Bei einer Kniegelenkspiegelung, Arthroskopie oder Endoskopie des Knies wird durch einen kleinen Schnitt eine Kamera ins Kniegelenk eingeführt. Bei dem Eingriff wird das Kniegelenk gespült und oft auch noch der Knorpel geglättet. Rund eine halbe Millionen Mal pro Jahr wird dieser operative Eingriff in Deutschland durchgeführt.

Umgerechnet auf die Bevölkerung ist das doppelt so häufig wie zum Beispiel in Schweden. Zudem nimmt die Zahl der Operationen stetig zu (Kim et al., 2011, in The Journal of Bone and Joint Surgery). Doch am Nutzen der Operation bestehen inzwischen Zweifel. Meistens helfen Reha-Gymnastik oder eine Akupunktur des Knies ebenso gut. Medikamente helfen zwar auch, beseitigen meiner Erfahrung nach nicht die Ursache.

Bei traumatischen Knieverletzungen (in Folge von Verletzungen) kann die Knie-Endoskopie ein effektives Mittel zur Linderung von Beschwerden sein (Ibrahim et al., 2008, in Arthroscopy). Patienten mit chronischen Knieverletzungen können mit dem Eingriff mehr Lebensqualität, Gesundheit und eine Verbesserung der Gelenkfunktion erreichen (Bryant, 2008, in The Journal of Bone and Joint Surgery).

Aber auch hier rate ich zur Vorsicht. Es kommt nicht nur darauf an, was auf einem MRT oder CT zu sehen ist. Wesentlich für mich sind dabei die Beschwerden und Schmerzen die der Patient beschreibt. Und ich stelle fest, dass Patienten oftmals gar nicht richtig befragt werden wann genau die Beschwerden auftreten, wobei die Einschränkung auftritt, was der Patient nicht machen kann.

Während eine Kniegelenkspiegelung bei Knochenverletzungen (vor allem bei sogenannten freien Gelenkkörpern und einer Blockierung des Kniegelenks) oder Verletzungen des Bänderapparats durchaus sinnvoll sein kann, halten einige Mediziner den Gewinn einer Operation bei Kniearthrosen dagegen für kein bißchen größer als den von Gymnastik und Medikamenten.

Und das sehe ich genauso, denn: als erstes dazu sollte man wissen, dass der Knorpel und die Menisken im Knie dar keine Schmerzrezeptoren haben. Schmerzrezeptoren bdefinden sich vor allem im Knochen, in den Muskeln und in den Faszien, sowie auch in der Gelenkkapsel. Selbst wenn auch einem Bild eine Arthrose zu sehen ist, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass diese für die Schmerzen verantwortlich ist.

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Aus der Praxis kann ich sagen: 90% aller Patienten mit einer Arthrose und Schmerzen im Knie sind nach einer “Muskel-Faszien-Behandlung” und Trainingstherapie wieder schmerzfrei. Geeignete Therapien sind zum Beispiel: Osteopathie, Liebscher-Bracht-Therapie, Manuelle Therapie und allgemein Bewegungstherapien, die aber unbedingt ein Beweglichkeitstraining beinhalten sollten, welches heutzutage extrem vernachlässigt wird – vor allem weil es dazu zu viele widersprüchliche Studien und Untersuchungen gibt. (Dies ist ein Thema, auf das ich in weiteren Beiträgen noch ausführlicher eingehen werde).

Schauen wir uns mal weitere Studien zu diesem Thema an:

Auch die “operative Reinigung des Gelenks”, die sogenannte “Gelenktoilette” gilt als überflüssig. Eine Untersuchung der Universtitätsklinik Oslo an 168 Patienten kam zu dem Ergebnis, dass eine Kniegelenkspiegelung bei mittleren bis schweren Kniearthrosen keine zusätzliche Verbesserung der Schmerzen, Gelenkfunktion oder Lebensqualität der Patienten im Vergleich zum Einsatz von Physiotherapie und Medikamenten allein erreicht (Risberg, 2009, in The Australian Journal of Physiotherapy).

Zu demselben, ernüchternden Ergebnis kam bereits eine Studie der Fowler Kennedy Klinik für Sportmedizin in Kanada, an der 92 Patienten mit Kniearthrose teilnahmen (Kirkley et al., 2008, in The New England Journal of Medicine).

