Durchbrüche in der Krebsmedizin – Näher betrachtet

Schulmedizin rettet Leben, keine Frage. Dafür darf sie sich gern mal feiern – und das tun sie auch gern und oft. Nur wenn ich den Eindruck habe, dass wir für dumm verkauft werden, schaue ich doch mal genauer hin.

Es ist nun fast drei Jahre her, dass die ASCO (American Society for Clinical Oncology) 12 der wichtigsten Fortschritte in der Behandlung und Prävention von Krebserkrankungen vorstellte. Diese Erfolge wurden dann auch von der Presse als imposante Beispiele ärztlicher Kunst aufgenommen.

Aber dann kam auch schon sofort der Rückzieher: Bei etwa 1,4 Millionen Amerikanern wurde im Jahr 2008 eine Krebserkrankung diagnostiziert. Im gleichen Jahr sind eine halbe Millionen Menschen an Krebs verstorben. Ich bin jedoch überzeugt, dass diese Katastrophen-Statistik nur deshalb veröffentlicht wurde, um die Dringlichkeit des medizinischen Fortschritts zu unterstreichen und nicht etwa, um zu dokumentieren, dass man weit davon entfernt ist, auch nur ansatzweise den Krebserkrankungen beizukommen.

Aber wenn man diese beiden Veröffentlichungen nebeneinander sieht, erscheint es doch eigenartig, dass man bei 500.000 Krebstoten in einem Jahr noch stolz ist auf Fortschritte, die diese Unzahl an Toten zuließ. Oder sollte es vielleicht bei dieser fortschrittlichen Angelegenheit vielleicht gar nicht um die Patienten gehen? Dienen die hier nur dazu, Argumente zu erfinden und Belege zu fabrizieren?

Schauen wir mal die 12 „Fortschritte“ der Krebsmedizin genauer an.

Es waren 21 Krebsexperten, die die Auswahl trafen. Und es wurden nur Studien berücksichtigt, „die signifikant (Lieblingswort der Schulmedizin) die Art und Weise änderten, wie Krebserkrankungen verstanden werden (die Erkrankungen sprechen einen Krebsdialekt, den niemand versteht) oder die einen wichtigen Einfluss auf die Patientenfürsorge hatten.“

Und hier sind die krebssprache-verstehenden, patientenfürsorglichen Errungenschaften der Schulmedizin:

Erbitux für Lungenkrebs: Ein Chemotherapeutikum, dass alleine oder in Kombination mit anderen Chemotherapeutika gegeben wird. Man zitiert eine (1!) Studie, die zeigen konnte, dass eine Kombinationstherapie mit Standardchemotherapeutika die Überlebensrate bis zu (!) 21 Prozent erhöhen konnte, aber nur bei Patienten, deren Tumore ein Molekül aufwiesen, das epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor oder EGFR heißt.

Prima! Eine Studie hat was zeigen können, bei einem superselektiven Patientenklientel und das nur bis zu, nicht um 21 Prozent. Geht man der Substanz einmal auf den Grund, dann wird man merken, dass Erbitux keine Substanz ist, sondern ein Handelsname. Der generische Name lautet Cetuximab und wird von Bristol-Myers und Merck vertrieben. Die Substanz scheint so hilfreich zu sein, dass in den Informationen für Fachpersonal auf Drugs.com folgender Warnhinweis gleich zu Beginn zu lesen ist (aus dem Englischen übersetzt):

Schwerwiegende und teilweise tödliche Reaktionen sind bei Patienten unter einer Erbitux-Therapie vorgekommen. Viele der Reaktionen erfolgten gleich nach der ersten Verabreichung. Falls Sie Symptome entwickeln, wie plötzliche Beschwerden beim Atmen oder Atemnot, Heiserkeit, Lungenpfeifen, Ausschläge, Juckreiz, Fieber, schwerer Schwindel, Ohnmacht, Schwellungen von Mund, Gesicht, Lippen oder Zunge, Brustschmerzen oder Beklemmungen, Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen, dann ist sofort ärztliche Hilfe aufzusuchen.

Das Risiko eines Herzinfarkts oder eines plötzlichen Herztods sind erhöht bei Patienten, die Erbitux erhalten in Verbindung mit einer Strahlenbehandlung zur Behandlung von bestimmten Krebsarten von Kopf und Nacken bzw. Hals. Es ist wichtig, den behandelnden Arzt zu informieren über Probleme in den Blutgefäßen, Herzinsuffizienz oder unregelmäßigen Herzrhythmus. Labortests, inklusive Elektrolyte des Bluts, sollten durchgeführt werden während einer Behandlung mit Erbitux und eine geraume Zeit nach abgeschlossener Behandlung.“

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Könnte es sein, dass der Warnhinweis mindestens genau so beeindruckend ist, wie das positive „bis-zu“ Ergebnis einer einzigen Studie bei einem kleinen Teil der Probanden? Während der Warnhinweis keiner statistischen Verrenkungen bedurfte, um glaubhaft zu wirken, müssen die Krebsexperten in ihrer Hitliste der besten Erfolge eine Menge Artistik an den Tag legen. Und nicht vergessen: Der Handelsname muss her, denn es geht mal wiederum ums Geschäft. Da sind generische Namen eher lästig.

