Die Stadt Kiel hat ein einzigartiges Projekt in Angriff genommen: Einen Raum für Trinker. Der Kieler Trinkraum ist ein einfacher Raum mit Linoleumboden, einfachen Tischen, Plastikstühlen und einer Theke. Es wird kein Alkohol ausgeschenkt, denn der wird von den Alkoholikern selbst mitgebracht. Dabei gilt die Regel, dass nur Bier oder Wein mitgebracht werden dürfen. Hochprozentige Alkoholika, Drogen, Waffen, Gewalt etc. gelten als Tabu.

Der Trinkerraum wird von ca. 40 oder 50 Alkoholikern in Anspruch genommen. Der Raum findet bei diesen Leuten großen Zuspruch, denn er ist ein Sammelbecken abseits der Straße, das für ein Quäntchen Anonymität sorgt. Trinker haben Probleme, öffentlich ihrer Sucht nachzugehen. Sie werden oft verjagt und ihre Treffpunkte aufgelöst. Im Trinkerraum gibt es dieses Problem nicht mehr.

Der Geschäftsführer Reinhard Böttger erklärt das Prinzip des Trinkerraums, nachdem die Idee nicht nur auf Begeisterung gestoßen ist. Im Haus gibt es zusätzlich eine organisierte Sozialarbeit, eine Schuldnerberatung, Suppenküche und Straßenzeitung. Es steht den Benutzern des Trinkerraums frei, sich an diese Einrichtungen zu wenden. Böttger will seinen Trinkern keine Hilfe „überstülpen“. Sie wollen aber präsent sein, wenn diese mit Problemen auf sie zukommen.

Christoph Schneider ist der Abteilungsleiter für „Wohnungs- und Unterkunftssicherung“ in der Kieler Stadtverwaltung und gilt als der Erfinder des Trinkraums. Bislang ist diese „Institution“ einzigartig in Deutschland.

Dortmund hat beschlossen, einen solchen Raum zu eröffnen, und Hamburg und Freiburg haben „Kundschafter“ entsandt, die diese Einrichtung begutachten. Laut Manfred Wagner, dem Leiter des Kieler Wohnungsamtes, gibt es nicht nur Freunde dieser Idee. Ordnungspolitiker und Sozialpolitiker sehen den Trinkraum eher distanziert bis ablehnend. Während Ordnungspolitiker dieses „betreute Saufen“ nicht dulden wollen, wollen die Sozialpolitiker den Alkoholikern unbedingt helfen, gleichgültig, ob diese danach fragen oder auch nicht.

Die wichtigste Funktion des Trinkerraums ist, dass die Alkoholiker von der Straße geholt worden sind. Damit ist ein Element der öffentlichen Ordnung positiv beeinflusst worden. Es gibt keine alkoholisierte „Wegelagerer“ mehr, die die öffentliche Ruhe stören und Passanten um Almosen anbetteln. Probleme mit der Nachbarschaft gibt es nicht. Die Leute aus dem Trinkraum verhalten sich bedeckt, weil sie nicht wieder auf der Straße landen wollen.

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