Die kanadischen Mediziner sprachen der Kniegelenkspiegelung “no additional benefit”, keinen zusätzlichen Nutzen bei Einsatz von Physiotherapie und Arzneimitteln zu. In 2009 titeln daher die Mediziner Anne Mounsey von der University of North Carolina und Bernard Ewigman, University of Chicago, klar und deutlich im Journal of Family Practice: “Arthroscopic surgery for knee osteoarthritis? Just say no.”

Zu deutsch: Kniegelenkspiegelung bei Kniearthrose? Sagen Sie einfach nein. Dieser Aussage kann ich mich nur deutlich anschließen. Vor allem weil ich weiß, dass bessere Alternativen zur Verfügung stehen.

Denn bei einem übereiltem Entschluss für die Spiegelung oder eine weiterführende Operation am Knie könnten Sie das Nachsehen haben. Warum? Ganz einfach: Wie es aussieht wird in Deutschland generell zu viel operiert, und das nicht nur am Knie.

Die Süddeutsche Zeitung bzw. deren Online-Ausgabe berichtete bereits im Dezember 2010 über diesen Missstand: Gewinnstreben per Skalpell (sueddeutsche.de/gesundheit/unnoetige-operationen-gewinnstreben-per-skalpell-1.1545036).

Focus-Online brachte sogar 2 Beiträge zu diesem Thema: Krankenhäuser operieren immer häufiger – Kassen protestieren (m.focus.de/gesundheit/arzt-klinik/fuer-chefarzt-boni-unters-skalpell-krankenhaeuser-operieren-immer-haeufiger-kassen-protestieren_aid_876676.html) und Geldgier sorgt für viele unnötige Operationen (m.focus.de/gesundheit/arzt-klinik/chirurgen-alarmiert-geldgier-sorgt-fuer-viele-unnoetige-operationen_aid_875386.html). Hier wird analysiert, in welchem Ausmaß und warum so viele unnötige Operationen durchgeführt werden. Zum einen haben viele Krankenhäuser einen beträchtlichen Konkurrenzdruck zu ertragen, der mehr als ein Viertel aller bundesdeutschen Krankenhäuser in eine „wirtschaftlich prekäre Lage“ geführt hat. Und durch “Corona 2020” hat sich die wirtschaftliche Situation zahlreicher Krankenhäuser eher noch weiter verschlechtert.

Chefärzte werden per Anstellungsvertrag zu Katalysatoren dieser überflüssigen medizinischen Leistungen transformiert.

Denn: die erhalten bei einem reduzierten Grundgehalt einen Bonus, falls eine bestimmte Anzahl an Operationen durchgeführt worden ist. Damit hat der Chef den finanziellen Anreiz, viel zu operieren, nicht zuletzt auch deshalb, um sein reduziertes Grundgehalt zu verbessern.

Von daher ist anzunehmen, dass die Wahrscheinlichkeit heute besonders hoch ist, dass ein Patient mit Knieproblemen gnadenlos in den OP-Saal bugsiert wird, bevor er auch nur das Wort „Knieschmerzen“ richtig hat aussprechen können. An andere, für die Klinik aus finanzieller Sicht uninteressante Varianten der Behandlung wird dabei erst gar nicht gedacht. Damit ist auch klar, dass der Patient wieder einmal zwei Rechnungen zu begleichen hat: Die Krankenhausrechnung und die Einbuße seiner Gesundheit, wenn die OP nicht greift. Und dass diese nicht immer von Erfolg gekrönt ist, hatte ich ja bereits weiter oben ausgeführt.

Patienten mit Kniearthrose kann ich daher nur raten vor einer eventuellen Operation zu versuchen, die Beschwerden im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung sowie mit Bewegung und alternativen Verfahren (z.B. Akupunktur) und auch Medikamenten (da gibt es auch Möglichkeiten aus der Alternativen Medizin) zu lindern und die Entscheidung für oder gegen eine Kniegelenkspiegelung wohlüberlegt zu treffen.

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Weitere Beiträge von mir zum Thema:

Der Beitrag wurde im August 2011 erstmals erstellt und letztmalig am 29.8.2020 ergänzt.