Gemzar für Pankreaskrebs (generisch: Gemcitabine): Es gibt zwar keinen expliziten Warnhinweis eingangs der Patienteninformation, aber die Liste der Nebenwirkungen und Dos-and-Donts ist ellenlang. Auch hier wird wieder eine (1!) „große“ Studie bemüht, die Effekte hat zeigen können.

Treanda für chronische lymphozytische Leukämie (generisch: Bendamustine): Treanda gibt es in den USA erst seit März 2008, in Europa dagegen schon seit 30 Jahren. Es war mal wieder eine einzige Studie, die den Amerikanern zeigen konnte, dass die Europäer Recht hatten, denn die Substanz eliminierte den Krebs bei 30 Prozent der Patienten. Nebenwirkungen: Die Liste ist deutlich länger als die der Wirkungen.

Avastin für metastatischen Brustkrebs (Bevacizumab): Der Warnhinweis in der Drugs.com Patienteninformation gleich zu Anfang der Beschreibung ist fast beispiellos. Wenn man diesem Hinweis Glauben schenkt, dann ist die Substanz eher geeignet, tödlichen Schaden anzurichten als Überlebensraten zu verdoppeln. Ich selbst habe Avastin schon mal unter die Lupe genommen: „Bekanntes Krebsmedikament – mehr Schaden als Nutzen?

An dieser Stelle nenn ich nur einfach die weiteren Preisträger, ohne auf sie im Einzelnen näher einzugehen, denn das Muster der Lobhudelei ist immer das Gleiche: Es gab eine Studie, die den Herren in Weiß gefallen hatte, weil die Ergebnisse den Leuten ganz gut in den Kram passte. Die Nebenwirkungen und Warnhinweise in Drugs.com sprechen eine andere, dafür aber deutliche Sprache, dass es mit den Fortschritten nicht sonderlich viel auf sich hat:

  • Langzeit-Hormontherapie bei Brustkrebs
  • Zometa bei Brustkrebs
  • PEGyliertes Interferon für Melanome
  • Zielgerichtetes Erbitux für Darmkrebs (eine besonders zynische Beschreibung des Präparats. Sein Vorteil besteht darin, dass die Patienten, die mit KRAS-Mutationen für eine Behandlung mit dem Präparat nicht in Frage kommen, nicht unnötigerweise an den Nebenwirkungen leiden! Das Präparat ist also ein voller Erfolg, weil man es nicht einsetzen kann.)
  • Die Erkenntnis, dass die Anti-Baby-Pille das Risiko von Eierstockkrebs senkt.
  • HPV Impfseren senken möglicherweise Krebsformen im Mundbereich.
  • Zu wenig Onkologen in der Zukunft (Man ist sich des Schwachsinns der gefeierten Erfolge doch bewusst, konstatiert man immerhin, dass die Krebsrate sich in 10 Jahren um 55 Prozent erhöhen wird. Da die Nachrückgeneration von neuen Onkologen zu dürftig ausfällt, entsteht ein Onkologenmangel. Unglaubliche Fortschritte im Verbund mit unglaublichen Erkrankungsraten. Das nennt man auf schulmedizinisch: „Erfolg“.)
  • Fürsorge für Kinderkrebsüberlebende: Auch hier tobt der Zynismus der Schulmedizin. Man feiert die gestiegene Überlebensrate krebskranker Kinder, nur um dann festzustellen, dass diese Kinder in ein paar Jahrzehnten ein 10-fach höheres Risiko haben, an Herzerkrankungen zu sterben. So konstatiert man die Nebenwirkungen der Krebstherapie, die offensichtlich so gewaltig zu sein scheinen, dass sie noch Jahrzehnte später Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen haben.

Dies also sind die 12 wichtigsten Errungenschaften in der Behandlung und Prävention von Krebserkrankungen aus dem Jahr 2008… einen Moment mal… Prävention? Die Verabreichung von Anti-Baby-Pillen als Prävention anzusehen, halte ich für einen weiteren sehr fragwürdigen Beleg. Das gleiche gilt für die Gebärmutterhalskrebsimpfung. Diese Empfehlung richt verdächtig nach Werbung für eine Durchimpfung der gesamten Bevölkerung gemäß „tödliches H1N1 Virus“ mit epidemischen Ausmaßen, die nie stattgefunden haben.

Beide Formen der hier gefeierten „Prävention“ sind ein Schuss ins Blaue, denn keiner scheint zu wissen, auf welcher Basis die präventive Wirksamkeit beruht. Wenn man allerdings immer nur mit einer Studie argumentiert, dann ist es so gut wie unmöglich, die Mechanismen, die eine effektive Prävention ausmachen, zu erkennen.

Aber Prävention scheint hier wieder einmal dann in den Vordergrund gestellt zu werden, wenn damit eine Produktabnahme, also ein Verkauf von Medikamenten verbunden ist. Na, dann können die Pharmahersteller doch froh sein, dass sie Medikamente verkaufen dürfen, die die Patienten langfristig krank machen, und die dann damit der Pharmaindustrie auch langfristig als (leidende) Kunden erhalten bleiben.

Wenn das nicht zynisch ist, dann muss eine neue Definition von Zynismus her!


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Beitragsbild: fotolia.com – crevis

René Gräber

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