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Der Chefkritiker vom Dienst: Warum man Ernst nicht ernst nehmen kann

Stellen Sie sich vor, sie sind ein Homöopathiekritiker. Dann sagen Sie:

Homöopathie ist wenn alles so weit verdünnt wird, dass man nichts mehr nachweisen kann.

Inhaltsverzeichnis

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  • Wenn der Bock zum Gärtner wird
  • Es war einmal … so fangen Märchen an.
  • Die Unwissenschaft eines alter-naiven Schulmediziners
  • Homöopathie muss unwirksam sein!
  • Verbogener kann Wissenschaft kaum noch gehandhabt werden
  • Fazit
      • Rene Gräber:

Wenn man dieses verdünnte „Nichts“ bei Kranken und Erkrankungen zum Einsatz bringt, und sich dann aber doch ein therapeutischer Effekt einstellt, dann ist das entweder ein Wunder, ein Zufall oder ein Placeboeffekt. Ganz klar, kann passieren. Wenn aber in der Praxis der Homöopathie die therapeutischen Effekte sich einfach mal weigern, aufzuhören, wenn sich ein Wunder nach dem anderen einstellt, wenn die Effekte deutlicher ausgeprägt sind als die zu erwartenden Placeboeffekte, also ganz offensichtlich ein Wirkung festzustellen ist – nun, dann … ja dann ist es an der Zeit, wegzusehen, den Kopf in den wissenschaftlichen Sand zu stecken und den Ignoranten zu markieren.

Sie meinen, so etwas kann es gar nicht geben? Und schon gar nicht in leitender Position in der alternativen Medizin?

Wenn der Bock zum Gärtner wird

Ein Kritiker der alternativen und komplementären Medizin, vor allem der Homöopathie, ist ein gewisser deutscher Professor Ernst, der den bislang einzigen Lehrstuhl für „Alternative Medizin“ weltweit inne hat und an der Universität von Exeter in Großbritannien lehrt. Dabei ist es schon merkwürdig, warum man hier den Bock zum Gärtner gemacht zu haben scheint: Der Mann lässt kaum eine Gelegenheit aus, um alles, was nicht Schulmedizin ist, zu „kritisieren“.

Ein Artikel der Times“ vom März 2010 (der inzwischen leider hinter einer sogenannten „Bezahlschranke“ steht) bringt einige Verdikte des deutschen Professors über die verschiedenen Disziplinen der alternativen Medizin. Demnach zeigt die Homöopathie keinerlei „Evidenz“, dass sie wirklich wirksam sei, sondern bestenfalls mit Placebo mithalten könne. Weiter gehts mit der Akupunktur, die zeige nur Wirksamkeit bei einigen selektierten Erkrankungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schmerzzuständen bei Osteoarthritis (Entzündung zuerst des Knochens und dann des Gelenks) – und mehr nicht.

Dem Johanniskraut wird von ihm eine gute Wirksamkeit bei leichter bis mittelschwerer Depression zugestanden. Das ist aber nicht sonderlich überraschend, denn für diesen Tatbestand gibt es erdrückende Beweise per Studien. Diese in Frage zu stellen, hieße, dass man gleich die Gravitation in Frage stellen kann, so eindeutig ist die Wirksamkeit des Johanniskrauts. Die Chiropraktiker und ihre Therapie werden ebenfalls mit dem Siegel der Scharlatanerie bedacht. Ihre Methoden sind für den Professor sogar potentiell schädlich. Die Iridologie hat für ihn nur bewiesen, dass die Untersuchung der Iris des Auges für eine Diagnosestellung Humbug ist (Quelle laut Times ist das Centre for Complementary Medicine, Exeter).

Es war einmal … so fangen Märchen an.

Mit wem haben wir es denn da eigentlich genau zu tun, diesem Professor Ernst? Angaben über den wissenschaftlichen Werdegang des „ernsten“ Professors sind alles andere als klar. Wo selbiger wissenschaftliches, evidenzbasiertes Vorgehen in der Forschung fordert, ist er selber nicht bereit, evidenzbasierte Aussagen über seine Ausbildung und Erfahrung zu machen. Dies wurde deutlich in einem Interview, dass er den „Homöopathische Nachrichten“ des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) im April 2010 gab. In diesem Interview vertritt er die Meinung, dass ein Forscher in der Komplementärmedizin ein gewisses Maß an Kenntnissen mitbringen sollte.

