycidyl-Fettsäureester eine kritische Rolle spielen. Denn sie gelten als genotoxisch und karzinogen. Voraussetzung für die Entstehung dieser Kontaminanten ist eine Verarbeitung unter Temperaturen von um die 200 °C.

Zwei weitere Nebenprodukte, 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD) und 2-Monochlorpropandiol (2-MCPD), sind Kontaminanten, für die es bislang keine ausreichende Information zur toxikologischen Wirksamkeit gibt. Bei Tierversuchen hatte man eine organschädigende Wirkung beobachten können. Prinzipiell bewertet die EFSA diese Substanzen als potentiell gesundheitsschädlich.

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Aber nicht nur Nutella, sondern auch andere Produkte der Lebensmittelindustrie enthalten reichlich verarbeitetes Palmöl. Margarine, Backwaren, Kuchen und so weiter werden in dem Beitrag der EFSA als weitere Quellen für kanzerogene Kontaminanten genannt.

Diese Arbeit aus dem Jahr 2015 (Biological and Nutritional Properties of Palm Oil and Palmitic Acid: Effects on Health) gibt einen umfassenden Überblick über die gesundheitlich bedenklichen  Wirkungen von industriell verarbeitetem Palmöl in Bezug auf Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen. Auch wenn in diesem Beitrag die Korrelationen nicht eindeutig ausfallen, gibt es keine Hinweise, dass verarbeitetes Palmöl gesundheitlich auf der sicheren Seite steht. Allerdings beschränkt sich diese Übersichtsarbeit auf die Effekte der Palmitinsäure und lässt andere bei der Verarbeitung entstehende Substanzen außer Acht.

Aber nicht nur gesundheitliche Bedenken gilt es gegen verarbeitetes Palmöl einzuwenden. Wenn man bedenkt, welche ökologischen Schäden durch den Anbau der Palmölplantagen provoziert werden, bei denen natürlich gewachsene Waldbestände haben weichen müssen, um Palmölplantagen an deren Stelle zu setzen, dann verdoppelt sich der Schaden. Was das für die Ökologie bedeutet, das hatte ich in diesem Beitrag deutlich gemacht: Die bittere Seite von Kitkat & Co – Palmöl für Schokoriegel vernichtet Regenwälder.

Die Kurzformel für dieses Vorgehen lautet also: Wir zerstören unsere Umwelt, damit wir Produkte erzeugen können, mit denen wir unsere Gesundheit zerstören.

Laut „Stern“ will der Nutella-Produzent, Ferrero, aber weiterhin an der Verwendung von Palmöl festhalten. Der Grund dafür ist so alt und so langweilig, dass man es fast nicht mehr hören kann: „Wenn wir Nutella ohne Palmöl herstellen würden, würden wir einen minderwertigen Ersatz für das echte Produkt nutzen“, sagt der Einkaufsleiter von Ferrero. Logisch! Die Qualität ist hier das angebliche Argument. Dazu aber etwas später etwas mehr.

Das wirkliche Argument für die Weigerung, hier eine Änderung durchzuführen, liegt hier begraben: Palmöl ist das günstigste aller Öle, mit 800 Dollar pro Tonne. Andere Öle, wie Sonnenblumenöl oder Rapsöl kosten 845 bzw. 920 Dollar pro Tonne. Also auch hier wieder die Heuchelei des Herstellers mit der Qualität, wo es in der wirtschaftlichen Realität um die Vermeidung von „unnötigen“ Kosten geht. Wenn da die Gesundheit der Kunden auf der Strecke bleibt, was soll’s? Wofür haben wir das beste aller Gesundheitssysteme?

Nutella – die Cola fürs Brötchen

Ungeachtet der bei der Verarbeitung entstehenden gesundheitsschädlichen Substanzen ist der Brotaufstrich auch ohne die Kontaminanten alles andere als eine gesunde Angelegenheit. Denn auch hier, wie in den meisten industriell gefertigten Nahrungsmitteln, gibt es einen gesundheitsgefährdenden Stoff in beträchtlichen Ausmaßen – und das ist der Zucker.

Laut Angaben dieser Webseite: 5 Reasons Nutella Should Be Banned From Your Breakfast Table enthalten zwei Esslöffel (37 g) Nutella 11 g Fett, davon 3,5 g gesättigte Fette, und 21 g Zucker (die gleichen Angaben macht auch die englische Version von Wikipedia). Das entspricht ungefähr fünf Teelöffel voll Zucker. Die Webseite gibt neben dem Zucker noch vier weitere Gründe, warum es nicht ratsam ist, sich mit Nutella zu ernähren. Einer davon ist das eben diskutierte Problem mit dem raffinierten Palmöl. Und sie gibt eine Reihe von Ratschlägen, welche Alternativen es zu diesem „Schokoladenriegel als Brotaufstrich“ gibt.

Bei einem Verhältnis von 37 g Brotaufstrich und 21 g Zucker lässt sich unschwer errechnen, dass diese braune Pampe zu 57 % aus Zucker besteht. Man könnte auch sagen, dass es sich hier um braunen Zucker handelt, der nach Haselnüssen schmeckt.

Wie wenig „süß“ Zucker für den Organismus ist und welche Auswirkungen er auf ihn hat, das habe ich hier geschrieben: Zucker – der süße Kassenschlager. Im Beitrag selbst gibt es weitere Links, die auf andere Beiträge von mir hinweisen, die den Zucker unter verschiedenen Aspekten der gesundheitlichen Schädigung diskutieren

Wenn man dann morgens Nutella aufs Brot hat und dazu ein großes Glas Cola, süßer kann der Tag nicht beginnen, oder?

Im Jahr 2012 gab es dann noch in den USA eine Auseinandersetzung vor Gericht, nach der Ferrero 3 Millionen Dollar Strafe zu zahlen hatte. Grund hierfür war, dass Ferrero Nutella als eine gesunde Ernährungsform angepriesen hatte, was aufgrund des hohen Gehalts an Zucker alles anderem als der Realität entsprach. Daraufhin musste die Firma neben der Strafzahlung die Angaben auf dem Etikett und Werbeaussagen auf der Firmen-Webseite und in den Fernseh-Spots ändern (Nutella Lawsuit: Ferrero Settles Class-Action Suit Over Health Claims For $3 Million).

Fazit

Ich halte es für bemerkenswert, wenn eine italienische Supermarktkette die Produkte eines italienischen Lebensmittelherstellers aus ihren Regalen verbannen will, weil deren Produkte aus gesundheitlicher Sicht bedenklich sind. Die Frage jetzt ist, ob Coop alle Produkte, die verarbeitetes Palmöl enthalten, ebenfalls aus ihren Läden verbannt? Ich fürchte fast, dass Coop dann eine Menge an Regalen leer stehen hat. Oder handelt es sich hier nur um eine italienische Auseinandersetzung mit anderen Hintergründen?

Fazit vom Fazit: Wie dem auch sei, es ändert sich für mich nichts daran, dass Nutella das streichfähige Gegenstück zu einer Cola ist. Und von beiden haben wir aus gesundheitlicher Sicht nichts zu erwarten.


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René Gräber

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