Antikörpertherapien werden in den vergangenen Jahren gezielt bei Tumorbehandlungen, Blutkrebs aber auch bei Auto-Immunkrankheiten wie Multiple Sklerose und Rheuma eingesetzt. Doch selbst bei erfolgreichem Ausgang der Therapie können Nebenwirkungen eintreten wie die Schwächung der Herzmuskulatur, hoher Blutdruck, Darmblutungen, Schüttelfrost oder Fieber.

Wie sich ein klinisch nicht hinreichend getesteter Wirkstoff auswirken kann, zeigten im Frühjahr 2006 die Vorfälle der Phase 1, in deren Verlauf sechs Männer in einer britischen Klinik die lebensbedrohlichen Nebenwirkungen eines Antikörpers am eigenen Leib zu spüren bekamen.

Es handelt sich um den bis heute umstrittenen monoklonalen Antikörper mit der Bezeichnung TGN 1412, der von der damaligen deutschen Firma Tegenero entwickelt und von dem Hersteller Boehringer Ingelheim produziert wurde. Die vorangegangenen Tierversuche hatten keine Auffälligkeiten gezeigt. Deswegen entschloss man sich im Zuge der Phase 1, die Wirkung von TGN 1412 am Menschen zu erproben.

Der Ausgang der im Londoner Northwick Park Hospital durchgeführten Testreihe glich einer Katastrophe. Bereits nach wenigen Minuten schwollen den Probanden Hälse und Köpfe an, Nieren und Leber versagten, so dass sie auf die Intensivstation verlegt werden mussten. Ein Patient litt unter Gedächtnisverlust, einem Mann mussten die schwarz angelaufenen Finger und Zehen amputiert werden.

Mindestens zwei der ehemaligen Versuchspersonen leiden heute an Folgeschäden wie Lymphdrüsenkrebs, Konzentrationsstörungen und Autoimmunleiden.

Dabei hätten im Zuge einer Sofortmaßnahme die Probanden damals mit hochdosiertem Cortison behandelt werden können, diese mögliche rettende Maßnahme scheiterte an der Unerfahrenheit des Ärzteteams, welches das Präparat TGN 1412 injiziert hatte und die dramatischen Folgen zu diesem Zeitpunkt nicht einschätzen konnte. Die Protokolle ergaben, dass von Entwicklern, Herstellern und Versuchleitern keine Fehler begangen wurden – eine umso beunruhigendere Tatsache angesichts zukünftiger Versuchsphasen für Antikörper.

Der Anwalt von vier der sechs Opfer, Gene Matthews, handelte zwar Entschädigungssummen für seine Mandanten aus, dies ändert jedoch nichts daran, dass die Probanden bis an ihr Lebensende krank sein werden.

Da Antikörper grundsätzlich Fremdsubstanzen sind, auf die der Organismus mit Unverträglichkeitsreaktionen reagiert, ist eine Antikörpertherapie immer mit Nebenwirkungen verbunden – das Beispiel aus London zeigt nur die Spitze des Eisberges.

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Beitragsbild: pixabay.com – switsciencewriting