Dass er aber in Sachen Homöopathie keinen Abschluss hat, erklärt er damit, dass er die Voraussetzungen habe, aber die nicht nach dem „Titel“ gefragt habe. Er gibt dann auch zu, dass er keinerlei Kurse in Homöopathie besucht habe. In der nächsten Antwort kommt dann der überraschende Schwenk (oder ist es ein Schwank?), dass er Homöopathie, Phytotherapie, Massage, manuelle Medizin, Akupunktur und autogenes Training gelernt habe.

Da ist es schon interessant zu erfahren: Wie kann man etwas lernen, ohne einen Kurs zu besuchen? Nun gut, es gibt sehr gute homöopathische Literatur. Genau genommen könnte man sich auch alles anlesen.

Dann bliebe aber immer noch die Praxis. Aber da wird es dann noch „märchenhafter“: Auf die Frage nach eigenen Erfahrungen mit Homöopathie und anderen Verfahren kam von ihm die Antwort, dass er in einem Münchner Krankenhaus für Naturheilwesen gearbeitet habe. Aber Professor Ernst kann sich nicht mehr erinnern, wie lange er dort gewirkt hatte.

Das ist schon wirklich putzig. Deutschland ist ein Land, in dem es kaum etwas gibt, was nicht einer gewissen staatlichen Kontrolle unterliegt. Unser Professor will uns hier in diesem Interview weis machen, dass er ohne Kurs, Zertifikat oder Prüfung in Sachen Homöopathie, eben diese Homöopathie praktiziert hat? Das nenn ich dann doch mal „evidenzblasierte Medizin“!

Hier wird mehr als evident, dass man Herrn Ernst nicht wirklich ernst nehmen kann. Aber wie gesagt: Man kann auch durch lesen zu einem Experten auf einem Gebiet werden – und das meine ich durchaus ernst.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter dazu an:

Vor allem wenn Sie für den Erhalt der Homöopathie sind, sollten Sie sich unbedingt dazu eintragen, denn die „Politik“ und etablierte Medizinerschaft ist bestrebt die Homöopathie zu verbieten und / oder abzuschaffen!

Die Unwissenschaft eines alter-naiven Schulmediziners

Der Ausbildungswerdegang von Herrn Ernst in Sachen alternative Medizin verrät ein weiteres Detail (laut o.g. Interview): Er ist nicht nur kein Homöopath, er ist auch kein „klassischer“ Wissenschaftler. Denn seine Ausbildung als Arzt beinhaltet in keiner Weise eine Ausbildung zum Wissenschaftler. Es gibt zwar interessierte Gerüchte, dass man als Arzt ja auch die ganze Wissenschaft mit der Medizin einverleibt bekommt.

Dennoch muss man sich dann fragen, wie man als „wissenschaftlicher“ Arzt ohne Biochemie und Ernährungskunde auskommen kann? Denn diese Disziplinen werden in der Ausbildung zum Mediziner nicht oder nur streifschussartig abgehandelt. Ebenso Fächer wie Statistik oder Sozialforschung. Während des Medizinstudiums: Fehlanzeige. Muss ja auch für einen Arzt gar nicht sein. Der soll sich ja eigentlich um Kranke, beziehungsweise um die Gesundheit der Patienten kümmern…

Eine nähere Beschreibung zu diesen Fragen der Wissenschaft in der Medizin habe ich übrigens im Report: „Unsere Schulmedizin – Die einzig wahre Wissenschaft?“ diskutiert.

Prinzipiell sehe ich einige „methodologische Schwächen“ in der Medizinwissenschaft. Die Medizin (im allgemeinen jedenfalls) ist aber nicht bereit, diese Schwäche zuzugeben.

Da ist es kein kein Wunder, wenn man bei Herrn Ernst auch weniger wissenschaftlich qualifizierte Statements zu hören bekommt, bzw. er einen Diskussionsstil führt, der mit den Gepflogenheiten der Wissenschaft nichts zu tun hat. Nicht zuletzt war es ein Kommentar des DZVhÄ zu dem gegebenen Interview, der diesen Sachverhalt unterstreicht:

„Verblüfft hat uns die erste Antwort von Prof. Ernst auf unsere Interview-Anfrage: ´Ich habe gerade die Fragen gelesen. Falls Sie Antworten zu derart spezifischen Fragen haben wollen, bitte ich um Nennung der jeweiligen Publikationen, auf die Sie sich beziehen.´ Dem führenden Forscher sind also wesentliche Arbeiten, die in seinem eigenen Arbeitsgebiet in den letzten Jahren erschienen sind, offenbar nicht geläufig. Wir haben ihm die Quellen dann gerne genannt, darunter eine Zeitschrift, in deren wissenschaftlichen Beirat niemand anders als Professor Edzard Ernst sitzt.“

So lässt sich wissenschaftliche Kompetenz doch deutlich darstellen. Und so verwundert es auch nicht, wenn andere „Schoten“ aus dem Interview herausplatzen:

„DZVhÄ: Was halten Sie von der Doppelblindprüfung von Möllinger et al. mit verschiedenen Arzneimitteln gegeneinander, mit spezifischem Ergebnis? – Gibt es Gründe, warum hier ein signifikanter Unterschied herauskam, im Gegensatz zu Prüfungen gegen Placebo?
Edzard Ernst: Homöopathische Arzneimitteleprüfungen sind keine klinischen Studien zur Überprüfung einer klinischen Wirksamkeit am Patienten. Für die Frage, ob Homöopathika Kranken mehr als Placebos helfen, sind sie daher nicht bedeutsam.“

Aha: Wenn man wissenschaftliche Studien zu homöopathischen Produkten durchführt, dann ist das laut Herrn Ernst keine Wissenschaft. Unter gleichen Bedingungen und Protokoll wird es erst dann zur Wissenschaft, wenn man ein pharmazeutisches Produkt testet. Richtig: Denn ein Auto wird nur dann ein Auto, wenn der richtige Fahrer drin sitzt. Das hört sich verdächtig nach einer alternativen Wissenschaftstheorie eigener Bauart an. Aber warum braucht Prof. Ernst ein solch neues Vehikel namens Wissenschaftstheorie? Damit die ihm das beweist, was er bewiesen haben möchte? Und was wäre das?

Homöopathie muss unwirksam sein!

Was also ging der „Erfindung“ einer neuen kaum Ernst-zunehmenden Wissenschaftstheorie voraus? Die Studien, die Möllinger und Walchach durchgeführt hatten, kamen zu dem Schluss, dass gesunde Probanden bei Einnahme homöopathischer Medikamente genau die Krankheitssymptome zeigten, die laut Theorie der Homöopathie eintreten müssen. Dazu waren die Beobachtungen auch noch hoch signifikant. Die Studien waren randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien, so wie es die evidenzblasierten Marktschreier der Schulmedizin immer verlangen. Zudem wussten die Teilnehmer nicht, mit welchen Symptomen sie konfrontiert werden würden.

Die möglichen Symptome, die in Frage kamen, betrugen mehrere Tausende, von denen einige wenige in Abhängigkeit vom gegebenen Präparat auftreten mussten. Möllinger und Kollegen bewiesen somit die Ähnlichkeitsregel der Homöopathie. Aufgrund der Sorgfalt dieser durchgeführten Studien kommt die Placebo-Theorie für die Homöopathie seitens des Professors kräftig ins Wanken.

Da es nun jedoch äußerst schwierig geworden ist, diesen vermaledeiten Studien einen methodischen Fehler zu unterstellen, deren Ergebnisse ihm aber nicht in seinen Placebo-Kram passen, werden sie einfach ignoriert bzw. aufgrund der untersuchten Stoffe als nicht-wissenschaftlich und damit als nicht klinisch relevant umdefiniert. Nun wundert es niemanden mehr, warum ein Artikel von Claus Fritsche in Psychophysik.com die Zwischenüberschrift „Zwischen Ignoranz und Starrsinn“ beinhaltet.

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Verbogener kann Wissenschaft kaum noch gehandhabt werden

Aber auch anderen Kollegen des Professors ist dieser Starrsinn bzw. diese Ignoranz schon aufgefallen: „Professor Robert Jütte, Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart, äußerte sich in einer in der FAZ veröffentlichten Buchrezension ähnlich: ´Auffällig ist die Ignoranz [der Autoren] gegenüber methodischen und sachlichen Einwänden, die führende Forscher auf dem Gebiet der Komplementärmedizin gegen den selektiven Blick dieser beiden ,Experten’ haben. Konträre Ansichten werden nicht erwähnt.´“

Damit aber nicht genug. Morley et al. veröffentlichten schon 2001 eine Fallstudie mit dem Titel: „A case study of misrepresentation of the scientific literature: recent reviews of chiropractic.“
Hier dokumentieren sie, dass Ernst et al. und deren Publikationen über die Chiropraktik wiederholt falsche Referenzen benutzen, irreführende Schlüsse und Behauptungen gebrauchen, höchst selektives Material bestimmter Autoren benutzen, relevante Literatur außer Acht lassen, inkorrektes Zitieren von veröffentlichten Arbeiten und falsche Angaben zu den Inhalten anderer Arbeiten machen.

Sie bemerken weiter, dass eine kritische Analyse der Ernst´schen Veröffentlichungen grob fahrlässige Fehldeutungen innerhalb der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu Tage brachte. Dieser Tatbestand stellt die Integrität der Peer-View Kontrolle in Frage und kommt eigentlich einem bewussten akademischen Fehlverhalten gleich.

Fazit

Herr Ernst ist nicht erst seit gestern auf die wissenschaftsfeindliche Schiene der Schulmedizin aufgesprungen. Dahinter scheint schon fast ein System zu stecken. Fast reflexartig werden Studien zu „Lieblingsthemen“ ignoriert und als Placebo-Effekt eingestuft. Da muss man schon die Frage stellen ob Herr Ernst überhaupt einen Blick auf die Arbeiten geworfen hat?

Dies erinnert mich an einen Witz:

Die typisch die Antwort eines Chefarztes, Abteilung Innere Medizin, dem schwere Nebenwirkungen eines von ihm verordneten Präparats gemeldet wurden: „Auf meiner Station gibt es keine Nebenwirkungen“.

Dieser unfreiwillige Kalauer – auf Herrn Ernst übersetzt – müsste dann heißen: „Bei meinen Forschungsergebnissen gibt es keine homöopathischen Wirkungen“.

Weitere Informationen zum Thema:

  • Kann man auch gegen Homöopathie sein?
  • Informationen zur homöopathischen Grundlagenforschung

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Beitragsbild: 123rf.com – nito500

Rene Gräber:

Ihre Hilfe für die Naturheilkunde und eine menschliche Medizin! Dieser Blog ist vollkommen unabhängig, überparteilich und kostenfrei (keine Paywall). Ich (René Gräber) investiere allerdings viel Zeit, Geld und Arbeit, um ihnen Beiträge jenseits des „Medizin-Mainstreams“ anbieten zu können. Ich freue mich daher über jede Unterstützung! Helfen Sie bitte mit! Setzen Sie zum Beispiel einen Link zu diesem Beitrag oder unterstützen Sie diese Arbeit mit Geld. Für mehr Informationen klicken Sie bitte HIER.

Wer schreibt hier?

René Gräber

Mein Name ist René Gräber. Ich arbeite seit 1998 in eigener Praxis für Naturheilkunde. In dieser Zeit habe ich viele Patienten mit unterschiedlichsten Beschwerden begleitet. Mein Ansatz verbindet klassische Naturheilkunde mit moderner Ernährungs- und Orthomolekularmedizin. Ich setze auf Verfahren, die den Organismus regulieren und stärken: Heilpflanzen, Vitalstoffe, Ernährung und Ausleitungsverfahren.

Auf Yamedo.de teile ich Fachwissen, Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen aus über 25 Jahren Arbeit in der Naturheilkunde.

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